Nach dem deftigen „Bluff Stroganoff“ beim letzten Veggie-„Iss was!“ bleiben wir auch zu Weihnachten noch eine Runde im russischen Kulinarbereich. Mit einem Adventskalender auf dem Teller: kleine Vollkorn-Piroggen, die Ihr bis Weihnachten jeden Tag neu füllen könnt. Für die Türchen haben wir eine rauchige Pilzfüllung und eine buttrige Kartoffel-Kraut-Füllung.
Iss was! – Fesstags-Piroggen
Dauert so lang wie: alle 24 Türchen auf einmal aufmachen
Sieht aus wie: Ravioli ohne Dose
Am besten mit: Schmand, Schmand, Schmand, SCHMAND!!!
Nebenwirkungen: Fettrand am Mund
Kostet nicht so viel wie: zwei Büchsen Bio-Ravioli
Für etwa 20 Piroggen
Teig:
300 Gramm Weizen-Vollkornmehl
2 Bio-Eier
125 ml warmes Wasser
Salz
Pilzfüllung:
100 Gramm Champignons
50 Gramm Räuchertofu
Petersilie
2 kleine Tomaten
1 kleine Zwiebel
Rauchpaprika
Thymian
Essigbaumgewürz
1 kleine Prise Zimt
Salz, Pfeffer
Krautfüllung:
300 Gramm mehlig kochende Kartoffeln
200 Gramm Sauerkraut
Ein halber Apfel
100 ml Apfelsaft
30 Gramm Butter
1 Lorbeerblatt
3 Wacholderbeeren
2 Gewürznelken
5 schwarze Pfefferkörner
Salz, Pfeffer
Muskatnuss
Optional: äthiopisches Buttergewürz
Sonst noch:
Feldsalat
Essig, Öl, Senf, Salz, Pfeffer, Zucker
Schmand
Dill
Gemüsezwiebel
Braten, Knödel, dicke Soße oder Würstchen mit Kartoffelsalat – Ihr habt auch keine Lust mehr auf angestaubtes Weihnachtsessen? Warum dann nicht mal in anderen Kulturen wildern und deren Festtagsessen auf den heimischen Weihnachtstisch bringen?! Garantiert genauso mächtig und mit Überfressungsgarantie: Piroggen. Die werden im osteuropäischen Kulinarbereich gerne zu feierlichen Anlässen gereicht und ganz nach Lust gefüllt: mit Pilzen, Quark, Kartoffeln, Kohl – oder auch süß. Wir haben zwei Füllungen vorbereitet, die sich auf dem Teller super ergänzen: eine buttrige und eine rauchig-deftige Variante. Dazu Röstzwiebeln, ein frischer Salat für das gute Gewissen und natürlich: Schmand, Schmand, Schmand.
Legen wir mit dem Teig los. Laut Fotograf, der auf langjährige Piroggenerfahrung zurückblicken kann, ist unsere Rezeptur nicht wirklich klassisch – wir mögen sie aber sehr gern, weil die Piroggen durch den Vollkornteig schön herzhaft und kernig werden. Lassen wir den Fotografen also mal ein bisschen mit den Zutaten spielen und matschen währenddessen selber ganz gelassen alles zusammen. Mehl und Salz mischen, lauwarmes Wasser, eineinhalb Eier dazu (Achtung: eines der beiden Eigelbe aufheben, das brauchen wir später noch, um die Täschchen zu verkleben) und durchkneten, bis ein glatter Teig entsteht. Den lasst Ihr eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen.
Während sich die Mehl-Wasser-Ei-Masse zurücklehnt, gibt es für die Köche keine Rast. Wir fangen mit der Krautfüllung an: Kartoffeln schälen, klein schneiden und kochen. Den Apfel raspeln und mit Sauerkraut und Apfelsaft in einem kleinen Topf zum Köcheln bringen. Alle Gewürze in einen Teebeutel oder ein Tee-Ei geben und etwa eine Viertelstunde mitkochen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wenn die Kartoffeln gar sind, würzt sie mit Muskat, gebt die weiche Butter dazu und stampft alles gut durch. Drückt das Sauerkraut aus und vermischt es mit der Kartoffelmasse. Füllung Nummer eins ist fertig. Kleiner Tipp für alle, die es ein bisschen exotisch mögen: Wir haben das Ganze noch mit ein wenig äthiopischem Buttergewürz veredelt (gibt’s zum Beispiel bei Violas‘ Gewürze und Delikatessen in der Innenstadt). Auch wenn wir wissen, dass wahrscheinlich noch nie eine Pirogge äthiopischen Boden unter den Teigrändern hatte, war die Variante toll. Fusion, Baby!
Die zweite Füllung ist weniger aufwändig: Zwiebel hacken und anbraten. Räuchertofu und Champignons fein würfeln und in die Pfanne werfen. Wenn alles schön angebrutzelt ist, die Tomaten würfeln und ebenfalls dazugeben. Mit Rauchpaprika, Thymian, Essigbaumgewürz und einer kleinen Prise Zimt würzen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Am Schluss mit gehackter Petersilie abrunden.
Der Teig sollte jetzt gut in Form sein. Holt ihn aus dem Kühlschrank, teilt ihn in vier Teile und rollt ihn dünn aus. Dünn genug, dass die Piroggen am Ende nicht zu klobig werden, aber auch nicht so dünn, dass sie einreißen könnten. Wer hat, kann dazu eine Nudelmaschine nehmen – ein einfaches Nudelholz reicht aber auch. Mit einem Wasserglas kleine Kreise aus dem Teig ausstechen, ein Löffelchen Füllung hineingeben, die Ränder mit Ei bestreichen, zuklappen und mit einer Gabel zusammendrücken. Wiederholt das mindestens zwanzig Mal, bis der Teig aufgebraucht ist (auch wenn Ihr vielleicht nach dem zehnten Mal schon keine Lust mehr habt).
Danach gehen die Piroggen für fünf Minuten in brodelndem Salzwasser baden. Wenn sie gar sind, gießt sie ab und bratet sie in einer Pfanne noch ein bisschen in Butter an. Die goldbraunen Teigtaschen essen wir gerne mit Dillschmand, Röstzwiebeln und Feldsalat. Ein perfektes Weihnachtsessen – finden zumindest die Polen.