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Foto: Iris Daßler

Mal „schillernd wie Perlen“ und „leicht wie Federn“, mal schräg und charmant, mal „feurig in jeder Beziehung: So zeigen die internationalen Artisten und Künstler des Straßentheaterfestivals „Just for fun“ von Mittwoch, den 12., bis Samstag, den 15. August 2009, ihr Können. Umsonst und draußen auf fünf Darmstädter Straßen und Plätzen.

Zum 16. Mal haben Rainer Bauer, Vorsitzender der Kw8-Werkstatt für Theater und Kultur e.V. – ein Verein, der mit seiner Gründung dem Festival seinen rechtlichen Rahmen gibt – und Iris Daßler als künstlerische Leiterin ein Theaterprogramm von Artistik über Performance bis Zirkus zusammengestellt. Damit möchten sie wie in den Vorjahren bis zu 5.000 Zuschauer unterschiedlichster Couleur begeistern. Seit 1994 boten 127 Künstler aus 18 Ländern ihre Produktionen der internationalen Straßentheaterszene im öffentlichen Raum Darmstadts dar.

Dafür werden von den Organisatoren bewusst Orte gewählt, die frei und kostenlos zugänglich sind. Denn nur so ist ein „Theater für alle“ gewährleistet, unabhängig von Status und Herkunft. „Da stehen zum Beispiel am Riegerplatz die Bildungsbürger neben den Punks aus dem Pillhuhn“, freut sich Rainer Bauer und weiß, dass seine Akteure pro Veranstaltung bis zu tausend Zuschauer erfreuen werden, während die großen Theaterhäuser mit schwindenden Zahlen zu kämpfen haben.Die einzelnen Orte bestimmen dabei das jeweilige Programm: Welche Darbietung braucht welche Atmosphäre? Gibt es eine Bühne oder genügend Platz für raumgreifende Vorstellungen? Wer braucht Technik oder einen Stromanschluss? Unterstützt werden Iris Daßler und Rainer Bauer von örtlichen Kooperationspartnern: der Bessunger Knabenschule, dem Aktivspielplatz im Herrngarten, der Initiative Lebendiger Riegerplatz e.V., dem Freundeskreis Weißer Turm e.V. und vom Textilkaufhaus Henschel & Ropertz. In diesem Jahr konnten auch die Centralstation und die City Carree Werbegemeinschaft gewonnen werden. So findet die Eröffnungsveranstaltung von „Just for fun“ am Mittwoch, dem 12. August, um 20.30 Uhr erstmals im Carree statt.

„Bratwurst gibt es keine“, sagt Rainer Bauer. „Die Leute kommen und schauen sich die einstündigen Vorstellungen an, die keine Pausen haben. Man kann aber ein Bier trinken.“ Das Straßentheaterfestival will sich so von der üblichen „Event-Kultur“ Darmstadts mit seinen unzähligen Essensbuden abheben.

Stattdessen gibt es Kultur mit unterhaltsamem Charakter. „Wir bieten auch bewusst kein explizites Kinderprogramm, weil wir ein Publikum jeden Alters ansprechen wollen.“ Das kann sich an den drei Abendveranstaltungen jeweils um 20.30 Uhr erfreuen: am spanischen Straßenzirkus „Los Gingers“ (Mittwoch / Carree), an der „Nacht der schrägen Typen“ (Donnerstag / Aktivspielplatz Herrngarten) und am Feuertheater „Loßt’s es brennan!“ der erfolgreichsten Straßentheatergruppe Österreichs, dem Theater Irrwisch, (Freitag / Riegerplatz) ergötzen. Die Veranstaltungen am Samstagnachmittag (15.) in der Innenstadt kann man als Familienprogramm durchgehen lassen – wenn man auch riskiert, dass der Nachwuchs mit Ausblicken auf nackte Körper oder mit abgehackten Barbie-Köpfen konfrontiert werden könnte. Die Kleinen zumindest freut es meist …

Auf dem Friedensplatz findet ebenfalls am Samstag um 20.30 Uhr die Abschlussveranstaltung statt, die – von allen Künstlern gemeinsam gestaltet – die zentrale Aufführung ist. „Im Gegensatz zu anderen Festivals ist bei uns jeder Künstler ein Topact. Das schätzen die Künstler sehr“, sagt Rainer Bauer. Darum gelingt es den Organisatoren seit Jahren, preisgekrönte Artisten und Performer für Darmstadt zu gewinnen. Dies wie­derum schätzen die 42 Personen, die sich bisher als Förderer engagieren und das Festival mit 15 bis 25 Euro im Jahr unterstützen. Denn Theater ohne Spon­soren ist nicht möglich.

Die Stadt Darmstadt fördert das Festival seit Anbeginn, doch seit letztem Jahr fehlen „Just for fun“ die Fördergelder des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Das führte zur Gründung der Aktion „100 Förderer gesucht“. Vielleicht wird dieses Ziel ja mit dem diesjährigen Programm erreicht.