wrede_november15
Foto: Jan Ehlers

Ach, das wird schön, wenn wir die bei uns untergekommenen Flüchtlinge generös in unser neues Stadion einladen. Nass werden sie da ja nicht, es ist ja alles schön überdacht! Dass wir das Ding mit 13,5 Millionen Euro Landesmitteln finanziert bekommen haben, die sozialen Zwecke sowieso schon fehlen und nun in dieser neuen Situation dringender denn je benötigt würden, berührt ja niemanden peinlich! Da muss ich doch kein Kommunist sein, um das scheiße zu finden!

Ach so, wie einfach, jetzt nutzt der alte Stadionbau-Gegner also die Flüchtlinge für seinen Protestzug gegen einen Stadionneubau. Nein! Mein Protest gegen einen Neubau fundierte schon immer darauf, kein Geld für etwas auszugeben, was noch Jahre hält. Er ist nicht nötig, ersetzt doch einfach Sachen, nachdem sie kaputtgegangen sind! Alle paar Jahre sich einen neuen Fußballtempel zu bauen, obwohl das alte Stadion noch Jahrzehnte sicher stehen würde, wie es mittlerweile Usus ist, ist unverschämt. Wir haben doch einen grünen OB, würde der bitte mal sagen: Jetzt ist Schluss! Es gibt endgültig Dringenderes. Der SV Darmstadt 98 hat sich jetzt ja auch saniert durch die Fernsehgelder. 20 Millionen Euro bekommt allein der 18. der Bundesliga! Die komplette Profi-Fußball-Welt hat sich saniert durch die Übertragungsrechte. Und was machen die? Geben Summen kompletter Bruttosozialprodukte für einzelne Spieler aus!

Was man tun könnte, wenn man diese Gelddruckmaschine in die richtigen Bahnen lenken würde; nicht auszudenken. Wahrscheinlich würde man aber erschossen, wenn man durchzöge, was mir vorschwebt. Wie großartig das wäre, wenn der Sport, der im Wechsel unpolitisch und dann doch der große Gleichmacher sein will, seine Kohle für den Weltfrieden einsetzen würde! Wenn die so viel Geld mit Fußballfernsehen generieren, sollten wir das für humanitäre Zwecke nutzen, bevor die Blase endlich geplatzt ist und Spieler wieder das verdienen, was sie wert sind. Die Erde ist nämlich pickepackevoll mit Ausnahmespielern. Man könnte schon von Regelspielern sprechen, so viele überragende gibt es. Und die werden immer nachwachsen. Also sollten die Vereine alles, was über sagen wir mal zehn Millionen Ablöse verdient wird, in einen speziellen Finanztopf stecken, mit dem die Welt befriedet werden soll! Damit wäre genug Geld da, mit dem wir Armut bekämpfen, Heimstätten für Ausgebombte wiederaufbauen und Ackerland fruchtbar machen könnten. Und die Rechten gingen aus Protest nicht mehr zum Fußball!

Natürlich verhindert man damit keine Glaubenskriege, aber zumindest könnte man mit diesem unglaublich vielen Geld dafür sorgen, dass die Leute auf Dauer was zu fressen haben. Klingt naiv, gell? Dann bleibt doch zögernde Skeptiker! Hauptsache, die Stimmung stimmt im warmen, heimeligen Stadion!