Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Gerne benutzen Journalisten in ihren Berichten die Phrase „ohne erhobenen Zeigefinger“. Wenn ihnen gefällt, wie jemand Hinweise gibt oder versucht, aufgeworfene Fragen zu beantworten, ohne dass gleich das Buch zugeklappt, die Veranstaltung vorzeitig verlassen oder der Film gestoppt werden will, so kommt sie zum Einsatz.

Ich bin Befürworter des erhobenen Zeigefingers, lässt er doch aufmerken. Etwa so wie die hochgezogenen Augenbrauen der Mutter beim Versuch, dem unaufmerksamen Kinde ein Verbot zum dritten Mal einzubläuen. Da merkt man, jetzt muß ich aufpassen. Oder wie bei Raucherkanzler Helmut Schmidt!

Helmut Schmidt stabilisiert mit seinem erhobenen Zeigefinger seine Zigarette! Es ist beileibe nicht schlau, sich durch die Coolness eines bald 100-Jährigen blenden zu lassen, der seit Anbeginn Kernkraftbefürworter ist und die multikulturelle Gesellschaft für eine intellektuelle Illusion hält. Aber der Mann hatte schon immer Stil. Zu behaupten, das sähe der liebe Gott oder die CDU auch so und habe zur Verstärkung der Wirkung Schmidts den 13 Jahre jüngeren Altkanzler Kohl vor die Mikrofone und Kameras gerollt, führt zu weit, steht mir nicht zu. Ist aber ein schöner Gedanke.

Aber kann es denn sein, dass ich dermaßen dämlich bin und – auf Fernseh- und Zeitschriftenwerbung der 1979/80er hängen geblieben – Raucher für cool halte? Oder Hanseaten? Oder einfach – geprägt durchs Elternhaus – SPD-Politiker? Rauchende, hanseatische SPD-Politiker, das wird’s sein, denn Engholm, fällt mir gerade ein, fand ich auch gut. Kam aber nicht an Schmidt ran.

Wenn Helmut Schmidt die Muse hätte, sich über so etwas Profanes wie die Wäschekorb-Frage Gedanken zu machen, so käme er bestimmt auch da auf elegante Lösungen. Aber er hat mit Sicherheit Besseres zu tun, und für Lösungsansätze zu diesem Thema von Seiten des Herrn Kohl habe ich weder Zeit noch den Glauben an deren Sinn, geschweige denn praktischen Nutzen. So bleibt die Frage offen: Wo und wie integriere ich in den eigenen vier Wänden einen Wäschekorb funktional und trotzdem für Gäste unsichtbar?