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Foto: Jan Ehlers

Ich bin viel größer und schwerer als meine Artgenossen – und habe die bedeutend größeren Flügel. Mein Kopf ist grau, meine Ohren so groß wie der Schnabel eines Storchs und meine Zähne eine Goldgrube für jeden Zahntechniker. Mein Körper ist komplett schwarz und die Fußgelenke sind mit dunklem Fell umschlungen. Ich bin die Halloween-Fledermaus auf Burg Frankenstein.

Mein Reich des Schreckens liegt kurz hinter Eberstadt – auf dem Langen Berg mit besagter Burg. Dort treibe ich pünktlich zu Halloween mein Unwesen. An drei Wochenenden verlasse ich meine Ruhestellung, beende das Baumeln im Fledermausquartier und verabschiede mich schweren Herzens von meinem Rudel, um Euch Zuschauer – und auch meine Horror-Kollegen: Vogelscheuchen, Vampire, Zombies, Henker, Werwölfe, Hexen und Folterknechte – mit meinem imposanten Erscheinungsbild zu beeindrucken.

Erster Stopp bei den Hexen: Vergnügte Hässlichkeit

Unser Flug über die Burg Frankenstein beginnt. Kurz hinterm Burggraben rühren die alten Schachteln der Monstercrew, die Hexen, ihren Zaubertrank an. Es ist jedes Jahr aufs Neue ein Vergnügen zu sehen, dass die Warzennasen keine Fortschritte in Sachen Optik machen. Mit dem Prädikat „hässlichstes Entlein“ bewertet die fachkundige Fledermaus-Jury sie noch gnädig. In direkter Nachbarschaft fallen uns plötzlich die Werwölfe an. Mit einem geschickten Flügelschlag rette ich uns jedoch aus den Klauen der heulenden Meute, ihr herzhafter Biss bleibt uns erspart.

Wir verfolgen aus der Vogelsperspektive, wie die Sumpfmonster in ihrem Revier aus dem Tümpel tauchen. Sie versuchen, uns in den kalten, matschigen und schleimigen Morast zu ziehen. Igitt – ein nasses Flügelkleid kann ich mir nicht erlauben – ich bleibe lässig-elegant! Ihr dagegen schreit hysterisch und rennt wie von der Tarantel gestochen davon, direkt auf den Folterturm zu. Keine gute Idee! Ein junger Mann, nur noch mit Boxershorts bekleidet, wird dort gerade ausgepeitscht, geknechtet und gequält. Nur schnell weg hier! Primitivlinge ade!

Nächster Stopp: Friedhof

Im Steilflug geht es zum Friedhof. Hier fühle ich mich richtig wohl. Und Ihr? Ist bestimmt keine Freude für Euch, dem Tod ins Auge zu blicken und Angst um die eigenen Organe zu haben, oder? Wir setzen gerade wieder zum Flug an, als plötzlich ein Dutzend Zombies auftaucht. „Jetzt bitte keine Eifersuchtsszene“, denke ich, „… kann doch auch nichts für meine Präsenz und meine unglaublich fabelhafte Erscheinung!“ Die Untoten kreisen uns ein und kommen drohend näher. In letzter Sekunde, sie wollten gerade zupacken und meine Flügel mit ihren messerscharfen Zähnen zerfetzen, starten wir einen Fledermausraketenflug auf die Burgmauer. In Sicherheit gönnen wir uns eine Pause und schauen auf das weitere Monstertreiben auf Burg Frankenstein: Wir sehen, wie die Vogelscheuchen im Burggraben eine ältere Frau an ein Kreuz fesseln und mit Stroh bis zum Verderben kitzeln.

Letzter Stopp: Meeting mit Freddy Krüger, Pinhead und „Mr. Kettensäge“

Auch im Burginnenhof, auf der anderen Seite der Mauer, ist das wilde Treiben der Schreckenswesen in vollem Gange. Hier treffen wir Freddy Krüger, Pinhead, Michael Myers, „Mr. Kettensäge“ und die ganzen anderen Rowdys. Mit scharfen Klingen, Axt und Säge bewaffnet machen sie Jagd auf die schauerlustigen Opfer, die jede Schocksituation mit teilweise vier Digicams gleichzeitig für die Nachwelt dokumentieren. Ein letztes Erinnerungsfoto, bevor man von den Gruselgesellen zur Truhe geschleppt, hineingeworfen und eingesperrt wird. Auf Nimmerwiedersehen, vorbei das Blitzlichtgewitter!

Wir kommen ungeschoren davon, aber nur kurzzeitig. Denn hinter uns lauert bereits Frankenstein mit seinen riesigen Pranken, um uns mit einem gezielten Griff am Kragen zu schnappen und zur Henkersbank zu schleifen. Alle Monster zählen – gemeinsam mit dem johlenden Besuchervolk – den Cowndown runter: 3, 2, 1 …! Das Ende.

 

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