Karoline
Fotos: David Sedlacek

Na, super – da haben wir Euch im April-P den Flohmarkt auf dem Karolinenplatz ans Herz gelegt, und während das Heft in Druck ist, erfahren wir: Ätsch, der Magistrat verlegt das Ganze auf den Parkplatz am Nordbad. Kein Flohmarkt mehr in der City. Kein Handeln mehr zwischen Herrngarten und Innenstadt. Kein Mal-eben-drüber-Schlendern und Leute treffen auf dem Weg von der Party nach Hause.

Ja, und wieso? Es heißt, die Stadt muss sparen. Allein die Absperrgitter, die am Karolinenplatz jedes Mal auf- und abgebaut werden müssen, die gehen halt wahnsinnig ins Geld, klar. Auf einem Parkplatz am Stadtrand braucht man so was nicht. Und dann die Baustellen, die es bald geben wird, wegen des Anbaus am Landesmuseum und wegen des künstlichen Darmbachausgangs – da wäre sowieso kein Platz mehr für den Flohmarkt gewesen. By the way: Die neue Darm-Rinne muss ja nicht mitten in der Stadt sein. Wenn die Stadt doch sparen muss – draußen am Nordbad käme das sicher günstiger. Einfach ein bisschen Wasser aus dem Außenbecken abgezweigt …

Wie auch immer, der Flohmarkt war also zu teuer. Gesamtkosten für Absperrgitter, Material, Personal und Fahrzeuge laut Pressestelle: rund 7.200 Euro. Der Bürger hat Verständnis und fügt sich. Denn die da im Rathaus, die wissen schon, was sie tun.

Freie Fahrt und freies Parken
Zugegeben, die neue Location bietet ja auch Vorteile: Endlich genug Parkplätze! Und falls jemand den Besuch in einem innerstädtischen Eiscafé oder beim verkaufsoffenen Sonntag spontan mit einem Flohmarktbummel verbinden möchte – kein Problem, alle diese Menschen können künftig ganz bequem mit dem Auto zum Messplatz fahren und dort parken. Toll. Auch noch gut: Kein Gedrängel mehr vor den Ständen. Dafür eine entspannte Orientierungslosigkeit. Und eine Grillstation mit akzeptabler Currywurst. Also, wer braucht da noch das Flair eines Karolinenplatzes? Wer legt da noch Wert auf urbanes Lebensgefühl und heiteres Verweilen? Und wieso Verkehrsbehinderungen am Cityring und Lärmbelästigung von Hotelgästen, wenn es doch auch so geht: ruhig und unauffällig. Wunderbar!

Karoline
Illustration: Rocky Beach Studio

Für folgsame Bürger
Alle, die davon ausgingen, dass es diesmal so schön wie immer sein würde, nämlich auf dem Karolinenplatz, alle, die nicht bei der Stadt anriefen, weil sie eine organisatorische Frage hatten, die erfuhren erst kurz vorher von der Verlegung. Sorry an dieser Stelle noch mal für unsere anscheinend mangelnde Recherche und die entsprechende Fehlinformation im letzten Heft. Und trotzdem: Der Karolinenplatz war Samstag und Sonntag menschenleer. Keine Infotafel, keine Patrouille vom Ordnungsamt war nötig. Vernünftige Darmstädter Bürger stellen Entscheidungen ihrer Oberhäupter wohl nicht in Frage. Außerdem hatte die Stadt ja gefragt, beim letzten Mal im Oktober – und da gab es diese „positive Resonanz“ unter den Standbetreibern. Tja, dann finden wir das wohl alle gut.

Zumindest im Neuen Rathaus ist man überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Über eine Standgebühr einen Teil der Kosten reinholen? Nein. Es ist den Verantwortlichen wichtiger, das wir hier in Darmstadt, anders als in anderen Großstädten, keine Standgebühr zahlen müssen. Und der Einzelhandel, was sagt der? Der hat doch an verkaufsoffenen Sonntagen vom Flohmarkt profitiert? Nein, der fand, dass sich der Veranstaltungsort Karolinenplatz „in der Vergangenheit eher als nachteilig für alle Beteiligten“ erwiesen hat, wegen der eingeschränkten Verkehrs­situation am Cityring. Man will es schließlich nicht übertreiben mit der Innenstadtbelebung – am Stadtrand ist einfach viel mehr Platz für all diese Menschen. Oder liegt es vielleicht doch am Welcome-Hotel, Stichwort „Lärmbelästigung“? Muss man mit denen reden? Nein, „Befürchtungen dieser Art sind der Stadt nicht bekannt“, so die Pressestelle. Und beim Schloss­grabenfest klappt es ja auch, laut und dreckig und direkt auf dem Karolinenplatz. Samt teilweise gesperrtem Cityring.

Karoline soll leben!
Geht es bei der Flohmarktverlegung also wirklich nur um die Kohle? Rund 7.200 Euro sind aufgerufen – und jetzt Achtung: Zufälligerweise gibt es auch diesen Monat 7.000 P-Exemplare. Stellen wir uns mal vor, nur so zum Spaß, dass jeder P-Leser einen Euro spenden würde. Was spräche dann noch dagegen, dass der nächste Flohmarkt im Oktober wieder auf dem Karolinenplatz stattfindet? Nix, oder? Es sei denn, man hat uns was auf die Backe erzählt.