Foto: Peter Feldmann
Foto: Peter Feldmann

Als die „Krone“ – subkulturell betrachtet – noch „heißer Scheiß“ dieser Stadt war (1975-95, Renaissance seitdem in Arbeit), da sah es während des Heinerfestes vor Darmstadts ältestem Club annährend so aus wie heute beim Turbo-Abi-Feiern.  Zum Verabreden brauchte es weder vorherige Absprachen noch hektische Handy-Korrespondenzen. Es war eh klar: Früher oder später trifft man sich vor der „Krone“. „Gude“ hier, „gude“ da, Biersche vom Fass, Gulasch aus der Kanone – und von der Planwagen-Bühne sang Fred Hill „Ick bin ein Heiner, Du bist eine Heiner, wir sind alle Heiner“. Und alle gingen „su Heinervest“.

Seit einigen Jahren treffen sich die Heiner – per definitionem: in Darmstadt Geborene, für krankhaft fanatische Lokalpatrioten: in Darmstadt Geborene, deren Eltern ebenfalls in Darmstadt geboren sind – seltener vor der „Krone“, auch wenn glücklicherweise seit zwei Jahren der Planwagen von damals wieder zur kleinen Heinerfestbühne wird. Die neuen Treffpunkte sind unterschiedlich wie vielfältig: auf ein Warm-up-Schnäpschen am Schwarzwaldhäuschen (am Reiterdenkmal Friedensplatz), auf ein Schwenksteak vom Schinderhannes (gegenüber dem „Vogelmann“ und dem Hau-den-Lukas an der Kreuzung Landraf-Georg-Straße/Schloßgraben), auf ein Weinchen in der Schloss-Bastion, auf ein Stück Käse aus Troyes (Partnerstadt I, seit 1958) oder ein Stück Wurst aus Logroño (Partnerstadt 15, seit 2002) im „AlleWeltTreff“ im Kirchenbauhof des Schlosses (mit Live-Musik aus den Partnerstädten), zum Kampftrinken und Hax’n essen im Hamel-Zelt (auf dem Karolinenplatz), zum Feiern und Tanzen zu Live-Musik im Glockenbauhof des Schlosses und auf der Carree-Piazza vor der Centralstation (zehn Live-Bands an den fünf Tagen). Oder, eher besinnlich, zu den „Serenaden am Musikpavillon“ im Herrngarten. Von dort aus kann man sich übrigens auch gut das abschließende Höhenfeuerwerk am Montagabend anschauen (wenn man auf Public-Viewing-Erlebnisse steht).

Mit etwa 250 Schaustellern ist das Heinerfest eines der größten Innenstadtfeste Deutschlands. Seit 1950 wird es Jahr für Jahr von geschätzten 700.000 Feierwütigen besucht. Neben Fahrgeschäften rund um das Schloss und dem Riesenrad auf dem Marktplatz finden über 100 kostenlose Veranstaltungen statt: Konzerte, Theater, Ausstellungen, Konzerte, Wanderungen, Filmvorführungen und Sportturniere. Das Heinerfest wurde während des Wiederaufbaus des zerstörten Darmstadt als Zeichen der Hoffnung und neugewonnener Lebensfreude erdacht. Der Name „Heinerfest“ ist vom Spitznamen „Heiner“ für die Darmstädter Bevölkerung abgeleitet. Die semantische Herkunft des Wortes ist bis heute ungeklärt. Das Heinerfest wird immer von Donnerstag bis Montag um das erste Juli-Wochenende herum gefeiert.

www.darmstaedterheinerfest.de