wrede_boxen
Grafik: Rocky Beach Studio

Ich fand das immer gut: Griechen wollen ringen, Asiaten Bretter durchtreten – und zum Judo treffen sie sich gemeinsam. Der Westen misst sich im Duell gerne mit dem Degen, das Körpernahe scheint dem Europäer nicht so zu liegen. Aber Boxen, Boxen lieben alle. Nur wieso?

Des Flairs wegen, das von so einem Kampf ausgeht: das archaische Vorgehen im Ring mit den Zigarren-rauchenden Kriminellen drumherum! Was ist denn da aber bitte gut – in seinem wahrsten Sinne – dran, sich in einem solchen Umfeld zu bewegen? Wenn sich ein Deutschrusse und ein Frankokanadier im Megadome auf die Glocke hauen, möchte ich genauso wenig dabei sein wie beim Kampf Johnny Flöte gegen Balko Mechler im Boxklub „Dicke Braue“. Das ist doch ekeligster Fünfziger-Jahre-Muff, in dem diese Spektakel noch immer umjubelt werden, und dies von einem Haufen übler Nichtsnutze wie Reeperbahnluden, zynischen Zockern und Frauen ohne Gewissen. Von den Prominenten ganz zu schweigen.

Vielleicht hör ich mich an wie Alice Schwarzer und seh bald auch so aus, aber das Hoffähig-machen dieses ganzen Reeperbahn-, Nutten-, Halbwelt-Scheißes sollte jedem, der geistig über das Zahn-um-Zahn-Motto hinausgekommen ist, suspekt sein! Ich geh doch nicht ins Wohnzimmer von Menschenverächtern, und ich schau auch nicht zu, wenn ihre Puppen tanzen! Drum kann ich auch diesbezüglichen Teilen des St. Pauli-Hypes nichts abgewinnen. „Sündige Meile“ und so! Zumal die meisten Zuhälter wohl zum HSV gehen werden.

Mir jedenfalls wäre auch ein FC Frankfurt aus der Kaiserstraße unter meinem Niveau. Ja, meine Herren, ich weiß, die Sündige Meile Frankfurts besteht mehr aus den Flussstraßen wie Elbe und Mosel. Aber der ältere Leser kennt eben die Kaiserstraße noch aus den Presseartikeln über Prostitution und Straßenkriminalität sowie aus 28 „Tatorts“ mit Karl-Heinz von Hassel. Doch woher kennen Sie diese Adressen? Boxfan?