Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Der geneigte Leser dieser Rubrik wird sicherlich schon festgestellt haben, dass viele Sprüche und Ausdrücke des Heiners eine unterschwellige Beleidigung des Angesprochenen darstellen. Das heutige Thema geht auch wieder in diese Richtung, obwohl die Frage nach der geografischen Herkunft des Gegenübers etwas anderes vermuten lassen könnte.

Wollen wir erst einmal klarstellen, WANN der Heiner diesen Spruch tätigt. Wenn sein Gegenüber zum Beispiel in der Kneipe nach längerem Aufenthalt sagt: „Heer, isch mach haam, isch hab kaa Geld mer!“ (Hör’ mal, ich gehe nach Hause, ich habe kein Geld mehr!“), so wird mit eben diesem Ausspruch gekontert. Die Frage ist nur: Warum?

Der Heiner zielt mit diesem Satz auf die vermeintliche Mittellosigkeit des Anderen ab. Er vergleicht die finanzielle Not mit einhergehenden einfachsten Wohnverhältnissen. Seine schier unbeschreibliche Fantasie setzt in diesem Fall kleine, niedrige Häuser profaner Bauart (heute würde man sagen: Schlichtbauweise) in Zusammenhang mit Maulwurfhügeln, die ja auch nicht gerade hoch sind. Eine Maulwurfsiedlung ist demnach eine Arbeitersiedlung des beginnenden 20. Jahrhunderts – oder eben auch eine Wiese mit besagten Hügeln. Für den Heiner scheint das dasselbe zu sein.

In Darmstadt gibt es vermutlich nur noch eine dieser Siedlungen, und zwar an der Ecke Kirschenallee / Pallaswiesenstraße. An diesem Straßenwinkel sieht man kleine, gedungene Häuserzeilen mit nicht mehr als einem Erdgeschoss und ersten Stock, also nicht besonders hoch. Diese Arbeitersiedlung liegt in der Nähe einiger größerer Fabriken, so dass man davon ausgehen kann, dass hauptsächlich Beschäftigte dieser Firmen dort wohnten.
Der Ausspruch wird nicht nur als monetärer Offenbarungseid gewählt, er wird auch auf das gesamte Erscheinungsbild angewendet. Das bedeutet: Wenn jemand Löcher in (fast allen) Kleidungsstücken hat, kommt er automatisch aus der Maulwurfsiedlung.

Heute ist das natürlich alles anders: Manch einer macht sich freiwillig Löcher in die Hosen, es gibt mittlerweile Kleidung mit Löchern zu kaufen und so weiter. Aber einen richtigen Maulwurfsiedler erkennt man nicht an seinem Äußeren, sondern an seiner Art. In diesem Sinne: „I was … born in de Kerscheallee!“ (frei nach B. Springsteen).