Peru
Illustration: Rocky Beach Studio

Erste Erkenntnis: Oft sind nicht die guten Ideen Mangelware unserer Zeit, sondern das Wissen über deren Existenz. Zweite Erkenntnis: Darmstädter trifft man überall – selbst an den entlegensten Orten dieser Welt. Dritte Erkenntnis: Wer die verborgenen Schätze unserer Natur in ihrer Rohheit selbst erlebt, begreift schnell, dass wir nur ein kleiner Teil des Ganzen, aber auch Mithüter dieses Schatze sind. Vierte Erkenntnis: Wir leben in der Plastikwelt.

Höchste Zeit für eine kleine Reise. Sie führt uns zu dem Darmstädter Jörg und seiner Frau Margarete Albrecht und zu deren Eco Lodge Tambo Paititi im Manu Nationalpark in Peru, 100 Kilometer östlich der Inka-Hauptstadt Cusco. Mitten im Bergnebelwald, an den Ostabhängen der Anden, liegt Tambo Paititi. Für uns Plastikweltler so etwas wie die Ewok-Siedlung aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ – ein Kleinod, ausschließlich mit Naturmaterialien aus der Region gebaut.

Ein Plateau auf Stehlen, mit Küche, Aussichtsturm, Essplatz und zwölf Betten – alles überdacht mit Palmenblättern. Kurzum: ein Naturhaus in der Natur, organisch eingebettet und ideal zur Tierbeobachtung, für Pflanzenstudien und zum Entspannen.

„Es geht darum, sich total zu exponieren“, erklärt Jörg Albrecht, warum es in Tambo Paititi nur das Wesentliche gibt. Kein Strom, keine Duschen, keine Türen. Alles ist offen, so dass man sein Umfeld immer sehen, hören, riechen, schmecken und tasten kann. Alles, was den Ablauf der Natur stört, ist tabu. Mit viel Sensibilität hat Jörg den Standort des Öko-Hotels ausgesucht. Tagelang hat er nach dem ersten Spatenstich allein im Bergnebelwald verbracht, um herauszufinden, ob die Tierwelt auf sein Vorhaben reagiert. Erst als er sich absolut sicher war, den Ablauf von Mutter Natur nicht zu beeinflussen, stellte er den Bau fertig. Das war vor rund sechs Jahren.

Wer heute Gast in Tambo Paititi ist, ist Gast in der Metropole Natur. Dort beginnt der Tag zwischen fünf und sechs Uhr mit dem Morgengrauen und Frühstück auf einem der beiden Beobachtungsposten. Entweder auf dem Turm oder am Rio San Pedro, der ein paar Meter von der Lodge entfernt von den Anden herabdonnert. Wollaffen, Kolibris, Schmetterlinge, Stabheuschrecken,Gottesanbeterinnen– fast alles, was der Dschungel beherbergt, kommt in Bewegung und man selbst ist live dabei. Tiere ungestört in ihrer natürlichen Umgebung und Verhaltensweise zu erleben, ist ein Spektakel – und kein Schauspiel. Auch ein Bad im Rio San Pedro gehört dazu. Man transformiert quasi schlagartig zu seinen evolutionären Vorgängern, wenn man nackt ins Flusswasser springt und sich selbstverständlich nur mit dem kalten Nass ohne naturbelastendes Duschgel abspült. Zurück zum Ursprung. Weniger ist mehr. Herzschlag. Kreislauf. Puls. Alles im Körper erfreut sich am unmittelbaren Naturkontakt. Das Schöne ist jedoch die Ruhe und die Behäbigkeit, mit der all das abläuft. Behaglich und langsam ist alles am Fließen.

So lernt man am Ende auch viel über sich. Einfaches, aber Wichtiges, wie den Dingen mal wieder Zeit zu geben statt möglichst viele Highlights in Kürze zu verschlingen. Nach einem entspannten Abendessen kriecht man gegen acht Uhr abends freiwillig, erschöpft und erfüllt, ohne „Tagesschau“ und „Dschungelcamp“, unter sein Moskitonetz.

Das führt uns zur fünften und letzten Erkenntnis: Dschungelcamp ist nicht gleich Dschungelcamp und die RTL-Version Plastik ohne Erkenntnisgewinn.

Mehr zum echten Dschungelcamp Tambo Paititi unter www.perudiscovery.com