Seit Ende 2012 geistert der Club durch das Darmstädter Nachtleben, aber nur Eingeweihten wurde dieses nächtliche Vergnügen bisher zuteil. Die Mullbinde ist so etwas wie das bestgehütete Geheimnis dieser Stadt. Manche vermuten, es sei einfacher, das Bernsteinzimmer zu finden. Andere gehen sogar so weit, es als Hirngespinst abzutun, um sich des Frusts des Nichtfindens zu entledigen. Schon mehrmals haben wir eher verklausuliert über diesen verruchten Tempel des Hedonismus berichtet, weil die Macher sehr unkommunikativ und wir teils auch eher ratlos waren. Es gibt also viele Fragezeichen beim ersten Exklusiv-Interview mit den beiden Typen hinter der Mullbinde: Igor-Pietr und Rasniczyk.
[souverän lockerer Einstieg]: Wie geht’s Euch so?
IP [mufflig]: Nächste Frage.
Dürfen wir Eure vollen Namen nennen?
R [trocken]: Negativ.
Ihr seid bisher zweimal innerhalb Darmstadts umgezogen. Warum?
IP: Wow, investigative Frage. Weil zu viele die Örtlichkeit jeweils spitz kriegten. Leute wie Du. Das passt nicht zum Konzept und auch nicht zur Kapazität. Nächste Frage.
Und wo seid Ihr jetzt?
R [trocken]: Netter Versuch.
Es wird geraunt, es sei jetzt im Hinterhof einer Tankstelle.
IP: Lass die Leute raunen. Viele sprechen ja immer noch von einem Aprilscherz oder so … soll uns recht sein. Umso weniger suchen und finden uns.
[an IP gerichtet] Du hattest jahrzehntelang im brodelnden Berlin erfolgreich einen Kult-Club betrieben, aber kamst 2012 ins kleine Darmstadt der Liebe wegen. Macht das wirklich Sinn? Wegen einer Frau alles aufgeben?
IP [schwer genervt]: Nächste Frage.
Ist ja gut, ist ja gut … [kruschelt den Fragezettel] … aber Ihr profitiert ja vor allem von Deinen damaligen Berliner Kontakten zu den Größen des Musik-Business, wenn es jetzt um Eure Secret-Bookings geht. Also wenn DJs oder Bands, die sonst große Hallen füllen, bei Euch unter Pseudonym auftauchen.
IP [lacht endlich mal]: Ja, klar. Die finden das ja auch alle cool, mal wieder in so einer kleinen schwitzigen Klitsche zu spielen. Meist spielen die im Rhein-Main-Gebiet irgendwo ganz groß und kommen dann zur Afterhour-Party zu uns – so wie Deichkind oder Kalkbrenner-Paule nach ihren Festhalle-Gigs in Frankfurz …
R [tritt seinen Partner]: MANN EY, keine Namen!!
IP [erschrocken]: Ach Mist … hey, Du schreibst das auf keinen Fall. Sonst bist du tot! Verstanden!?!
Ja, mal sehen …
IP: NIX „mal sehen“ … [sein Handy klingelt] Ja?? Nein. Weiß ich nicht. Auf jeden Fall kein Sushi diesmal … [legt auf] Wo waren wir stehen geblieben?
Gibt es eigentlich das Nackt-Tanzen einmal im Monat noch?
R [trocken]: Nein. Als Typen wie Du da auftauchten, war das ästhetisch nicht mehr vertretbar.
Okay, verstehe. Nächste Frage. Vor drei Jahren schrieben wir: „… als sich uns erstmals die ziemlich unscheinbare Tür mit Sehschlitz öffnete, drängten sich dahinter Dutzende Menschen dicht an dicht und der Schweiß tropfte von der Decke.“ Immer noch so?
IP [grinst hämisch]: Das wüsstest Du wohl gerne.
Warum habe ich denn immer noch Hausverbot?
R: Weil Typen wie Du da einfach nicht reinpassen. Sorry, nimm’s nicht krumm, Du bist ja ganz … naja, nett und bemüht, aber das langt eben nicht. So ein Stoppelbart reicht nicht, um exklusiv zu sein. Wir sind nicht elitär, wir sind speziell. Da fehlt es Dir einfach an der Genetik.
IP [lacht]: Haha, wenn Du das alles so schreibst, darfst Du auch die Deichkids und und den Paule als Beispiele nennen. Aber ansonsten brechen wir hier ab, da gleich Soundcheck in der Mullbinde ist. Außerdem ist das Bier alle.
Wer spielt denn?
IP [trocken]: Netter Versuch.
Mehr oder weniger Infos unter: www.facebook.com/Mullbinde
Club-Update Darmstadt
Der Schlosskeller zeigt sich endlich im neuen Gewand. Nach mehr als einem halben Jahr Wartezeit ist der Umbau im Keller abgeschlossen. Wenn man die Treppen abwärts steigt, irritiert erst mal das sehr sterile und grelle Weiß als vorherrschende Wandfarbe. Aber das legt sich hoffentlich mit der Zeit und dem Schweiß und die gewohnt-gemütliche Patina kehrt zurück. Im großen Raum bewirkt vor allem die um eine Wand versetzte Theke mehr gefühlten Freiraum. Ein deutlicher Gewinn. Das Außengelände ist noch eine riesige Baustelle, was den Betrieb im Hof vorerst nur sehr eingeschränkt möglich macht. Aber dafür öffnet der Schlossgarten auf der Bastion Mitte April wieder seine gemütliche Freiluftoase – hoffentlich … nähere Infos in unserer Rubrik „Kommen und Gehen“. www.schlosskeller-darmstadt.de
Das Blumen kehrt zurück! Ende 2013 musste das bisherige Club-Kleinod in der Nieder-Ramstädter-Straße nach zwei Jahrzehnten einem Bauinvestor für Mehrfamilienhäuser weichen. Nach sehr langer erfolgloser Suche – und einem Architektursommer-Intermezzo im Atombunker unter dem Karolinenplatz – wurde Anfang des Jahres endlich eine neue Bleibe gefunden. Ab Juni soll es in der Halle einer ehemaligen Schlosserei in der Hügelstraße 77 mit einem regelmäßigen Programm losgehen. Am Samstag, 23.04., gibt es aber schon mal einen Vorgeschmack für die Öffentlichkeit. Seht dazu unseren Favoriten. www.facebook.com/dasblumen
Der Frühling macht sich breit, das bedeutet auch den Beginn einer neuen Saison für das Weststadtcafé in der Mainzer Straße 106 (direkt neben dem Ponyhof). Betreiber Boris Cartarius verbrachte den Winter wie immer im warmen Portugal und öffnet jetzt wieder das Club-Café mit Blick auf den „schönsten Sonnenuntergang ganz Darmstadts“. www.weststadtcafe.de
