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Foto: Jan Ehlers

Scheinbar geistesabwesend steht er am Bühnenrand und nippt an seinem Bier. Dann kraxelt er auf die Bühne, greift sich das Mikro und schmettert anklagend: „Sie sind lesbisch geworden“. Ist der noch ganz knusper? Die eine Hälfte des Publikums kräuselt die Stirn, die andere schmunzelt. Aber er lässt nicht locker: „Ich lass’ mich aus der Wohnung tragen“, „Nacktes Pack“ oder „Uranus ist eine harte Nuss“. Voll Inbrunst stolpert er durch seine Texte. Dazu das stoischparanoide Geschepper seiner Begleit-Combo. Zumindest empfindet es so die eine Hälfte, die fluchtartig den Raum verlässt. Die andere dagegen johlt, pfeift und taumelt, als stünde der Leibhaftige vor ihr.
Es ist aber nur Hardy Zech.

Keine Fönfrisur, kein athletischer Körperbau, dafür Brille Marke Kassengestell. Ein angenehmer Kontrast zu all den gestylten Superstar-Epigonen. Neben ihm seine begnadeten Musikerkollegen von „The Dass Sägebett“. Manchmal auch als „Stahljustiz“ unterwegs. Geniale Dilettanten. Schräg, eigensinnig, ungewöhnlich. Hardys Texte strotzen vor dadaistischer Spontaneität und Selbstironie. Einen „intellektuellen Shouter“ nannte ihn einst das Journal Frankfurt.  Ein bisschen Helge Schneider, ein bisschen Klaus Beyer, ein bisschen Der Plan oder Trio. Beinahe  hätten sie es bis Atatak und L’Age d’Or geschafft. Aber das ist eine andere Geschichte.

Obwohl eher zurückhaltend, ist Hardy Zech auch gefeierter Gastgeber. Seine „Hardy Partys“ in der Rocky Bar der Krone sind skurril und legendär. Da hört man „Superhits auf 45“, zwischen Billard und Dartscheibe. Und anlässlich seines Geburtstages gibt es an gleicher Stelle Bingo mit St. Pauli-Charme. Und Hardy als Bingo-Master:  „Die Regeln bestimme ich!“

Hardy hat auch Helden. Die verewigt er in Stein und verschafft ihnen ein Ehrenmal.  Von Beruf Meister der Steinmetz-Zunft, meißelte er einst eine Büste des „Doors“-Sängers Jim Morrison und schaffte sie nach Paris zu dessen Grabmal. Er fuhr nicht allein, Freunde begleiteten ihn, „Zechreisen“ ward geboren. Seine nächste Büste galt Pan Tau. Mehr als 30 Freunde reisten mit nach Prag. Ebenso bei Romy Schneider (Wien), Bela Lugosi (Budapest) sowie Tim und Struppi (Brüssel). Demnächst plant er gleiches mit Fred Hill, Rudi Carrell und Louis de Funés.

Erwähnenswert ebenso: seine Präsidentschaft im Krone-Freundeskreis, seine einzigartige Krocketbahn und seine legendären Playmobil-Filme. Der Fast-Zwei-Meter-Mann  ist beschäftigt. In Zeiten voll personifizierter Plagiate ist der 40 Jahre alte Darmstädter einzigartig. Hardy Zech läuft nicht konform, ist immer er selbst. Ob es eines Tages eine Büste seiner geben wird? Vielleicht ja ein Denkmal namens „Langer Hardy“ -aufgestellt vor seinem zweiten Wohnzimmer, der Krone.