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Foto: Chesterfield Tourist Information Center

Von den insgesamt 15 Partnerstädten Darmstadts war Chesterfield die dritte, mit der eine schwesterliche Bindung eingegangen wurde. Da dies im Jahre 1959 geschah, feiert man 2009 das 50. Jubiläum. Glückwunsch! Und Grund genug, dachte sich das P, diese Stadt einmal näher vorzustellen.

Nicht nur die runde Zahl gibt Anlass, die mittelenglische Stadt mit ihren rund 101.000 Einwohnern genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch zuerst soll mal mit einem landläufigen Gerücht aufgeräumt werden: Chesterkäse heißt nicht so, weil er aus Chesterfield, sondern weil er aus Chester kommt. Sonst hieße er ja Chesterfieldkäse – klar, oder?

Nun aber zur Stadt: Chesterfield ist eine typisch englische City und liegt am Zusammenfluss von Rother und Hipper südlich von Sheffield im County Derbyshire. Diese Grafschaft ist von einer bergigen und bewalde-ten Landschaft geprägt, welche auch als Peak-District-Nationalpark bekannt ist. Das Umland Chesterfields wird vorwiegend agrarisch genutzt, die Stadt selbst ist, nach Entdeckung größerer Kohlevorkommen und dem Anschluss an die Bahnlinie Leeds-Derby im 19. Jahrhundert, stark industrialisiert worden.

Chesterfield hat wahrlich Geschichte: Eine erste urkundliche Erwähnung ist datiert auf das Jahr 955, im Jahre 1204 verlieh der englische König John (der jüngere Bruder von Richard Löwenherz) das Marktrecht und 1598 erhob Elizabeth I. Chesterfield zum „borough“, einer Stadtgemeinde mit Parlament und Bürgermeister. Eingang in die englischen Geschichtsbücher fand Chesterfield zudem durch eine Kneipe mit dem Namen „Cock and Pinot Inn“. Hier heckten 1688 die Umstürzler der „glorreichen Revolution“ ihre Pläne aus und verjagten ohne Blutvergießen James II. vom Thron. Zu Wohlstand kam die Stadt jedoch durch den Kanalbauer James Brindley und ihren berühmtesten Sohn, George Stephenson, dem Erfinder der Eisenbahn.

Das heutige Chesterfield, dessen untrügliches Wahrzeichen immer noch der schiefe Turm der Kirche St. Mary and All Saints ist – Erklärungen für dieses Phänomen rangieren zwischen Mythologie und Aberglauben – besitzt zwar nach wie vor seinen traditionellen Markt mit den weithin bekannten bunten Schirmen, es hat sich infrastrukturell allerdings vom Kohleabbau und der Schwermaschinenindustrie auf Unternehmen der New Technology und den Dienstleistungssektor orientiert.

Die Hügel-, Heide- und Waldlandschaften des Peak Districts machen Chesterfield zu einem idealen Ausgangspunkt für sportliche Aktivitäten wie Wandern, Klettern und Drachenfliegen. Aber auch Höhlenbesichtigungen der nahe gelegenen Speedwell Caverns bieten sich an. Unweit von Chesterfield liegt außerdem der berühmte Sherwood Forest, das vermeintliche Refugium des Vorkämpfers für soziale Gerechtigkeit: Robin Hood.

In der näheren Umgebung befinden sich zudem mehrere historische Herrenhäuser mit wunderschönen Garten- und Parkanlagen, die einen authentischen Eindruck der einstigen Lebenswelt des englischen Adels vermitteln.

Die Abendgestaltung in Chesterfield ist variabel; neben dem Escapade, einer Art Großraumdisco mit vier Clubs und dem üblichen „Vergnügungsprogramm“, gibt es noch das Rock Shots, einem Äquivalent zum guten alten Darmstädter Eledil vielleicht, sowie das Mojo und The Beach, zwei 70s/80s Bars. Ein der „Krone“ ähnliches Etablissement, The Green Room, schloss bereits März 2008. Die einzig richtige „Disse“ ist eigentlich das Livingstones. Hier gehen die Jüngeren und die Studenten steil, vielseitiges Programm wird geboten und das optisch interessante an diesem Club ist die Tatsache, dass er in einer „ausrangierten“ Kirche untergebracht ist – ein nicht seltenes Phänomen in England.

Für die klassische Unterhaltung bieten sich mehrere Kinos und Theater in „ChesVegas“ an – ein Spitzname, den die Einwohner ihrer Stadt – wohl mit einem kleinen Augenzwinkern – gelegentlich geben. Die Restaurants Chesterfields kochen hauptsächlich englische sowie mediterrane Gerichte, aber auch die in Großbritannien so beliebte indische und asiatische Küche hat unter den insgesamt 39 Speise-Lokalitäten der Stadt ihren Platz. Wem das nicht schmecken sollte, der findet natürlich auch zwei McDo’s  …

Fazit: Chesterfield ist eine nette englische Stadt mittlerer Größe mit den typischen roten Backsteinhäuschen, Parks und einem schönen alten Zentrum mit Marktplatz sowie einem für die Einwohnerzahl angemessenen Spektrum an Möglichkeiten der Lebens- und Freizeitgestaltung – vom Charakter her recht mittelständisch und demnach nicht zu aufregend. Was sie wirklich interessant macht, ist ihre geografische Lage in den East Midlands und dem Nationalpark. Die Umgebung prädestiniert Chesterfield vornehmlich als Reiseziel für Hobbywanderer und Naturfreunde. Die kommen hier definitiv auf ihre Kosten.

 

Reiseplan

Wie hinkommen?

Mit Ryan Air von Frankfurt/Hahn bis East Midlands Airport (Preise variieren je nach Buchungstermin), dann sind noch 35 Meilen mit einem Auto oder öffentlichen Verkehrmitteln zu überwinden.

Wo übernachten?

Günstige Übernachtungsmöglichkeiten finden sich unter www.bedandbreakfasts.co.uk sowie www.cheap-hostels-in.com/chesterfield.htm , weitere wichtige Infos auch auf www.britinfo.net/index_Chesterfield.htm.