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Die Weihnachtszeit naht und der Geschenkestress geht wieder einmal los. Zur selben Zeit werden im knapp 4.000 Kilometer entfernten Syrien täglich Menschen ermordet. Mehr als 150.000 Tote hat der Aufstand gegen den Diktator Baschar al Assad bereits gefordert; sogar Giftgas hat dieser gegen seine Bevölkerung eingesetzt. Sieben Millionen Syrer sind auf der Flucht. Doch der Konflikt ist von den Titelseiten deutscher Zeitungen verschwunden.

Einer, der gegen diese Gleichgültigkeit ankämpft und den Menschen in Syrien beisteht, ist der Darmstädter Abdulhamid Al Jasem. Der aus Syrien stammende Physiotherapeut engagiert sich seit Beginn des Aufstands und hat deshalb im Mai 2011 den Deutsch-Syrischen Verein zur Förderung der Freiheiten und Menschenrechte gegründet. Manchen ist vielleicht schon der Stand in der Darmstädter Innenstadt aufgefallen, an dem syrische Spezialitäten verkauft werden. Das ist nur ein Projekt des Vereins.

Nachhaltige Unterstützung für Syrien

Angefangen hat es im März 2011 mit einer Demonstration gegen die Diktatur, zwei Monate später entschloss sich Al Jasem einen Verein ins Leben zu rufen. „Wir wollten zunächst Aufklärungsarbeit machen, Informationen aus Syrien bereitstellen und die deutsche Öffentlichkeit auf das Unrecht aufmerksam machen.“ Alle waren davon überzeugt, dass sich das brutale Regime in Damaskus nicht lange halten würde. Doch als nach sechs Monaten das Morden immer schlimmer wurde, war klar, dass man den Menschen in Syrien konkret helfen muss. Denn sie sind oft schwer traumatisiert, wie Al Jasem aus der eigenen Familie weiß. Sein Bruder musste in den Libanon fliehen. Die Familie wohnt dort in der Nähe eines Flughafens und bei jedem landenden Flugzeug versteckt sich der Sohn seines Bruders unter dem Bett – aus Angst, es könnten Assads Kampfflugzeuge sein.

Vier Krankenhäuser, eine Intensivstation, 15 Krankenwagen

Mithilfe von Bekannten und Ärzten in Syrien erhält Al Jasem Informationen darüber, was am dringendsten benötigt wird. Der Verein in Darmstadt spricht dann gezielt potenzielle Spender an. Mittlerweile können die 60 Vereinsmitglieder auf eine sehr erfolgreiche Bilanz verweisen. Sie haben vier Krankenhäuser und eine Intensivstation in Syrien aufgebaut, unterstützen eine Dialyse-Station und haben 15 Krankenwagen finanziert. Dadurch, so Al Jasem, könnten täglich viele hundert Menschen medizinisch versorgt werden.

Zahlreiche Menschen und Firmen aus Deutschland helfen mit Sachspenden. Diese müssen aber noch in das Krisengebiet transportiert werden. Das kostet Geld. Jeden Monat fahren zwei LKWs von Darmstadt an die türkisch-syrische Grenze, wo die Hilfsgüter dann umgeladen werden. Jede Fahrt kostet ungefähr 6.000 Euro, die alleine durch Spenden zusammenkommen.

Ein Vorteil des Darmstädter Vereins ist, dass die Mitglieder gute Kontakte nach Syrien besitzen und keine Angst haben, in den befreiten Gebieten zu helfen. „UNICEF und das Rote Kreuz können in Syrien nur aktiv werden, wenn es das Regime erlaubt – und dieses stellt sich dagegen“, erläutert Al Jasem. Alle Mitglieder des Darmstädter Vereins arbeiten ehrenamtlich und es fallen fast keine Verwaltungskosten an, da zum Beispiel das Vereinsbüro in der Privatwohnung von Al Jasem untergebracht ist.

Im Vordergrund der humanitären Arbeit steht nicht nur die kurzfristige Hilfe für die Notleidenden, sondern auch der Aufbau einer Infrastruktur für die Zeit nach dem Sturz des Diktators. „Es geht uns in unserer Arbeit darum, nachhaltige Hilfe anzubieten“, erklärt Al Jasem. Er versteht auch, dass die Menschen in Darmstadt wissen wollen, was mit ihren Spenden passiert. Aus diesem Grund ist für ihn Transparenz ein wichtiges Prinzip: „Wir dokumentieren jede Spende und die Übergabe vor Ort in Syrien“, so Al Jasem. „Dadurch kann jeder sehen, wofür wir die Gelder ausgeben und ob die Sachspenden an der richtigen Stelle ankommen.“

Die Menschen wünschen sich Frieden und Freiheit

Trotz des Leidens der syrischen Bevölkerung ist Al Jasem davon überzeugt, dass die Tage von Diktator Assad gezählt sind. Aber der Darmstädter glaubt nicht, dass der Konflikt in naher Zukunft beendet sein wird. Den zunehmenden Einfluss radikaler Islamisten sieht er mit großen Bedenken. Gleichwohl machen ihm der Mut und der Freiheitsdrang der Syrer Hoffnung. Niemand seiner Bekannten in Syrien möchte eine islamistische Diktatur, betont er zum Abschluss: „Die Menschen wollen in Frieden und Freiheit leben, genauso wie die Menschen hier in Darmstadt.“

 

Unterstützer treffen sich

Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat treffen sich Unterstützer des Deutsch-Syrischen Vereins zur Förderung der Freiheiten und Menschenrechte ab 19.30 Uhr in der Gaststätte „Hotel Rosengarten“ (Frankfurter Straße 79) in Darmstadt.

Direkter Kontakt: info@ds-verein.org

www.ds-verein.org