Foto: Kim Epes
Foto: Kim Epes

Es gibt manchmal Typen in einer Stadt, die auf allen Hochzeiten tanzen. Egal, wo man hinkommt, der Typ ist schon da, legt Platten auf, macht Krach auf der Bühne, organisiert die Party, knipst wie wild und stellt den Kram auch noch aus. Und wenn die Typen dann noch dazu verdammt witzig und charmant sind, wird es fast schon nervig. Aber nur fast. Jan „Nouki“ Ehlers ist so einer, ein bunter Hund, synonym für Coq Maladd, „Frischzelle“, Kackophonia, „Unwort“- Ausstellung, Must have a Pony und Dutzende mehr. Normalerweise vermeiden wir die Lobpreisung einzelner Mitarbeiter. Und eigentlich ging es auch darum, unseren P-Fotografen mal so richtig bloßzustellen, ihm seine Grenzen aufzuzeigen, ihm zu beweisen, dass er von Tuten und Blasen keine Ahnung hat – und von Musik schon gar nicht. Leider gelang das nur ansatzweise, da der Bursche sich als verdammt hartnäckig erwies.

 

Hanson Brothers „Sabrina“

NoMeansNo-Sideprojekt aus Kanada im Ramones-Style und Eishockey-Outfit.
Noch bevor die Nadelspitze das Vinyl streichelt …

Nouki: Kenn’ ich, kenn’ ich. Kenne alles. Das klingt nach Ivan Rebroff mit Nena im Schwitzkasten. Mein Freund Kemal kennt das auch. Der kennt noch mehr als alles.

Schwätzer.

Könnte auch was von meinem WGGenossen sein. Der General Motors [aka Olaf Heinrichsen, Anm. d.Red.] macht immer so schräge Sachen. ’Nen Jungle-Remix für Ska Trek könnte das sein.

Ach Quatsch.

Jetzt aber wirklich, klaro. Die Hanson Brüder. Geile Band. Als NoMeansNo aber noch viel viel geiler. Vor allem der Bassist ist ’ne geile Sau.

Klaro. Alles geilo.

Klingt aber irgendwie auch nach Jochen Partsch mit dem W.-Hoffmann- Orchester, die den Uffbasse-Blues spielen.

 

Phil Fill feat. Andrea Petkovic „Ich will ’ne Band sein“

Der funky „Frischzellen“-Philipp mit unserem kommenden Top10-Tennisweltstar am Mikro.

[sofort] Jajaja, die Andrea will ’ne Band sein. [grinsend] Soll ma’ lieber mehr trainieren, damit sie nicht wieder im Halbfinale rausfliegt.

Hast Du bei dem Stück mit gespielt?

Nee, haben die alleine gemacht. Haben mich aber nachts spontan aus dem Bett geklingelt, um ein Video zu den Petko-Moves zu drehen, die Pfeifen.

Der verpennte Nouki ist also Mitschuld am Petko-Dance.

Genau. Ich will dafür Alimente haben … äh … Tantiemen, oder wie heißt das?

 

Slime & Frank Z. „Computerstaat“

Hamburgs Urpunker Slime covern Abwärts-Klassiker mit Abwärts-Sänger. Mehr Kult geht nimmer.

[zappelt schon bei den ersten Takten ganz uffgeregt]: Das ist „Polizei“ von Slime! Nee, warte …Abwärts … warte …

Mit beidem ganz nah dran.

[singt mit]: „Dienstag gibt es Probealarm, Paranoia in der Straßenbahn.“ Computerstaat von Abwärts natürlich!

Genau, hier in der Slime-Version mit Frank Z. am Mikro.

Alles genial. Und mein Kumpel Stefan Mahler am Schlagzeug. Den hab’ ich neulich in Hamburg wieder getroffen.

Ja, ja. Nouki und die Stars.

Pah, purer Neid.

 

Napalm Death „You Suffer“

Single aus der 80er-Frühphase der Grindcore-/Death-Metal-Band aus England mit nur knackigen 3 Sekunden.
Achtung, jetzt genau zuhören!

Wann geht’s los?

Schon vorbei, Du Eumel.

Willst Du mich verarschen?

Nochmal. Jetzt konzentrier Dich aber!!

[verzweifelt]: Was soll das denn sein? DRI? Oder AOK? … [erleuchtet] Ach Scheiße, NapalmDeath natürlich. Ich Depp! Der kürzeste Song aller Zeiten.

Geiler Text übrigens.

Hähä, Brüller. Mal aus dem Nähkästchen geplaudert: Kerstin Lau von Uffbasse hat früher ’ne Tournee für die organisiert.

Und danach Sozialpädagogik studiert. Na, passt doch.

 

LARD „Mate, Spawn & Die“

Krass-grelles Projekt von Ministry & Jello Biafra, dem Sänger der Dead Kennedys. Das P sucht verzweifelt die „Open“-Taste des CD-Players.

Rechts … links … nee, links, links … wieder rechts … o Mann, hast Du getrunken?

P rümpft die Nase und drückt „Play“.

[rät ins Blaue:] Akkorde von Dead Kennedys? LAPD? Keine Ahnung …

Das P, irritiert: Echt nur geraten? Ersteres halbrichtig. Bei zweitem nur ein Buchstabe falsch.

[jetzt auch irritiert]: LAPD, hä? Ach so, LARD, okay, okay. Mit Jello, meinem Gott. In der Batschkapp stand ich neulich direkt unter ihm am Bühnenrand und dann hat er sein schweißnasses T-Shirt über mir ausgewrungen. Das nenn’ ich Legendenverehrung.

Ich nenn‘ das Groupie. Früher hieß es übrigens immer, Jörg Dillmann sei der Jello Biafra Darmstadts [Biafra war 1979 Bürgermeisterkandidat in San Francisco, Anm. d.Red.]. Jetzt heißt es wohl eher, Jello war der Jörg von San Frisco.

 

Arschgebuiden „Unsere Presse“

Wieder Kult: diesmal die Darmstädter 80er-Urpunker mit Uffbasse-Jörg am Mikro und „Hessisch for Runaways“-Kossi am Schlagzeug. Mit beiden spielt Nouki heute bei Kackophonia.
So, mein Lieber, jetzt möchte ich ganz schnell die Interpreten hören!

Fred Hill? Mach lauter, ich bin fast taub.

Wenn Du die nicht erkennst, wird’s peinlich für Dich. Text hat irgendwie auch mit dem P zu tun.

[wälzt sich Sekunden später auf dem Bett]: Aaaaarschgebuiden! Wie geil!!! Damals hat der Jörg noch richtig schön gegrölt bei dem Lied. Und P steht übrigens für permanente Presse-Pimmel. Hahaha.

Nouki grölt weiter den Text, der kein gutes Haar an der Presse in diesem Lande lässt. Meint der auch uns? Das P zeigt sich peinlich betroffen und wird ihm eine Abmahnung schicken. Schon seine dreizehnte. Aber irgendwie will ihn keiner entlassen, den Kerl.

 

www.janehlers.net