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Foto: Diligens

Studien zufolge verbringt Frau im Schnitt 76 Tage ihres Lebens damit, in einer Handtasche zu wühlen – stets auf der Suche nach dem einen Teil, „das da auf jeden Fall irgendwo sein muss“. Die ehemaligen Darmstädter Studenten Bastian Wenzel und Christian Schech haben sich etwas ausgedacht, das Handtaschen-Nutzerinnen zu mehr frei verfügbarer Lebenszeit verhelfen und die Nerven ungeduldig Wartender schonen soll.

„Soi“ ist eine Taschenlampe, die im wörtlichen Sinne Licht in das Mysterium Handtasche bringen soll. Ihr Name (gesprochen: So-i) steht für: „Sorgfalt und Intelligenz“. „Eine Handtaschenbeleuchtung ist eigentlich etwas, das die Welt nicht wirklich braucht. Darum wollten wir unbedingt darauf achten, eine gewisse Sorgfalt walten zu lassen,“ erklärt Christian. Weil die Leuchte mittels trickreicher Technik, der sogenannten „kapazitiven Sensorik“, auf Haut reagiert, leuchtet sie, sobald man mit der Hand in ihre Nähe kommt, und erlischt automatisch, wenn die Hand sich entfernt. Kreisrund und flach ähnelt sie im Aussehen einem Stück Seife.

Die Idee kam Bastian und Christian auf einem Volksfest: Ihnen fiel auf, wie viel Zeit Frau grundsätzlich mit Suchen in ihrer Tasche zubringt. Sie beschlossen, der Sache näher auf den Grund zu gehen und beschäftigten sich mit den Tascheninhalten ihres weiblichen Freundeskreises. Und kamen zu dem Schluss, dass ein derartiges Produkt zweifellos seine Daseinsberechtigung hat. Um die Bedürfnisse von Handtaschen- Trägerinnen besser nachvollziehen zu können, begann Christian, selbst regelmäßig eine Tasche mit sich zu tragen. „Ich habe mich ganz schön daran gewöhnt, alle möglichen Utensilien immer zur Hand zu haben, und weiß mittlerweile, warum Frauen nie ohne Tasche aus dem Haus gehen.“ Ein feiner Nebeneffekt für mehr Verständnis von Männern gegenüber Frauen.

Nun wurde getüftelt. Schnell war klar, welche Kriterien ein Produkt erfüllen muss, um nutzerinnenfreundlich Licht ins Handtaschen-Dunkel zu bringen: Handlich sollte es sein, aber auch großflächig genug, um alles beleuchten zu können. Der besondere Clou sollte daher die berührungsfreie Funktionsweise sein, denn Handtaschenbeleuchtungen zum Anknipsen gab es schon vorher. Doch was bringt so ein Teil, wenn man es nicht findet im Kruschel-Chaos. Genaue Vorstellungen hatten die beiden Jungunternehmer auch, was die Herstellung angeht: Sie wollten ein nachhaltiges, also umwelt- und qualitätsbewusstes Produkt, das unbedingt in Deutschland produziert wird.

Im Alltagsgeschehen ging die Idee immer mal wieder unter – nach Studienende arbeitet Bastian als Elektrotechnik-Ingenieur in Frankfurt und Christian als Lehrer in Berlin. Doch sie arbeiteten sporadisch an der Idee weiter und irgendwann war der technische Stand der Leuchte bereit zur Produktion – nur das Geld für die Umsetzung fehlte noch. Darum beantragten die beiden im April 2010 ein Exist-Gründerstipendium über das Career Center der Hochschule Darmstadt. Nach erfolgter Zusage gründeten sie die Firma Diligens und holten sich einen dritten Mann ins „Soi“-Boot: Benedikt Lehnert sollte als Designer am Erscheinungsbild feilen und war obendrein für den Verkauf zuständig.

Und endlich: Etwa drei Jahre nach ihrer eigenen Erleuchtung beim Volksfest war es so weit: Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wurden im Dezember 2010 die ersten Exemplare verkauft. Die erste Auflage von 2.000 Stück ist mittlerweile vergriffen. Momentan wird nachproduziert und noch ein bisschen nachgebessert. Doch dabei soll es nicht bleiben: „Toll fänden wir, wenn sich noch ein netter Laden in Darmstadt findet, der „Soi“ verkaufen möchte“, hofft Christian.

Und was meint die Zielgruppe zum Produkt? „Die meisten Frauen freuen sich über die gewonnene Zeit – und über etwas Neues, das sie in ihre Handtasche stecken können,“ lacht Christian. Na klar! Da schließt sich die Autorin an. Fraglich ist zwar, ob man immer so ganz genau wissen möchte, was alles in einer Frauenhandtasche kreucht und fleucht. Aber allein die Möglichkeit zu haben, ist eine feine Sache. Nie wieder stundenlang nach dem Haustürschlüssel suchen, wenn man dringend aufs Klo muss.

 

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