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Foto: Jan Ehlers

Viele bekennende Schokokussbrötchen-Liebhaber haben ihrer Passion schon lange nicht mehr gefrönt. Freunde der „Eszet“-Schnitte kennen deren Geschmack zwar noch, aber die Synapsen, die eine Erinnerung daran auslösen sollen, müssten erst mit „WD-40“ oder „Caramba“ sendefähig gemacht werden.

Reiche essen keine Schokokuss-Weck! Aber essen Reiche – oder sagen wir: gebildete, tischmanierenfeste Millionäre – denn Honig? Es ist schier unmöglich, sich beim Verknusen eines Honigtoastes die Finger nicht so zu verkleben, dass man sie umgehend waschen muss. Da hilft keine Serviette! Sketche über das Sujet „Wertpapiere sortieren und dabei Honigbrötchen essen“ gibt es wahrscheinlich von Loriot, Tati, Mr. Bean und Mister Spock. Überraschenderweise geht es aber in diesem Text gar nicht darum. Es geht, wie eigentlich immer, um zivilen Ungehorsam.

Lasst mich folgende Anekdote auspacken, Freunde: Ein modernes Brötchen hat mit dem altertümlichen Brötchen weder von der Größe noch vom Preis etwas gemein. Dieses Eisbällchen-Phänomen ist dennoch nichts, wofür ich in Proteststimmung auf die Straße gehen würde. Und schon gar nicht nachts mit Spraydose! Anders sahen das mir Unbekannte, die dachten, mit Slogans wie „Mannheim Döner 2,- €“ die Sponti-Szene endlich ins neue Jahrtausend befördern zu müssen. Diese Art des Protests oder der Eigenwerbung sah ich vorher und in dieser Form noch nie. Was steckt dahinter? Die „Pfefferkörner“ oder so sollen doch bitte mal aufdecken, ob dieses Statement von angetrunkenen Kultur-Dezernenten, schelmischen Food-Artists, werbenden Badensern oder wirklich von verbitterten Konsumenten stammt. Erwartet uns als nächstes „Lloret Bier 1,- €“ oder „Trier Pferdesteak 6,- €“? Ich persönlich lasse mich überraschen … aber nicht dabei, wie ich „Pfungstädter Pils rules“ an Darmstadts schönsten Biergarten schreibe. Mit Plaka natürlich!