Foto: Mathias Hill
Foto: Mathias Hill

Das Lowtech-LoFi-Gameboy-Duo Pornophonique hat sich in der Region ja schon einen Ruf wie Donnerhall erspielt. Fast jeder, der sie das erste Mal live sieht, ist verblüfft: Zwei Typen, Kai Richter und Felix Heuser, stehen da mit Wandergitarre und einem Gameboy, Space-Invaders-Samples erklingen zu Songs wie „Sad Sad Robot“ oder Cover von Britney Spears bis AC/DC. Da sind sie mit ihrer postmodernen Mucke natürlich selbst dran schuld, wenn sie beim Hörspiel vor (fast) unlösbare Aufgaben gestellt werden.

 

The Pretenders „Space Invaders“

Zum lockeren Aufgalopp gibt es ein Instrumental des ersten Albums der Pretenders von 1979. Eigentlich ein recht schlapper Rocksong, noch eigentlicher aber der Beginn des Genres der Pornophoniquer, denn ganz am Ende zirpen die herzzerreißenden Sounds eines Arcade-Space-Invaders-Spiels.

Kai [nach 30 Sekunden]: Hoffentlich singt bald mal einer. Das klingt ja wie The Cure in der Karaoke-Edition.
Felix: Spinal Tap? Das ist’s im Zweifel ja immer, oder?
Doch beim Erklingen der vertrauten Bleeps und Clonks löst Felix das Rätsel: Das ist Space Invaders, wusst ich’s doch. Gleich erkannt!

 

Fettes Brot „Bettina, zieh dir bitte etwas an (Superpunk Remix)“

So, die Jungs sind warmgespielt, da kann ja mal ein Hit kommen…

Kai beim Intro: Achtziger Disko…
Bis zum Einsetzen des Gesangs bleibt er noch bei diesem Irrglauben, dann: Ist das Fettes Brot? Ach, ist das das Neue von ihnen, das mit dem Frauennamen? Bettina, zieh dir was an? Das hab’ ich bisher noch gar nicht gehört.
Felix: Ich seh’ ihn so richtig vor mir, wie er bei Mondenschein zu Hause sitzt und versonnen über ein Mädchen nachdenkt – und dann: Bettina, pack’ deine Brüste ein!!!
Kai: Das Album „außen Top Hits – innen Geschmack“ von denen fand’ ich früher ja richtig gut, aber das hier erinnert mich doch sehr stark an „Schwule Mädchen“, das alte Rezept nochmal wiederholt. Die Dame von 9Live, um die es in dem Song geht, findet es angeblich toll, dass sie jetzt so berühmt ist. Hat sogar ’ne eigene Agentur gegründet.

 

Saalschutz „Everybody Chill Out“

Ein ähnliches Feld wie Pornophonique beackert das Elektro-Trash- Duo Saalschutz aus Zürich. DJ MT Dancefloor und DJ Flumroc (das sind Künstlernamen!) gefallen mit lauten Entspannungs-Befehlen („Everybody Chill Out – auf mein Kommando!“) zu Scooter-eskem Kinderhouse.

Felix: Sind das Turbonegro?!

Turbonegro??? Die kommen aus Norwegen und machen Punk/Rock!!!

Kai: Ist das der Nouki mit so ’ner Darmstädter Combo?

Nein, Maladd in the tête sind es auch nicht. Die Jungs brauchen einen Hinweis.

Felix: Ah … die kommen aus der Schweiz … die kenn’ ich! Die waren in dem einen Comic-Heft vom Piwi. Ähm … Saalschutz! Ich hab’ sie mal in Frankfurt gesehen, das war sehr schweißtreibend.
Kai: Ist nicht so das Ding, das ich mir zu Hause anhören würde, ist irgendwie zu elektronisch … [lacht hysterisch]

 

Der Tante Renate „666 Deluxe“

Wir bleiben beim Genre, diesmal mit der Hamburger Ein-Mann-Metal-meets-Kirmestechno-Kapelle, Der Tante Renate.

Kai [nach fünf Sekunden]: Das ist cool! Achtziger Jahre, Dauerwellen, Lederwesten.
Felix: Sie wissen selbst nicht, ob sie’s ironisch meinen oder nicht – sie können gar nicht anders.
Kai: Jean Michel Jarre macht jetzt auf Metal!
Kai und Felix [nach der Nennung des Künstlers]: Aaaah, der ist das! Klar kennen wir den! Aus dem „Mikromusik!“-Umfeld. Der ist cool. Super! Wobei der Gesang ein wenig fehlt.
Felix: So was über Einhörner im Weltall … passt immer gut zu melodiösem Metal.

 

Travis „Hit Me Baby One More Time“

Zu Britneys Ehren nahmen nicht nur Pornophonique, sondern auch die Britpopper von Travis den größten Hit der ehemaligen „Bravo“-Ikone nochmal auf – als Akustikgitarren-Ballade.

Kai [Noch während des Intros]: „Hit Me Baby“ von Travis … Das ist ja auch wirklich ein guter Song. Diese Version kannte ich schon, bevor wir das Stück gespielt haben. Hat mich auf die Idee gebracht, das Ding auch mal mit Pornophonique zu versuchen. Ich hab den Felix da so reingetrickst: Wir hatten das Stück schon arrangiert und erkannte die Akkorde und erst dann hab ich angefangen zu singen. Er wusste also vorher nicht, dass das DER SONG ist.
Felix: Super, das mit dem zweistimmigen Gesang, wir wünschen übrigens Britney alles Gute. Mit Britney ist’s ein bisschen so wie mit Elvis Presley. Sie ist gerade tief in ihrer Las-Vegas-Phase. Jetzt fehlt nur noch, dass sie sich Erdnussbutter-Bananen-Sandwiches macht.

 

The Cardigans „Iron Man“

Da das Thema des Maschinen-Menschen in diversen Pornophonique-Songs aufgegriffen wird, lohnt es sich, sie mit einem süßlichen Easy-Listening-Cover des größten Hits von Ozzy Osbournes Black Sabbath in die Irre zu führen.

Felix: Hmm … klingt nach Fahrstuhlmusik.

[25 Sekunden dauert es, bis die beiden Metal-Heads erkennen]

Felix: Cool … „Iron Man“!
Kai: Wir waren auch schon am überlegen, ob wir das ver-pornophoniquen sollen. Mit der akustischen Gitarre klingt’s auf jeden Fall schon mal super! Ich muss gestehen, dass die Cardigans bislang nicht sonderlich an mich herangetreten sind. Für sich allein ist der Song nicht so dolle.
Felix: Es lebt davon, dass man das Original kennt.

 

Hayseed Dixie „TNT“

Und zum Abschluss darf das bei Pornophonique obligatorische AC/DC-Cover nicht fehlen, in diesem Fall mit der Heugabel direkt aus dem Schweinestall hereingebracht von der großartigen Dixieland-Band Hayseed Dixie, die nicht nur, aber vor allem AC/DC covern. In Latzhosen! Kai und Felix reagieren auf den Anfang mit schallendem Lachen, denn das berühmte „Hey! Hey!“ zu Beginn des Songs wurde durch ein herzhaftes „Oink! Oink!“ ersetzt.

Kai [nach 15 Sekunden]: „Hayseed Dixie – T-N-T! Ich kann über die gar nicht viel erzählen. Hat mir ein Kollege beim SWR vorgespielt. Ich mag Dixieland, ich mag Banjos … Das hier ist wie bei Travis: Das sind beides super Songs und sie wurden in beiden Fällen cool umgesetzt. Die Dixie Chicks find ich auch groß! Ja, Felix hält sich da lieber raus, bevor er was Falsches sagt und die Band zerbricht …
Felix [lacht beim Gitarrensolo schallend … danach folgt ein weiteres „Oink! Oink!“]: Könnt’ auch Monster Magnet sein … sind aber irgendwie doch Jazzer…

 

Fazit:
Man sieht: Zwischen trashiger Gameboy-Elektronik und melodischem Metal schlägt das Herz der beiden auch noch für die gute alte Gitarrenballade und … Dixieland! Wer hätte das gedacht. 

 

www.pornophonique.de