Foto: Graz-Tourismus
Foto: Graz-Tourismus

In der Fortsetzung der Serie im 50. Jahr der Darmstädter Städtepartnerschaften stellt das P das österreichische Graz vor: die Stadt, in der die Uhren anders gehen.

Vergleicht man Darmstadt mit Graz, fallen einem nicht wenige Gemeinsamkeiten auf. So haben beide Städte ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz und eine nahezu gleiche Fläche. Graz wurde ebenso wie Darmstadt im Zweiten Weltkrieg von Bombenangriffen in Mitleidenschaft gezogen. Im Gegensatz zu Darmstadt wurde die Altstadt durch Fehlabwürfe jedoch nahezu verschont. Dies erklärt auch, warum Graz die besterhaltene Innenstadt Mitteleuropas hat und die Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe ist. Die Statutarstadt (mit eigenem Statut/Selbstverwaltung, vergleichbar einer kreisfreien Stadt in Deutschland) wurde 2003 Kulturhauptstadt Europas, ist „Menschenrechtsstadt“ sowie Trägerin des Europapreises. Graz ist die Landeskapitale der Steiermark, mit rund 253.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Republik Österreich – und eine bedeutende Universitätsstadt.

Aber Graz hat noch weit mehr zu bieten: Wer einmal längere Zeit in der an drei Seiten von bis zu 400 Meter hohen Bergen umschlossenen Stadt verweilen durfte, dem fällt auf, dass das Klima unter starkem mediterranen Einfluss steht: Die Sonnenscheindauer beträgt im Durchschnitt mehr als fünf Stunden pro Tag. So kann man auch die langen Abende in einem der vielen Straßencafés oder im Biergarten des „Parkhouse“ inmitten des Stadtparks verbringen. Da keine Anwohner in unmittelbarer Nähe sind, wird hier das (Nacht-)Leben bis in die frühen Morgenstunden bei DJ- und Live-Musik genossen. Gleich neben dem „Parkhouse“ liegt das Forum Stadtpark, das ebenfalls Künstlern die Möglichkeit gibt, mit Ausstellungen oder Konzerten in die Öffentlichkeit zu treten. Und wenn der geneigte Besucher sich auf den Heimweg macht, kann er auch noch ein paar Groschen, äh …, Cents in einen Automaten mit „Futter für die Stadtparkhansis“ werfen und die gleichnamigen Tierchen (der Piefke nennt sie Eichhörnchen) füttern.

In Graz gehen die Uhren anders? tatsächlich ist am Uhrturm, dem Wahrzeichen der Stadt, der Minutenzeiger kleiner als der Stundenzeiger. Vom Grazer Schlossberg, auf dem sich der Uhrturm befindet, genießt man einen hervorragenden Aus- und Rundblick über die Stadt. Wem der Aufstieg über die Treppen zu mühsam ist, der kann auch die Schlossbergbahn oder den Lift nutzen. Im Inneren des Schlossbergs boten einst Stollen der Bevölkerung in Kriegszeiten Schutz. Heute ist es möglich, von der einen Seite der Stadt durch den Schlossberg hindurchzugehen oder ihn mit der Märchengrottenbahn zu befahren (auch für Erwachsene sehr schön). Einer der Stollen dient als außergewöhnlicher Veranstaltungsort, unter anderem für Konzerte. Ein weiteres Wahrzeichen wurde 2003 im Rahmen der Ernennung zur Kulturhauptstadt die viel diskutierte Murinsel. Diese künstliche Insel, ein Gebäude in Schneckenhausform mit Café und Amphitheater, wurde vom internationalen Design-Star Vito Acconci entworfen (www.murinselgraz.at).

Überhaupt ist Graz mit Veranstaltungen wie dem „Steirischen Herbst“ (einem internationalen Festival für zeitgenössische Kunst), der „Diagonale“ (dem österreichischen Filmfestival, vom 17. bis 22. März 2009), der Vielzahl an Museen und einem reichhaltigen Konzertangebot alles andere als eine verschlafene Alpenmetropole und kann kulturell durchaus mit Wien konkurrieren. Und im Bereich Flair kann es die Bundeshauptstadt vielleicht sogar überbieten.

(Gernot Hauke, von 1998 bis 2003 wohnhaft in Graz)

 

INFOS:

Wie hinkommen?

Graz kann man gut, günstig un auch noch schnell direkt ab Frankfurt am Main mit Austrian Airlines erreichen. Flüge gibt es mehrmals täglich ab 78 Euro inklusive Steuern (www.aua.at).

Wo übernachten?

Die Übernachtungsmöglichkeiten sind vielfältig. Möchte man in privater Atmosphäre übernachten, empfiehlt sich als Geheimtipp die Pension Rückert (www.rueckert.at) im ruhigen und schönen Villenviertel. Das Einbettzimmer gibt es hier ab 40 Euro. Die Innenstadt ist gut mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Wer es exklusiver mag, kann sich im Grandhotel Wiesler (www.hotelwiesler.com) in der Grazer Innenstadt verwöhnen lassen. Hier muss der Gast allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen (Zimmer ab 135 Euro).

Weiter informieren?

über Graz und Ausflugsziele ins Umland kann man sich unter www.graztourismus.at informieren.