Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Es fällt nicht leicht, das große Ganze zu erfassen, wenn es vor der Haustür brennt! Doch welcher unparlamentarisch und nicht-organisierte Durchschnittsdeutsche kann schon erfolgreich Außenpolitik betreiben und sich des Themas „Altersarmut“ adäquat annehmen, oder – noch wichtiger, weil näher am eigenen Alltag – Lösungsansätze finden, um Zeitarbeitsfirmen verschwinden zu lassen, und ein saugutes Modell zur Rentenabsicherung von Freiberuflern ausbrüten? Kaum einer!

Doch nicht mal das Siechtum des eigenen Lieblingsvereines aufhalten zu können, das schmerzt. Das Böllenfalltorstadion wird bald abgerissen werden, das Gelände dort (der Stadt gehörend) ist millionenschwer, der SVD bald keinen Cent mehr wert. So sieht’s doch mal aus! Wie soll’s denn auch gehen? Die Stadt ist pleite, wie soll die denn da Jahr für Jahr 200.000 Euro einplanen für einen Verein, den grade mal 5.000 Leute mögen – wenn auch 2.000 davon offensichtlich innig? Der Verein müsste mal selbst was reißen, von der Stadt aus geht da nix mehr. Initiative ist gefragt! Unter Präsident Kessler wurde prima konsolidiert, mit Runjaic [und hoffentlich auch seinem Nachfolger Jürgen Seeberger, Anm. d. Red.] ein Mann mit Fachwissen gefunden, aber daran misst der Stadionbesucher seinen Besuch nicht.

Der eigene Verein macht immer alles falsch, da geht es uns wie all den Anderen. Bloß geht es außerhalb vom „Bölle“ nun mal um bargeldlose Kassensysteme, unfähige Manager und nervige Zuschauer. Aber bei uns ist es auch wirklich ganz schlimm. Unsere Stadiongastronomie ist eine Katastrophe, die Situation an den Kassenhäuschen eine einzige Frechheit! Warum besetzt man nicht mal zum Saisonauftakt jedes Kassenhäuschen, um einen guten Eindruck zu machen? Nein, murmeltiermäßig stehst du Besuch für Besuch an einem der zwei geöffneten Kassenhäuschen (es gibt derer neun) und ärgerst dich. Bist du dann kurz nach Anpfiff drin und möchtest dir noch rasch eine Runde am Bierwagen mitnehmen, siehst du dich verwirrten Rentnern ausgesetzt, welche dir abgestandenes Bier über den Klapptresen reichen! Die Getränkeversorgung an der Gegengeraden ist mit stiefmütterlich-behandelt noch bei weitem zu sehr geschönt. Dort versteht man es wenigstens, rasch zu zapfen, aber entweder sie sind unterbesetzt oder sie müssen ihren Schuppen nach der ersten Halbzeit zusperren, weil sie auf irgend ein gottverdammtes Fest in der Stadt oder im Landkeis geordert werden, um dort für den verfickten Gastronomen vor mehr Kundschaft weiterzuzapfen! Das prangere ich an!

Doch wer wird schon meine stellvertretende Klage hören im Verein? Doch ja, ich höre, heute hört man auf mich! Das nutze ich: 1.) Wieder Personal mit Getränken durch die Besucherreihen schicken. Erhöht den Umsatz! 2.) Deal mit der Caparol gemacht, einmal mit Rutschfest-Blau über den Boden von Gegengerade und den Kurven gegangen und anschließend die Wellenbrecher weiß lackiert. 3.) 100 Bäume hinterm Trainingsplatz gefällt und den Platz in ordentlichen Turniermaßen, um 90 Grad gedreht, neu angelegt. 4.) 20.000 Euro in die Hand genommen und die Sanitär-Situation am Eingang Traisaer-Straße in Ordnung gebracht. Und 5.) Alle Kassen besetzen und (auch das war bisher nicht garantiert) mit genügend Eintrittskarten ausstatten. Höre ich ein: „Wird gemacht“?