Bobby
Foto: Linda Breidert

Inmitten des darmstädtischen Verkehrschaos am Nachmittag, inmitten des Chaos der innerstädtischen Verödung und inmitten des politischen Chaos zerstrittener Parteien hat sich das P Hausmeister-Krause-mäßig auf die Suche gemacht. Wo herrscht noch Ordnung, wo ist man in Darmstadt bemüht, ordentlich zu sein, dem Ordnungssinn zu frönen oder einfach nur damit beschäftigt, etwas ordentlich zu Ende zu bringen? Kurzum: Gibt es hier eine Kultur der Ordnung und wie sieht diese aus? Das P stellt sie vor: die Ordnungsliebenden und -hütenden unserer Stadt. Muss Ordnung sein? Lest es selbst mal ganz ordentlich nach!

Man kennt den chemisch-cleanen Geruch einer Reinigung, das sanfte Türbimmeln beim Eintreten des Geschäfts und die kaum wiederzuerkennenden frisch gemangelten Bettlaken, die man doch gerade erst in unsäglichem Zustand dort abgeliefert hatte. Mittlerweile ist auch allgemein bekannt, dass man sich in einer chemischen Reinigung für Tupperpartys anmelden kann oder aber ein nur dort erhältliches, unvergleichlich gutes Fensterputzmittel verkauft wird. Weniger bekannt aber ist vielleicht der ultimative Concept-Store Darmstadts in der unteren Pallaswiesenstraße: In diesem Laden geht es nicht mehr nur um Ordnung im Wäscheschrank, steif gebügelte und ordentlich geputzte Fenster, hier kann man neuerdings auch pietätvoll Informationen zur Bestattung seines verstorbenen Vierbeiners einholen.

Das Tierkrematorium Darmstadt hat Ende Juli 2009 als erste Einrichtung dieser Art in Hessen eröffnet. Betrieben wird es von der Attiba Tierkrematorium AG, die bereits eine ähnliche Anlage bei Stuttgart betreibt. „Pax Animalis“ nennt sich der dazugehörige Tierbestatter vor Ort, der sich die Räumlichkeiten mit der ehemaligen Reinigung teilt.

Während ich dort meinen Wäschebon entgegennehme, schaue ich mir die hölzernen oder aus Porzellan gestalteten Urnen in einer Vitrine an: „Püppi“ lese ich als Aufschrift, einen Schäferhund-Kopf sehe ich eingraviert auf einer Tier-Urne und daneben plätschert beruhigend ein kleiner Indoor-Springbrunnen. Sicherlich ist der Abschied von einem Vierbeiner, mit dem man in der Regel einen längeren Lebensabschnitt verbracht hat, für viele Menschen vergleichbar mit dem Verlust eines Freundes. Gerade für ältere Menschen erfüllt ein Haustier eine wichtige Funktion. Verstirbt das Tier, so endet dies meist mit einem nüchternen Abschied beim Tierarzt (und dem Wissen um die Endstation „Tierkörperverwertungsanstalt“) oder mit der Bürde, den Kadaver selbst irgendwo vergraben zu müssen. In Darmstadt bietet Pax Animalis nun eine ordnungsgemäße Alternative.

Gewählt werden kann zwischen einer Gemeinschaftsbestattung oder einer Individualbestattung des Tieres. Individueller gestaltet sich die Einäscherung, bei der man das Tier einzeln einäschern lassen kann. Es wird dann ein feuerfester, nummerierter Identitätsstein bei der Übernahme durch Pax Animalis zu dem Tier gelegt, der bei der Einäscherung dabei ist. Als ordnungsgemäßen Beweis kann man außerdem per Videoübertragung beobachten, wie das Tier alleine in den Einäscherungsofen gelegt wird. Nach der Kremierung wird der Identitätsstein mit der Asche in einem Kunststoff-Tütchen verplombt und in der aus dem Sortiment gewählten Urne übergeben.

Auf speziellen Wunsch ist außerdem eine Urkunde mit der Nummer des Identitätssteines sowie Datum und Uhrzeit der Einäscherung erhältlich. Bei der Gemeinschaftsbestattung werden mehrere Haustiere zusammen eingeäschert und auf einem nahegelegenen Waldgrundstück beigesetzt. Preislich gestaltet sich die Tierbestattung nach Kilogramm: Während man für den Wellensittich (sei er nicht an Fettsucht verblichen und wog bereits mehr als ein Kilogramm) ca. 118 Euro für eine Individualbestattung zahlen muss (Sonderleistungen wie Urkunde etc. exklusive), kostet die Bestattung eines Hundes von „klein“ (218 Euro) über „mittelklein“ (238 Euro) bis „sehr groß“ (318 Euro) oder gar „schwer“ bis zu 358 Euro. Auch Sonderleistungen wie die Abholung des Tieres, die Abschiednahme im Aufbahrungsraum, das Ausstellen der Urkunde und die persönliche Übergabe der Urne oder die Unterstützung bei der Beisetzung sind Teil der Serviceleistungen von Pax Animalis, kosten aber extra. Ratenzahlung ist möglich. Laut Gemeindesatzung ist für die eigens durchgeführte Tier-Bestattung eine Mindesttiefe des Grabes von 50 Zentimeter verlangt, verboten die Bestattung an öffentlichen Wegen.

Das verstorbene Haustier selbst bestatten oder ein professionelles Unternehmen beauftragen: Zum Glück steht diese Entscheidung bei mir derzeit nicht an. Auf jeden Fall aber bin ich froh, dass ich manchmal nicht die „Do-it-Yourself-Methode“ wählen muss und zumindest meine Bettwäsche gelegentlich in einer Reinigung vorbeibringen kann.