Grafik: Rocky Beach Studio
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Für einen Moment kamen schlimmste Befürchtungen hoch, Trauer, und ja, ein bisschen Zorn. Kein Tierfreund sieht schließlich gerne Kreaturen leiden – egal, ob sie in Wiesenhof-Fabriken hergestellt, um dann zu sogenannter Ernährung verarbeitet zu werden, oder ob sie in dem Aquarium herumschwimmen, das seit Jahrhunderten im Bauch des Böllenfalltorstadions steht. Dieses Behältnis ist ein kleines Idyll inmitten des Zerfalls, der letzte Widerstand der Farbe gegen den grauen Beton aus Zeiten, als das Grohe-Bier nicht nach „Darmstädter“ schmeckte.

Die Fische in diesem Aquarium sind echt, das hat sich nach jahrelangen Beobachtungen herausgesellt, sie schwimmen aus eigenen Stücken und werden keineswegs von Batterien angetrieben. Das Aquarium, also, das Stück Leben, muss energetische Kräfte haben, es kommt dort immer wieder zu Schlüsselszenen. Wir erinnern uns an den Moment, als Gerhard Kleppinger als Trainer ein grausiges Spiel der „Lilien“ kommentieren musste und danach direkt zum Aquarium ging, sich am selbigen festhielt und eine Zigarette rauchte. Er hätte überall rauchen können – aber es musste die Nähe zu den bunten Fischlein sein. Der Mann lechzte nach Energie.

Aber dann dieser Schrecken. Schicksal? Zufall? Kaum war Kosta Runjaic der „Coach Kosta“ vom MSV Duisburg, beginnt das Ende, dachten wir – und es trifft wie immer die Tiere zuerst. Denn das immer so klare Wasser des Aquariums war auf einmal eine trübe Brühe. Fast blickdicht. Die Fischlein kämpften sich mit mühsamem Flossenschlag durch dieses Gemisch aus Algen und sonstigen Brocken, hier drohte eine Naturkatastrophe. Sollte zuvor der Darmstädter Coach Kosta auch für die Aquariumpflege zuständig gewesen sein? Schließlich hat er ja auch im Stadioninneren Ikea-Regale aufgebaut. Und vielleicht hat es ja Jürgen Seeberger, sein Nachfolger, nicht so mit Fischen. Schließlich ist der ja im Prinzip Schweizer, und diese Menschen lieben vor allem Kühe. Oder Bernhardiner.

Aber dann kam die Hoffnung zurück. Gewiss liegt es auch daran, dass Seeberger aus Konstanz stammt. Und das liegt am? Bodensee. Und darin schwimmen? Fische. Hier muss es einen Zusammenhang geben, denn das Böllenfalltor-Aquarium ist über Nacht wieder sauber geworden. Das Wasser klar, der Gemütszustand der Fischlein stabil, der Flossenschlag artgerecht.

Alles wieder gut. Für den Moment. Denn, nur mal angenommen, der SV Darmstadt 98 bekommt ein neues Stadion, jaja, guter Witz, egal, nur mal angenommen, irgendjemand findet sich, der das bezahlt: Was passiert mit dem Aquarium? Gibt es hier Pläne? Gar eine Machbarkeitsstudie? Na? Nichts gibt es. Doch das ist nicht hinzunehmen. Denn die Fische haben alles erlitten, was es beim SV Darmstadt 98 zu erleiden gab: Abstiege, Trainer Zivojin Juskic, Cavebeats, Bertrand Bingana, gekühlten Rotwein – und jetzt den Versuch, mit einer Regionalligamannschaft die dritte Liga halten zu wollen.

Dafür gewinnt der neue Assistenztrainer Sascha Franz jeden Hansi-Hinterseer-Look-alike-Wettbewerb. Und wie geht ein Lied von Hansi?

WO IN DEN FLÜSSEN / DIE FISCHE SPRINGEN / DA SIEHT DIE WELT SO FRIEDLICH AUS / UND WO DIE ADLER / IN FREIHEIT FLIEGEN / JA, DA IST UNSER GLÜCK ZUHAUS.

Fische!! Wenn das kein Zeichen ist. Und deswegen wissen wir jetzt also auch, wer für das Aquarium zuständig ist. Oder, Sascha? *zwinkerzwinker*