Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Und weiter geht’s mit den Umschreibungen von Beschimpfungen, für die der Heiner anscheinend ein unerschöpfliches Repertoire zu haben scheint. Ein Novum ist hierbei allerdings, dass ich diese Worte nicht das erste Mal auf der Straße oder von Freunden hörte, sondern in meiner Familie. So hat diese Folge sozusagen autobiographischen Charakter.

Wenn meine Eltern in geselliger Runde mit Gästen zusammen waren, durfte „de Schebbe“ (der Schiefe = kleiner Junge), der ich damals war, natürlich länger aufbleiben. So hörte ich einmal eine abfällige Bemerkung von meiner Mutter über einen ihr bekannten, aber ihrer Meinung nach dämlichen Mann (Namen werden keine genannt!): „Der is‘ so dumm, dass er brummt!“ Ich stellte mir sogleich einen Menschen vor, der ununterbrochen vor sich hin brummt, sei es auf der Straße, bei der Arbeit, ja sogar auf dem Klo! Als ich dann Jahre später (oder waren es Jahrzehnte?!) meine Mutter fragte, was es mit dem Brummen auf sich hat, sagte sie lapidar: „Ei, brumme is‘ doch im Knast hocke!“. Man kann sich vorstellen, wie bescheuert mein Gesichtsausdruck gewesen sein muss, als ich endlich kapierte.

Desgleichen erging mir mit nachfolgendem Satz: „Der is‘ zu bleed, um en Aamer Wasser umzudreede!“ Hey, dachte da Klein-Kossi: Wenn ich schon einen Eimer Wasser mit meinen sieben, acht Jahren umzutreten vermag, dann kann das jeder Erwachsene wohl auch. Also kann es so blöde Menschen nicht geben. Wie sehr ich ob dieses Gedankens irrte, verriet mir die Erklärung des Ausspruchs: Auf meine Frage „Mama, warum is’n der zu bleed?“, antwortete meine Mutter: „Ei, der tritt roi!“ (roi = rein). Auch diese Erkenntnis versetzte mich in ungläubiges Staunen, ich dachte altklug: Wie bleed doch mansche Mensche sinn!

Diese beiden Sprüche brannten sich so in mein Gedächtnis ein, dass sie auf ewig in meinem Hirn (man könnte auch sagen: hirnverbrannt) gespeichert sind und mir heute noch ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern.