Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Wenn man von den 2009 gegründeten Barbers spricht, geht es im Grunde nicht um eine, sondern um drei Bands in einer: Da sind die Straßenmusiker mit ihren Guerilla-Gigs in diversen Innenstädten (in Darmstadt unter anderem: im Schaufenster eines Friseursalons am Ludwigsplatz). Da ist die aktuelle „Krone“-Hausband, die ab Oktober wieder regelmäßig die Standfestigkeit der Wände des altehrwürdigen Multimedia-Hauses testen wird. Und da sind die Darmstädter Nachwuchsstars mit ihrer ersten eigenen CD „Radio EP“. All das vereinen Dave (Gesang und Gitarre), Alex (Klavier – fehlte bei unserem Hörspiel entschuldigt), Anna (Klavier und Gesang), Fabi (Gitarre, Blues Harp, Gesang) und Felix (Cajon), immer verbunden durch ihre gemeinsame Liebe zu einem ebenso frischen wie ursprünglichen Roggenrohl.


Canned Heat „Going Up The Country”

Da dieser 68er Song der US-Bluesrocker gleich zu Beginn des „Woodstock”-Spielfilms lief, wurde er zu so etwas wie der inoffiziellen Hippie-Hymne.

Fabi [nach fünf Sekunden]: Das ist einfach … „Going Up The Country“, die Original-Version [Na ja, nicht ganz: Der Song bedient sich schon sehr stark beim „Bull Doze Blues” von Henry Thomas, Anm. d. Red.].
Anna: Aber wir spielen bei unseren Konzerten die Kitty-Daisy-&-Lewis-Version [Das englische Trio, mit denen wir für das letztjährige November-P auch ein Hörspiel durchgeführt haben, hat den Song 2008 als Single herausgebracht, Anm. d. Red.].
Fabi: Habt Ihr mit denen auch hier [bei P-Redakteur Mathias Hill zuhause] gesessen?

Nee, das saßen wir in der Centralstation, backstage.‘

Felix: Der Lewis wusste sicher alles!
Dave: Wir waren alle große Kitty-Daisy-&-Lewis-Fans, und deren Version war für uns auch viel einfacher umzusetzen.

 

Paul McCartney „It’s So Easy”

So rotzig und energiegeladen klang Paul McCartney schon lange nicht mehr. Coverversion vom aktuellen Buddy-Holly-Tribute Sampler „Rave On“.

Fabi: Klingt geil! Mach mal lauter.
Dave: Der Song heißt „It’s So Easy”, aber ich hab keine Ahnung, von wem der ist. Ich kenn’ auch die Stimme nicht.
Fabi: Huey Lewis? Meat Loaf?
Anna: Aerosmith? Oh je, wir reiten uns total rein.
Fabi: Ich bleib bei Meat Loaf. Die Aufnahme klingt auch sehr nach 70er oder 80er Jahren.
Fabi: Klär uns auf, Mann!

Das ist Paul McCartney.

Alle: Ahhhh… da wären wir nie drauf gekommen!

 

Little Esther Phillips „Hound Dog“

Eine sehr frühe Fassung des berühmten Jagdhund-Songs von einer der großen Soul & Blues-Sängerinnen.

Fabi & Felix: Das ist eindeutig der „Hound Dog“. Diese Version klingt nach Wanda Jackson, die Stimme ist aber schwärzer.
Anna: Ist das die mit „Let’s Have A Party“?
Felix: Sehr geiles Klavier.

Könnte direkt aus der „Krone“-Kneipe stammen.

Felix: Ist das das Original …?

Nicht ganz. Die erste Plattenveröffentlichung des Songs war 1952 von Big Mama Thornton, diese hier von Little Esther kam kurz danach raus.

Dave: Von Elvis ist ja fast nichts im Original. Der hatte zwei Songwriter, die fast alles geschrieben haben [Stimmt! Jerry Leiber und Mike Stoller gaben den Song, den sie auf einer Papiertüte notiert hatten, 1956 an den King weiter, Anm. d. Red.].

 

Taio Cruz „Little Lion Man”

Der britische Chart-Gigant macht aus dem Folkrock-Song von Mumford & Sons eine Kirmestechnonummer.

Anna [lacht laut]: Eine Rave-Version von „Little Lion Man“!
Fabi: Wer könnte das covern? David Guetta?
Dave: Das ist der falsche Text, der singt ja nicht mal „fucked it up“.
Fabi: Das klingt ein bisschen, als würde David Guetta mit Taio Cruz …

Taio Cruz ist richtig!

Alle: Oh, ist das mies. Da würden wir nie zu tanzen.

Ein abschließendes Wort zu Taio Cruz?

Dave: Ja, wir müssen ja leider gestehen, dass wir den auch schon mal … hüstel … gecovert haben. Wir haben ihn verswingt und mit „Hey Ya“ von Outkast verbunden, allerdings war das eigentlich nicht die Outkast-Version, sondern die von dem Typen mit dem Bart… Obadiah Parker [, die hiermit ausdrücklich empfohlen sein soll, Anm. d. Red.].
Felix: Der heißt doch nie im Leben so.
Dave: Doch. Ich hab mal ’ne Wette verloren, ich hab mir das genau gemerkt.

 

Jerry Lee & Linda Gail Lewis „Roll Over Beethoven“

Der alte Chuck-Berry-Klassiker vom gemeinsamen ’69er-Album „Together“. Rock’n’Roll in Reinkultur.

Felix: Roll Over Beethoven!
Dave: Schon wieder ’ne Frau.
Felix: Das ist doch gar keine Frau.
Fabi: Tom Jones?
Dave: Quatsch!
Fabi: Doch, der hat das alles gesungen, „Venus“ und „Roll Over Beethoven“ und die ganzen Klassiker.

Unser Haus- und Hof-Fotograf Nouki schaltet sich mit einem unerlaubten Tipp ein: „Tom“ Jones ist gut… der ist doch häufig im Fernsehen, und er hat auch noch einen Freund…

Anna: Ah, klar: „Jerry“ Lee Lewis!
Fabi: Und wer ist die Frau? Linda Gail Lewis etwa? Das ist seine Schwester.

Da sind wir aber beruhigt. Wir dachten schon, das wäre eventuell seine 13-jährige Gattin.

Felix: Na ja: Jerry Lee ist der dirtiest old man überhaupt. Wir haben ihn in Mannheim gesehen, da hat er mit seinen 73 Jahren eine Riesenshow abgerissen, ist aber dann beleidigt von der Bühne gegangen. Danach hat dann Chuck Berry zwei Stunden lang den Duckwalk gemacht.

Nouki: Bei solchen Konzerten ist ja die erste Reihe immer für Rollatoren reserviert …

Dave: Bei einem ähnlichen Konzert hat Boppin B mal die Vorgruppe gemacht.
Anna: Das ist schon geil, wenn du sagen kannst, dass du mal Vorgruppe von Jerry Lee Lewis warst!

 

Nick Waterhouse „Some Place“

Amerikanisches Soul-Wunderkind mit einem seiner Hits – klingt wie direkt aus den Fifties hergebeamt.

Dave [nach einer Sekunde]: Nick Waterhouse!
Fabi: Der wird ja gerade total gehypt. Dave hat mir neulich gesagt: „Ich hab den Ober-Typen entdeckt. Wenn Du den hörst, wirst Du nix anderes mehr hören wollen.“
Dave: Und er klingt ein bisschen wie Lewis von Kitty, Daisy & Lewis.

 

Head Cat „Matchbox”

Die Rockabilly-Supergroup um Lemmy (Motörhead), Slim Jim Phantom (Stray Cats) und Danny B. Harvey (Lonesome Spurs).

Dave: Boppin B? Ah ja, „Matchbox“!
Fabi: Der Sänger klingt ein bisschen wie Udo Lindenberg. Hat der schon mal was auf Englisch gesungen?
Dave: Klar: Der hat „Johnny B. Goode“ nachgespielt.
Fabi: Hmm … oder es ist Eric Clapton?
Felix: Der nuschelt sich vielleicht einen ab! Bei der Gitarre hab‘ ich ein bisschen an Brian Setzer von den Stray Cats gedacht.
Dave: Nee… die Aufnahme ist älter.

Aber die Idee mit Brian Setzer ist nicht so verkehrt.

Das Lied ist fertig, alle drehen sich fragend zum Fotografen um: Nouki, Sie sind gefragt!

Nouki: Ich???

Okay, wir lösen auf: Das war Lemmy von Motörhead mit seinem Nebenprojekt Head Cat.

Alle, inklusive Nouki: Ahhh!
Felix: Und die haben ein ganzes Album gemacht?

Ja, da ist auch einer von den Stray Cats dabei …

 

Marlene Dietrich „Die Antwort kennt ganz allein der Wind“

Bob Dylans Megahit „Blowin‘ in the Wind“ wunderschön interpretiert von der größten deutschen Entertainerin.

Anna: Hildegard Knef? Marlene Dietrich?
Fabi: Juliane Werding ist das! Die hat doch auch die Moody Blues gecovert: „Schwebendes Wasser …“ [singt ausdauernd und mit viel Hingabe die deutsche Fassung von „Nights in White Satin“]. Aber wahrscheinlich ist es Marianne Rosenberg …

Nee … der Name ist schon gefallen. Mal sehen, Anna, wie gut Dir deine Bandkollegen zuhören.

Felix [zaghaft]: Marlene Dietrich?
Anna: Normalerweise hör’n die mir nie zu.
Fabi: Wir haben auch schon mal „Schöner fremder Mann“ von Connie Francis gecovert.

Kennt Ihr von Daliah Lavi „Fieber“, also „Fever“?

Anna: Und von wem ist „Am Tag als Connie Kramer starb“?
Fabi: Da sind wir wieder bei Juliane Werding … Und neulich hab ich auch noch was vom letzten Rock’n’Roll-Konzert von Roy Black gehört … saugeil! Als er starb, war das in unserer Familie ein großes Drama.

Roy Black and the Cannons waren Anfang der Sechziger eine angesagte Beatkapelle. Der hat sich dann leider von seinem Management und seiner damaligen Plattenfirma in die Schlagerecke drängen lassen. Im Herzen war er aber Rock’n’Roller.

 

Kitty, Daisy & Lewis (Baby) Hold Me Tight”

Und zu guter Letzt kommt noch eine Combo, von der heute schon viel geredet wurde.

Alle [nach einer Sekunde]: Ah … Kitty, Daisy & Lewis!
Anna: Das haben wir sogar schon gecovert. Da hab ich das Solo mit einer Melodica gespielt.
Fabi: Und ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass der Song nicht einen der Songs auf unserer EP beeinflusst hätte. Vom Swing und vom Feeling her natürlich nur. Als wir die Band vor drei Jahren im „Schlachthof“ [in Wiesbaden] gesehen haben, da …
Dave: … hab ich mich in Kitty verliebt. Aber Lewis ist inzwischen auch zu einem totalen Player geworden.

Na, das sind inzwischen auch alles Profis …

Anna: Wie sind die denn so drauf?

Sehr abgeklärt. Habt Ihr zum Abschluss noch eine Botschaft an die P-Leser?

Fabi: Äh … ja: Verbreitet Liebe und Blumen in der Welt! Und kauft unsere CD!
Felix: Das ist ja mal wieder die Standard-Antwort.

 

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