Abbildung: Kunst Archiv Darmstadt
Abbildung: Kunst Archiv Darmstadt

„Das ist eine wichtige Angelegenheit in der Kunststadt Darmstadt“, erklärt Claus K. Netuschil, Vorsitzender des Kunst Archivs. Die wichtige Angelegenheit ist giftgrün, wiegt 700 Gramm, hat 448 Seiten – und ist mit ihren 15 Jahren völlig veraltet. Darum wird zur „Darmstädter Langen Nacht“, dem Kulturfest am 31. August, das dritte „Verzeichnis bildender Künstler in und um Darmstadt“ erscheinen. Dann in knalligem Magenta.

1987 wurde das erste Künstlerverzeichnis der Darmstädter Region vom Kunst Archiv herausgegeben. Darin wurde jeder Künstler auf zwei Seiten mit einem Portraitfoto, einer kurzen Vita, einer beschreibenden Beurteilung sowie einem repräsentativen Foto des Werks aufgeführt. Eine Opulenz, die andere Städte – wie beispielsweise Frankfurt – ihren ansässigen Künstlern nicht boten. Das Cover gestaltete der Grafiker Helmut Lortz. Er kopierte seine Hand auf den weißen Umschlag und machte das Verzeichnis so zum „Handbuch“. Von den 3.000 Exemplaren gibt es im Kunst Archiv nur noch ein einziges.

1997 folgte das zweite Verzeichnis. Das Layout des gewichtigen Druckwerks wurde beibehalten, doch aus gegebenem Anlass um eine Todestafel ergänzt – 75 der zuvor noch abgebildeten Künstler waren inzwischen verstorben. Nun erscheint also das dritte seiner Art.

Für die Auswahl der über 200 Künstler zeichnet sich ein Gremium aus acht Experten verantwortlich: die Kunsthistoriker Sabine Welsch, Andrea Suppmann und Claus K. Netuschil, der Künstler Gerd Winter, die Leiterin des Kulturamtes Darmstadt Inge Lorenz, der Direktor der Kunsthalle Peter Joch und die Kulturjournalisten Anja Trischmann und Dr. Roland Held. Sie mussten gewissenhaft prüfen, welches Werk der 1.500 in irgendeiner Form als Künstler erwähnten Darmstädter qualitativ so ausgereift und hochwertig ist, dass es eine Aufnahme in das Künstlerverzeichnis verdiente. Bewerben konnte sich bis zum 15. Juni 2012 erst einmal jeder. Die einzige Bedingung: Man muss in Darmstadt (oder der Region) leben und künstlerisch arbeiten.

Eine Chance gerade für junge Künstler, die noch nicht bekannt waren, weil sie beispielsweise noch keine Ausstellung bestückt haben. Das Kunst Archiv bekundet ein starkes Interesse an der jungen Szene. So wird das dritte Verzeichnis durch jüngere Kunstformen wie Comic, Illustration, Textilkunst und Fotografie bereichert sein.

Die Sisyphusaufgabe der Bearbeitung des „Handbuchs“ hat die Kulturwissenschaftlerin Brigitte Bergstedt übernommen. Bei ihr lief die Fülle der Dateien aller Künstler ein, die sortiert und bearbeitet werden mussten. Erschwerend kam eine gewisse, in Kunstkreisen verbreitete Weltvergessenheit hinzu – nicht jeder der Ausgewählten vermochte den entsprechenden Fragebogen rechtzeitig auszufüllen oder verfügt über Kommunikationsmittel wie Telefon oder Internet. Auch die kunstnahe Befindlichkeit Einzelner bedurfte hin und wieder der besonderen Fürsorge. Außerdem sei es „erstaunlich, wie schwer es manchen Künstlern fällt, ihr eigenes Werk durch ein Bild zu präsentieren“, ergänzt Netuschil. Doch jeder Künstler sollte gleich behandelt werden – und wurde gegebenenfalls beratend und praktisch unterstützt.

Auf das „verlässliche Nachschlagewerk der Darmstädter und regionalen Kunstszene von heute“ (Netuschil) darf man gespannt sein. Nicht nur als Künstler oder Kulturschaffender. Nach dem 31. August, wenn es im Rahmen der „Darmstädter Langen Nacht“ auf dem Europaplatz hinter dem Hauptbahnhof vorgestellt wird, ist es in allen unabhängigen Buchhandlungen und im Kunst Archiv für 10 Euro zu haben. Die Auflage beträgt wieder 3.000 Stück.

 

www.kunstarchivdarmstadt.de