Foto: Sebastian Linck
Foto: Sebastian Linck

„Über Grund gehen“. Den Boden berühren und sich durch urbane Landschaften einer Stadt treiben und sich inspirieren lassen. Graffiti an den Wänden verwahrloster Häuser, Schluchten im Labyrinth aus Beton und Asphalt, seltsam anmutende Gestalten einer Parallelwelt, wenn die Dunkelheit über die Stadt kommt. „Über Grund gehen“ steht aber auch für die freie Kunst, inszeniert in unserer urbanen Umgebung, für jeden zugänglich und mit befristeter Haltbarkeitsdauer. Streetart ist ein weitreichender Begriff: Verschiedene, meist halblegale Kunststile im öffentlichen Raum werden vereint, gleichzeitig beschreibt sie auch die Darstellung der Dinge, die Teil einer Stadt oder des urbanen Lebens sind. „uebergrund“ ist ein Bildband, der Einblick in diese Welt gibt.

Herausgeber ist der 29-jährige Darmstädter Sebastian Linck. In Eigenregie, also ohne Verlag und Werbeanzeigen hat er dieses Fotomagazin entstehen lassen. In nur vier Monaten stellte er mit Unterstützung von Freundin und Freunden dieses Projekt auf die Beine. Nur 500 Exemplare hat er im hochwertigen OffsetVerfahren auf  eigene Kosten herstellen lassen, wovon  bereits im ersten Monat mehr als einhundert verkauft wurden. „Selbst Anfragen aus den USA, der Schweiz, Tschechien und Belgien sind nach so kurzer Zeit schon eingegangen“, kommentiert Sebastian den ersten Erfolg seines 76-seitigen Magazins. Die Freude darüber ist ihm anzusehen – und motiviert plant er schon die nächsten Projekte. Verraten wird noch nichts, wir dürfen also gespannt sein.

Die Idee zu „uebergrund“ reifte lange in ihm. Schon als Kind hatte er Graffiti auf Zügen fotografiert und die Fotos unter Freunden getauscht. Vor vier Jahren kaufte er sich dann die erste „richtige“ Kamera und ist seitdem auf der Jagd nach passenden Motiven. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Australien fasste er den Entschluss, die Fotos aus seinem Computer zu befreien. „Ich wollte die Bilder nicht im PC verschimmeln lassen, sondern die besten Stücke in einem Bildband im Regal stehen haben“, erklärt Sebastian. Die Bilder entstanden zwischen 2006 und 2009 auf seinen Reisen durch Australien, Neuseeland, in Hongkong,

Damit Bilder nicht verschimmeln

Vietnam und Europa. Das Cover-Foto zum Beispiel zeigt eine beklemmende und zugleich beeindruckende Nachtaufnahme einer Häuserschlucht in Hongkong, direkt aus dem Hotelfenster fotografiert. Auf anderen Bildern sind Skater in Wellington (Neuseeland) zu sehen – oder Häuserfassaden in aller Herren Länder mit interessanten Graffiti und unterschiedlichsten Streetart-Elementen. Und auch in Darmstadt gemachte Aufnahmen sind in dem gelungenen Bildband enthalten, zum Beispiel die bei Nacht in rotes Licht getränkte Gleisanlage am Hauptbahnhof.

www.uebergrund.eu/magazine

 

Hauptbahnhof/Ausgabe 21
Foto: Sebastian Linck