Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Mit dem Stopfen von Haushaltslöchern tut sich die Stadt Darmstadt (wie viele anderen Kommunen auch) derzeit ziemlich schwer. Dafür aber stopft sie andere Löcher: die Schlaglöcher! Anruf genügt: bei der Stadt Darmstadt besonders fiese Schlaglöcher melden, die das eigene Auto bei der morgendlichen Fahrt auf die Arbeit auf die Stoßdämpfer-Probe stellen. Ein „Stopf-Kommando“ hat schon im Januar 3.500 Arbeitsstunden geleistet, um Darmstadts Straßen notdürftig zu flicken.

Nachdem der diesjährige Winter es besonders schlecht mit ihnen gemeint hat, ist auf Darmstadts Straßen seit dem Abtauen des Schnees Slalom-Fahren angesagt. Woher die Löcher kommen? Im Asphalt entstehen durch die Schwingungen der Fahrzeuge Risse. In diese dringt Feuchtigkeit ein, dann kommt der Frost. Im Physikunterricht aufgepasst? Genau: Das sich ausdehnende Eis sprengt Löcher in die Asphaltdecke und in Nullkommanix wurde aus unserer Wissenschaftsstadt „Schlagloch-City“. Schuld ist auch, dass ein Großteil von Darmstadts Straßen schon vor dem Bilderbuchwinter in einem schlechten Zustand war. Aufgrund der Witterung ist eine vernünftige Sanierung der bröckelnden Straßen erst bei steigenden Temperaturen möglich. Aber auch dann wird sie teuer: Die Grundsanierung eines einzigen Loches kostet etwa 250 Euro, 750.000 Euro müssen nun im Haushalt zusätzlich eingestellt werden. Und genügend Personal, um flächendeckend zu agieren, ist wohl auch nicht vorhanden, zumal es für den nun vom Stadtparlament abgesegneten Bau der Nordostumgehung benötigt wird. Gerüchten zufolge gibt schon Ideen, die umstrittene Umgehungsstraße in „Schlaglochumgehung“ umzutaufen, um wieder mehr Bürger von ihrer Relevanz zu überzeugen.

Als habe es die Not geahnt, hat sich das Darmstädter Unternehmen Fludicon auf den Bau adaptiver Dämpfungssysteme spezialisiert. Bauen kann man damit Stoßdämpfer für Autos, die sich blitzschnell der jeweiligen Straße und ihren Schlaglöchern anpassen. Vielleicht sollte das im Schenck-Industriepark ansässige Unternehmen sein Know-How dahingehend erweitern, wie man Dämpfungssysteme entwickelt, die sich Haushaltslöchern anpassen und diese blitzartig stopfen, bevor die nächste Umgehungsstraße den finanziellen Krater noch weiter aufreißt?