FNFN
Foto: Matthias Hill

FNFN sind vermutlich die umtriebigste Combo aus dem Schoß des rhein-mainschen Knertz-Kollektivs, einer Label-, Künstler- und Veranstaltergruppe, die sich auch aus dem Umfeld der Oetinger Villa speist. Ihr instrumentaler Cut-And-Paste-beim-ADHS-Kindergeburtstag-Sound war bislang landauf, landab unter dem Bandnamen Fnessnej bekannt, bis sie keine Lust mehr auf den senfigen alten Namen hatten und sich erst in FN, dann in FNFN umbenannten. Ihr neues Album, das zweite nach dem 2008er-Durchbruch „Stay fresh, ey!“, heißt dann fast schon logischerweise „Fnessnej“ und wird ab Anfang Juni einiges an Hören und Staunen verursachen. Kurz vor einem Bandtrip nach Berlin fanden drei der vier Multiinstrumentalisten, nämlich Benny Bascom, Nico Petry und Emanuel Bechtold, Zeit für ein kleines Hörspiel. Der vierte Musiker Philip Koslowski und der Visual-Wizard Adrian Woodhouse fehlten attestfrei entschuldigt.

 

Scarlett Johansson „Boys Don’t Cry“

Der Hollywood-Star glaubte 2008, auch mal eine Platte machen zu müssen, und vergriff sich, wie vorher schon so einige, an einem Cure-Klassiker.

Nico [während des Pumporgel-Intros]: Klingt nach irischer Volksmusik…
Benny [beim Einsetzen des Gesangs]: Cure, klar, „Boys Don’t Cry“, aber ich erkenn‘ die Stimme nicht.

Sie ist auch eher als Schauspielerin bekannt.

Emanuel: Ah ja! Die aus „Lost in Translation“, mit den hellen Haaren, na, äh… Scarlett Johansson!

Genau. Ihr wisst ja: Ich spiel‘ Euch das nur vor, weil ihr das auch mal gecovert habt.

Emanuel: War ich da auch dabei?
Benny: Klar! Wir mochten halt alle The Cure und fanden es lustig, dass wir alle Jungs waren, das langte schon als Grund.
Nico: Das hatten wir damals an unseren Song „Voll im Harras“ drangehängt, aber nur bei Konzerten.
Benny: Ja, wir haben das „Boys Don’t Cry“-Thema in Bierzeltintervallen gespielt, immer einen Halbton höher, bis es irgendwann überhaupt nicht mehr lustig war…
Nico: …und die Leute alle gegangen sind.

 

Daughter „Get Lucky“

Gefühliges Londoner Indie-Trio – seit dieser Coverversion des Daft-Punk-Sommerhits in aller Munde.

Emanuel und Benny schauen sich ratlos an.
Benny [ironisch]: Trifft genau unseren Nerv….
Nico: Die Stimme kennt man … vielleicht Fiona Apple?
Benny: Gainsbourg? Dido?

Alles falsch. Aber vielleicht erkennt ihr ja das Lied? Aus‘m Radio?

Benny: Wir hören kein Radio, schon seit Jahren…
Nico [nachdem zwanzig Mal „Get Lucky“ gesungen worden ist]: Heißt das Lied vielleicht „Get Lucky“?

Ja. Das ist die neue Daft-Punk-Single.

Emanuel: Davon kenn‘ ich nur die shredded Version [übrigens sehr zu empfehlen, gibt’s auf Youtube und ist sehr lustig, Anm. d. Red.].

 

Felix Kubin „Japan Japan“

Ebenso umtriebiger wie obskurer Aktivist der Neuen Deutschen Welle.
Das ist jetzt etwas, was garantiert nicht im Radio läuft…

Nico: Absolut keinen Plan!
Emanuel: Ach so, ja: „Der Plan“!

Nein, aber aus der selben Ära.

Benny: Aus der Ecke Ata Tak? [Düsseldorfer Label, bei dem der besagte „Plan“, die Fehlfarben und die Rockformation Diskokugel veröffentlich(t)en, Anm. d. Red.]

Nein, nicht ganz. Ein kleiner Tipp: Er spielte vor Kurzem in der Oetinger Villa.

Emanuel: Ja klar: Felix Kubin! Beim „1,2-Piece-Fest“!

Genau. Wie kamt Ihr denn drauf, den nach Darmstadt zu holen?

Benny: Wir waren das gar nicht. Das „1,2-Piece-Fest“ ist eher ein Ding von Les Trucs, die kümmern sich da drum und kennen den wohl auch.

 

The Beatles „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“

Da die Jungs nicht nur Vollblutmusiker, sondern auch Computerfrickler vor dem Herrn sind, bot es sich an, ihnen auch mal ein paar Einzelspuren von etwas sehr Bekanntem vorzuspielen, in diesem Fall nur die Leadgitarre und ein paar Bläser aus dem Titelsong eines Beatles-Albums.

Benny: Beatles!
Nico: Ach, wie heißt des nochmal? Ich hab’s im Kopf. Das ist doch… „Sgt. Pepper’s“!

Sehr gut!

Nico: Ich bin auch nur wegen der Bläser draufgekommen, die Gitarre allein hätte nicht gelangt.

 

New Order „Blue Monday“

Und gleich nochmal! Diesmal nur die Synthesizer aus dem Manchester-Elektronik-Klassiker von 1983.

Emanuel: Ah… am Anfang lief kurz ein Synthie-Riff. Gehört das dazu?
Nico: Kraftwerk oder sowas? [nicht ganz verkehrt… New Order samplen an dieser Stelle „Uran“ von den deutschen Techno-Pionieren, Anm. d. Red] Ach ja, .. „How Does It Feel“! Wie heißt die Band noch gleich?
Emanuel: New Order, „Blue Monday“!
Benny: Das ist die meistverkaufte Maxi-Single aller Zeiten…
Emanuel: …und das Label hat damit noch nicht einmal Gewinn gemacht [Die Herstellung der gestanzten, einer Floppy-Disc nachempfundenen Plattenhülle kostete nämlich mehr, als die Platte an Gewinn abwarf, Anm. d. Red.].
Benny: Und es war das erste Mal, dass die Band programmierbare Synthies benutzt hat. Die wollten die eigentlich nur ausprobieren, dabei kam dieser Song raus.

 

MGMT „Alien Days“

Brandneue Single der Indie-Hippie-Darlings.

Emanuel [lacht sich eins beim Einsetzen des Kindergesangs]: Kind!
Nico: Keine Ahnung…

Ein kleiner Tipp: Die Band lief vor ein paar Jahren noch in jeder Indie-Disco rauf und runter, wurde später jedoch experimenteller.

Emanuel: Ach ja! MGMT. Die Platte hab ich auch ein, zwei Mal gehört…
Benny: Ich hab die nie gehört wegen der Radiohits wie „Kids“, ich dachte, das geht dann so weiter. Das Lied hier geht so. Sowas gab‘s aber vor zwanzig oder dreißig Jahren auch mal in besser.

 

Nick Straker Band „A Walk in the Park“

Der 1979er Post-Disco-Klopper spielt im Oeuvre von FNFN eine große Rolle…

Benny: Nick Straker! Ach, oder doch Madness mit „Our House“? Das ist das alte Madness-oder-Nick-Straker-Problem bei mir!

Wieso kennt Ihr Euch so gut mit Madness und Nick Straker aus?

Benny: Ich habe eine große Schwäche für die beiden Lieder, ich hab die eine Zeit lang fast schon totgehört. Und wir haben auf der neuen Platte einen Song [namens „Wimmelbuilder“, Anm. d. Red.], der als Hommage an beide gedacht ist.
Nico: Ich glaub, Madness mag ich lieber, Nick Straker ist mir zu glattgebügelt.
Benny: Och nöö…

Wie kam es denn dazu, einen eigenen Song daraus zu machen?

Benny: Eigentlich war das Lied in der Liveversion ganz anders, da erkennt man das viel weniger. Aber da der Rhythmus so naheliegend ist, haben wir eine Nick-Straker-Nummer draus gemacht; und dann auch noch eine „A Day In The Life“-Hommage eingebaut, mit dem stehenden Piano-Ton.

„A Day In The Life“ von den Beatles? Das hab ich auch als einzelne Spuren … hier, hört mal!

Benny: Oh toll… das ist mein absoluter Lieblings-Beatles-Song, da kenn‘ ich alle Trivia zu!
Nico: Wie man auf solche Sachen kommt. Wer das wohl rausgibt?
Emanuel: Wahrscheinlich Michael Jackson! [der lange die Urheberrechte an den Beatles-Songs hielt, Anm. d. Red.] Der hatte den Keller seiner Neverland-Ranch voller unveröffentlichter Beatles-Tapes und jetzt kommen die ans Licht.

 

Fazit:

Wer in einem einzigen Song Nick Straker mit Madness und den Beatles vermählt, der muss auch kein Radio mehr hören, der darf alles. Jetzt muss nur noch ihr neues Album in die Charts hüpfen.

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