Comic-Portrait: Krimalkin
Comic-Portrait: Krimalkin

Darmstädter? Zweifelsfrei. Typ? Absolut. Naaman Wakim gebührt das Prädikat „Vorzeigeheiner“. Geboren 1972 in den Städtischen als Sohn eines brasilianisch-deutsch-libanesischen Paares, ist Naaman in Darmstadt groß geworden (1,92 Meter) und immer DA gewesen. Nach Kindergarten und Schule (Abi 1992/Brechtschule) verlebte er auch Zivi-Zeit und Ausbildung hier: „Ich war nur zum Urlaub mal aus Darmstadt raus“, sagt der Watzeverddler, der „eher zufällig seit zehn Jahren in Bessungen“ lebt.

Batschkapp und Ohrring, feste Stimme und anarchischer Witz – so kennt man den 41-Jährigen. Hinter der Kasse mit dem „Uffbasse“-Uffkleber sitzend hält der König des „Comic Cosmos“ Hof: packt Lieferungen aus, versucht sich in Buchhaltung („Frag net“) – und begrüßt sein Gefolge („Och nee, der schon wieder“). Am Telefon meldet er sich mal närrisch („Drogenkartell, hallo“), mal liebevoll („Lumbesack!“). Naamans ansteckender Heinerhumor macht den 65-Quadratmeter-Laden zur Wohlfühloase. Wer den Comic Cosmos missmutig verlässt, muss schon ein professioneller Griesgram sein.

Schon als Teenager dealte Naaman samstags auf Flohmärkten in Frankfurt und Offenbach [von wegen blütenreine Heiner-Vita, Anm. d. Red.] mit Comics. „Der eigene Laden war damals ein Traum“, blickt er zurück. Die Buchhändlerlehre im Buch- und Comic-Laden Tutti Booki († 2004) von Tausendsassa „Chappi“ Schardt (hier in P-Ausgabe Nr. 17 vorgestellt) war ein Schritt dorthin. 1999 erfüllte sich Naamans Traum: Sein Comic Cosmos war eine Keimzelle des Shop-in-Shop-Projekts Kombinat (1999–2011). Als es dort nicht weiterging („traurig“), verlegte er das Zentrum des Darmstädter Comic-Universums in die Saalbaustraße 5 – gleich um die Ecke.

„Mich interessiert an Comics vor allem die Geschichte“, sagt er. Seinem Facebook-Profil gibt Corto Maltese ein Gesicht, die Figur eines freiheitsliebenden Seemanns, der vor hundert Jahren über die Weltmeere fuhr. Allwetter-Radler Naaman schätzt solche literarischen Comics: „Dabei habe ich viel über Geschichte gelernt.“ Das Medium Comic spüle die unterschiedlichsten Leute in seinen Laden, vom Professor bis zum Straßenkehrer. „Das macht die Gespräche hier so interessant.“

Ganz unheinerisch lobt (!) Naaman Darmstadts breites kulturelles Angebot, allen voran Oetinger Villa und Knabenschule. Neben seinen drei Kindern und Comics liebt er auch Fernsehserien und Filme. Deshalb macht er sich an den Kurzfilmabenden „Eine Runde Kurze“ mit Onkel Naaman und Herrn Kos (das nächste Mal: am Mittwoch, 19.03., von 20 bis 22 Uhr, im „Zucker“) mitschuldig. Reich mache ihn der Comic-Verkauf nicht, sagt er. „Aber immerhin lebe ich jetzt seit 15 Jahren davon.“

 

Stilecht designt und witzig animiert, dafür nicht immer topaktuell:
www.naamanscomiccosmos.com