Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Gestatten: Bischler. Dahinter verbirgt sich der Darmstädter Liedermacher und Gitarrist Patrick Bischler. Seit 2008 mit seiner Gitarre im Schlepptau unterwegs, transferiert er das klassische Singer-Songwritertum in einen Stilmix aus Folk, Rock, Alternative und Jazz. Seit letztem Jahr begleitet ihn die Band Milch bei seinen Auftritten: Mariella Schelch (Geige), Max Kalb (Gitarre), Ben Lochocki (Bass) und Bastian Bischler (Schlagzeug) verleihen mit ihren Arrangements den ausgereiften Songs die nötige Tiefe und Leichtigkeit. Wir trafen die Band im Proberaum.


Euer Bandname Milch ist schon etwas ausgefallen. Genauso wie die Idee, Geigenklänge in eure Musik einfließen zu lassen. Wie ist es dazu gekommen?

Mariella: Milch? Das kam, weil Bischler saugerne Kaffee trinkt, aber nur mit Milch.

Patrick: Kaffee mit Milch ist einfach nur geil. Genauso ist es auch mit Bischler: Mit Milch machts viel mehr Spaß. Auch wenn ich noch manchmal ohne Band auftrete, so fehlt doch immer was. Und gerade die Geige ist einfach der Hammer!

Wo liegen Deine musikalischen Einflüsse?

Patrick: Die alten Sachen von Gisbert zu Knyphausen. Seitdem ich ihn kenne hat sich auch mein Schreibstil verändert. Er hat mich sehr geprägt. Und Wolfgang Müller finde ich auch ganz großartig.

Beide kommen aus Hamburg. Deutschlands Musik-Hochburg für Künstler mit deutschen Texten…

Patrick: Ja. Ich habe zwischendurch ernsthaft mal überlegt, nach Hamburg zu gehen. Da ist die ganze Singer-Songwriter-Geschichte beheimatet. Bin dann aber doch hier geblieben, da ich gemerkt habe, dass Darmstadt auch eine gute Musikszene hat. Die ist zwar nicht so ausgeprägt wie in Hamburg, aber dafür spüre ich hier eine große Offenheit. Die Musikszene in Darmstadt ist schon ziemlich lebendig, abwechslungsreich und man hat viele Auftrittsmöglichkeiten, das ist eine coole Basis.

Siehst Du Dich selbst als so genannten Singer-Songwriter oder wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?

Patrick: Das ist schwierig. Ich habe mal eine Definition von jemandem gehört, die es ganz gut trifft: Melancholie-Singer-Songwriter-Pop. Den Begriff Liedermacher finde ich aber auch klasse. Die Texte sind mir einfach wichtig, deshalb kann ich mich auch mit dem Begriff als solches anfreunden.

Die Songs schrieb bisher Bischler allein. Jetzt, wo sich die Band gefunden hat, wird sich in Zukunft daran etwas ändern?

Max: Also ich denke nicht, dass wir gemeinsam Lieder schreiben werden. Und das ist auch okay. Patrick hat da seine sehr genauen Vorstellungen.

Patrick: Das Grundgerüst mache ich – Text und Melodie sind mein Ding und das gehört einfach zusammen. Ich kann keinen Text schreiben ohne Melodie, da ist schon ein gewisser Ablauf drin. Aber dann kommt die Band und wir komplettieren die Songs.

Mariella: Jeder von uns hat noch andere Musikprojekte am Laufen und das ist das völlig okay so.

Was inspiriert Bischler zu seinen Texten?

Patrick: Meine Texte sind eine Reflektion der Zeit, in der wir leben, und unserer Gesellschaft, deren fehlende Beständigkeit und die Schnelllebigkeit. Natürlich ist das meine subjektive Wahrnehmung. Aufzeigen, wie es da draußen zugeht in der Welt. Ich versuche es aber auf einer allgemeineren Ebene zu formulieren, so aus der Wir-Perspektive heraus. Sicherlich liegt es daran, dass ich da meine Erfahrungen gemacht habe – Grenzerfahrungen.

Du bist sehr gut im Internet vertreten: Facebook, Twitter, MySpace etc. Wie passt das zusammen? Trägst Du da nicht selbst zur Schnelllebigkeit bei, bist aktiver Teil dessen?

Patrick: Das ist nur Promotion. Ich definiere den Begriff Schnelllebigkeit anders. Aber es stimmt schon, man kann sich nicht abkapseln, man muss sich arrangieren und versuchen, einen guten Mittelweg zu finden. Ich verstehe die Schnelllebigkeit als gesellschaftlichen Druck. Und den Stress, in den wir getrieben werden, der uns mitreißt. Und da gibt es die Möglichkeit, auszubrechen, das Ganze von außen zu betrachten und zu sagen, das ist mir zu blöd, da habe ich keinen Bock drauf. Das ist eine Frage der Perspektive und wie man damit umgeht. Ich bin nicht der super alternative Mensch. Auch ich bin modern und nutze das Internet… und die Mikrowelle. [alle lachen]

Im Sommer werdet Ihr Euer erstes Album veröffentlichen. Die Labelfrage bleibt an dieser Stelle natürlich nicht aus. Gibt es da schon Neuigkeiten?

Patrick: Wir sind uns noch nicht einig darüber, ob wir überhaupt bei einem Label releasen. Zwei Anfragen von kleineren Labels sind da und wir haben auch schon einige andere angefragt, aber wahrscheinlich machen wir das in Eigenregie. Wenn ein Label, dann muss es sinnvoll sein und uns weiterbringen, ansonsten kann man das auch wirklich selber machen.

Welche Ziele habt Ihr noch?

Bastian: Einmal bei „Rock am Ring“ spielen! [lacht]

Mariella: Ich will das Musikmachen auf jeden Fall professionell betreiben.

Patrick: Das wünsche ich mir auch. Ein Traum für mich wäre, einmal in Hamburg zu spielen und ganz genau zu wissen, es kommen Leute, die unsere Musik kennen und mögen. Das ist ein hoher Anspruch, gerade in dieser Szene.

Auf Deiner MySpace-Seite steht: „Langsam mal erwachsen werden“. Wie ist das gemeint?

Patrick: Langsam erwachsen werden ist mein Ding. Dabei ist das „langsam“ wichtig. Ich habe heute noch nicht das Gefühl, für mein Alter erwachsen zu sein. Ich fühl mich immernoch wie ein kleines Kind. Und da ist die heutige Gesellschaft wieder das Thema. Es entsteht der Zwang, schnell erwachsen und perfekt zu werden. Durch diesen Zwang übernimmt man eben Eigenschaften und Angewohnheiten, auf die man eigentlich gar keinen Bock hat. Kinder dagegen haben eine ganz andere Wahrnehmung der Welt, die machen oder sehen Dinge, die Erwachsene nicht mehr erleben können. Das finde ich schade. Deshalb ist es mir wichtig, in diesem Sinne ein kleines Kind zu bleiben.

Vielen Dank für das Gespräch.

 http://www.bischlermusik.de/info.html