dabeisein.e.v.
Illustration: Hans-Jörg Brehm

Nachdem in den letzten P-Ausgaben mit Zucker, Vielbunt, Blumen und Strandgut Vereine vorgestellt wurden, die Kultur machen und anbieten, geht’s in dieserFolge darum, wie „dabei sein“ sich dafür einsetzt, Teilhabe an Kultur zu ermöglichen: unkompliziert und kostenlos – für Menschen, bei denen das Geld knapp ist.

Wenn kaum Kohle übrig ist, bleibt Kultur oft auf der Strecke. Für einen Konzertbesuch in der Centralstation oder die Ausstellung auf der Mathildenhöhe fehlt dann der Puffer, nachdem die Miete bezahlt und der Kühlschrank gefüllt ist. Um Menschen  in dieser Situation trotzdem noch Zugang zu Kunst und Kultur zu verschaffen, hat Anne-Kathrin Matz 2008 „dabei sein“ ins Leben gerufen – inspiriert von einem ähnlichen erfolgreich laufenden Projekt in Österreich. In Kooperation mit möglichst vielen Kulturstätten in Darmstadt und Umgebung soll ein Kulturpass etabliert werden, der an Menschen in finanziell schwierigen Verhältnissen ausgegeben  wird. Der Pass ermöglicht ein Jahr lang freien Eintritt zu Theater, Museen, Kinos und anderen Kultureinrichtungen.

Was Anne-Kathrin zunächst studienbegleitend begann, konnte sie bald nicht mehr alleine stemmen. Darum lag es nahe, mehr Leute ins Boot zu holen und einen Verein zu gründen. Aktuell sind es 14 Mitglieder zwischen 20 und 60 Jahren, darunter einige, die selbst nicht viel Geld haben und ganz persönlich am Kulturpass interessiert sind. Aber auch Menschen, die finanziell eigentlich ganz gut gestellt sind, machen mit – einfach, weil sie das Projekt toll finden. Einmal im Monat gibt’s ein offizielles Vereinstreffen, aber letztendlich sitzt die bunte Truppe dann doch noch viel öfter zusammen. Man kennt und mag sich eben.

Es fehlen noch 6.000 Euro damit ab 2012 endlich die ersten Kulturpässe verteilt werden können, muss noch ein bisschen Kohle rangeschafft werden. Zirka 12.000 Euro werden insgesamt benötigt, wovon noch gut die Hälfte fehlt, um den Druck der Pässe und die Bereitstellung von Werbung und Infomaterial finanzieren zu können.  „Die Pässe sollen ja dann nicht einfach in den Schubladen von Sozialarbeitern oder der ARGE liegen, sondern bei den Menschen ankommen, die sie gerne nutzen würden“, sagt Anne-Kathrin. Es gibt also noch viel zu tun – der Verein bewirbt sich zum Beispiel bei verschiedenen Stiftungen und Preisauslobungen für soziale und kulturelle Projekte. „Fördermittelanträge schreiben macht natürlich nicht besonders viel Spaß, aber das muss eben sein.“ Anne-Kathrin ist mittlerweile Expertin, wenn es um die Akquise finanzieller Mittel geht: Während ihres Studiums der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Fachhochschule in Darmstadt hat sie sich auf administrative Arbeit spezialisiert  und kennt sich aus mit Öffentlichkeitsarbeit  und Fundraising. Da hat sie auch einige Tipps auf Lager, die sie gerne an andere Kulturvereine weitergibt, um sie zum Weitermachen zu ermutigen.

Unterstützung durch das Nonstock-Festival

Der Kulturwiese Nonstock e.V., der gemeinnützige Trägerverein des Nonstock-Festivals, vergibt jedes Jahr einen Benefiz-Euro an einen gemeinnützigen Verein – diesmal spenden die Veranstalter für jedes gekaufte Nonstock-Ticket einen Euro an „dabei sein“. Beim Festival am 19. und 20. August gibt’s dann im Kulturzelt auch die Möglichkeit, „dabei sein“ und die Menschen, die dahinter stehen, persönlich kennenzulernen. Und wer Lust hat, ist auch jederzeit willkommen, mal bei einem Vereinstreffen vorbeizuschauen und einfach mitzumachen.  „Wir brauchen immer Leute, die Ideen haben,“ so Anne-Kathrin, zum Beispiel für Design oder Netzwerkarbeit. Und besonders für den Aktionstag, der für Mai 2012 geplant ist, wird nicht nur Hilfe bei der Planung, Organisation und Durchführung benötigt, auch bei der künstlerischen Gestaltung kann sich jeder einbringen – ob als Musiker, Feuerspucker oder Literat – und das Event mitgestalten. Geplant ist, einen solchen Mitmachtag dann einmal im Jahr zu etablieren. Denn es ist ganz wichtig fürs Projekt, meint Anne-Kathrin, „die Leute auf den Verein aufmerksam zu machen und damit weitere Menschen für ‚dabei sein‘ zu gewinnen.“

 

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www.dabeisein.org