Foto: Roger Edward Francis

„Auf, Ihr Leit!“ Unwahrscheinlich, diesen schallenden Ruf in der Darmstädter City noch nie gehört zu haben. Vor dem Obsthaus Rebell in der Ernst-Ludwig-Straße 13 glaubt man noch an die Wirkung der direkten Kundenansprache. Hier agiert der „Schreihals“, wie der Darmstädter Volksmund ihn zu nennen pflegt. Eigentlich sind es sogar „Schreihälse“, denn die Darmstädter Einzelhandels-Institution ist ein seit 1972 bestehender Familienbetrieb.

Gegründet von „Carlo“ Rebell (74) schwingen hier mittlerweile Jürgen Rebell (54) und Junior Daniel (30) weithin hörbar das Zepter über das riesige Meer an Obst, Gemüse, Blumen und frischen Säften sowie rund 40 Mitarbeitern inklusive Aushilfen. Vater und Sohn wechseln sich in Rotation während der 6-Tage-Woche ab: Wenn einer der beiden am Stand steht, ist der andere meist in Frankfurt, um frische Erzeugerware einzukaufen. Ergänzt wird die „Family Affair“ von Daniels Schwester, der eigentlichen Geschäftsführerin Nathalie Rebell (31). Und auch die jüngste Rebellin, Vivien (23), wird nach absolviertem BWL-Studium ihre Frau im Obsthaus stehen. „Der Betrieb funktioniert nur über Familienzusammenhalt!“, ist Daniel sicher, der seit 2001 und seiner Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann in der City mitackert. Außer an Sonntagen müssen ab 6.30 Uhr bis zu 250 Obst- und Gemüsesorten gut sortiert in Reih und Glied zum Verkauf präsentiert werden – das Auge isst bekanntlich mit.

Geschätzt halb Darmstadt scheint hier einzukaufen – Menschentrauben vor und im Stand, angelockt durch die stimmgewaltigen Verkäufer: „Eine gute Atemtechnik, wie bei einem Rockstar“ verhindere Schlimmeres als mal eine Heiserkeit, erklärt Daniel. „Über den Bauch rufen beherrschen die Jungs hier!“ Und dass Erkältungen praktisch ausbleiben, sei dem „Wirken der Vitamine“ vor Ort geschuldet, so Daniel weiter. Zeit fürs Privatleben bleibt für die Rebells nicht oft: Vater Jürgen schwingt ab und zu die GolfKeule, Daniel kickt an Sonntagmittagen in der Kreisoberliga für den TSV Dudenhofen als erfolgreicher Stürmer („vier Jahre, 99 Tore“). Verständnis für den Zeitmangel bringt Daniels Freundin wohl nur mit, da sie auch selbstständige Geschäftsfrau ist.

Die Rebells versuchen möglichst jeden Kundenwunsch zu erfüllen, auch wenn es die exotischsten Südfrüchte sind. Ein Gastro-Lieferservice rundet neben der Floristik auch für Hochzeiten und ähnliche Anlässe das Portfolio ab. Ein zweiter Standort existiert zudem seit 1996 in der Markthalle des City Carree. Er soll laut Daniel auch nach einem dortigen Eigentümerwechsel weiterhin erhalten bleiben.