Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Verlieren grundsätzlich alle Darmstädter beim Discobesuch und nach drei Bier die Kontrolle über ihre hintere Körperöffnung?

Dass es ständig nach Schweiß und muffigen Rastalocken riecht, seitdem das Nichtrauchergesetz eingeführt wurde, ist keine wirkliche Neuigkeit mehr. Ich erinnere mich noch, als ich kurz nach der Einführung des Gesetzes im 603qm auf einem Poetry & Singer-Abend war … Tigerkäfig ist ein Scheiß dagegen. Doch nun hat zusätzlich eine Bedrohung, eine ständige und ungezügelte Furzerei auf Tanzflächen in Darmstädter Discotheken ein Maß erreicht, das nicht mehr tolerierbar ist.

Jeder kennt das: Es drückt und drückt und plötzlich beim nächsten schwungvollen Tanzschritt entfleucht ein Lüftchen. So was kann ja mal passieren. Okay. Und wenn er dann noch stinkt – im wahrsten Sinne „beschissen gelaufen“ oder eben „Arschkarte gezogen“. Aber wenn jemand der eigenen Flatulenz während des Tanzeifers freien Lauf lässt und alle weiteren 200 Tanzgäste animiert, direkt ebenso einen fahren zu lassen, ist das abnormal. Ähnlich wie auf Hochzeiten, wenn der Bräutigam nach endlosen Reden und Liebesfloskeln seine Krawatte auszieht und alle angetrunkenen Männer ihm das nachtun, Freudenschreie ausstoßen und zum gemütlichen Teil der Feier übergehen. Nein, Partypeople of Darmstadt, bitte lasst Euch gesagt sein: Wenn jemand offensichtlich aus Versehen furzt, bedeutet das nicht, dass Ihr nun auch endlich einen fahren lassen könnt. Es handelt sich immer noch um einen Tabubruch. Vor allem im Tanzlokal!

Stop farting!

Ist das Grande Malheur dann doch passiert, lässt sich aufgrund von Luftverwirbelungen die genaue Richtung des Herdes meist nicht mehr ausmachen. Jeder verdreht in dem Fall erst mal die Augen, Frauen fangen an zu kreischen, Besoffene hemmungslos zu lachen. Ungläubige, verstörte Gesichter – ein jeder tut so, als ob ihm oder ihr so etwas nie passieren könne. Dabei ist es wahrscheinlich fast jedem schon mal entfleucht.

Insgeheim verdächtigt nun jeder jeden. Alle im Freundeskreis, alle in unmittelbarer Nähe kommen ausnahmslos in Frage. Einer stellt einen Koffer rein und alle anderen leiden mit, da man sich darüber bewusst ist, dass alle anderen einen selbst auch unter Generalverdacht stellen. Eine sehr seltsame Situation. Und alle hoffen, dass sich jetzt mal wirklich alle zusammenreißen und im Kollektiv die Pobacken zusammenpetzen.

Doch plötzlich hat wieder jemand die Kontrolle verloren, es wieder getan und mein detektivischer Spürsinn in Sachen Geruchsvergehen ist erneut geweckt. Ich kann ein Lied davon singen, wie es ist, auf der DJ-Kanzel gefangen sämtlich vorstellbaren Gerüchen ausgeliefert zu sein. Nicht nur als Geruch nimmt man die Furzerei gewahr, man kann die Wolke auch gleichsam sehen, wenn sich plötzlich die tanzende Meute teilt wie einst Moses das Meer. Moses befindet sich häufig direkt in der Mitte oder in DJ-Pult-Nähe. Ja, genau: Ausgebuffte Furzer stellen sich direkt vors Pult, da die Flucht des Täters vom Rand des Dancefloors aus am schnellsten gelingt. Aber ich habe Euch entlarvt! Seht meine Montagsgedanken als Warnung, denn beim nächsten Mal mache ich die Quelle blitzschnell aus und es rollen Köpfe.

Ihr lest Montagsgedanken – Tagebuch eines DJs. Mein Name ist Doris Vöglin.

 

Wer ist eigentlich Doris?

Doris Vöglin ist die eine Hälfte des DJ-Duos „DontCanDJ“ – bekannt aus Schlosskeller („Elektroschule“), 603qm und Centralstation. Seit einiger Zeit schreibt sie ihre „Montagsgedanken“ für den Blog www.bedroomdisco.de. Seit November 2012 erscheint ihre Kolumne auch bei uns.

www.facebook.com/DontCanDJ