Und so ist es Winter geworden. Kalt und feucht, grau oder dunkel, je nach Uhrzeit. Der Weg von einem Ort zum nächsten ist unangenehm und kalt. Das Fahrrad bleibt stehen, beim Gehen zieht der Wind weniger ekelhaft durch die Ritzen zwischen den Kleidungsstücken.

Um uns trotzdem vor die Türe zu locken, betreiben insbesondere die von uns kommerziell Abhängigen wie jedes Jahr einen großen Aufwand. Tausende von Lämpchen glitzern in der Innenstadt. Beleuchten die Konsumtempel – in der Hoffnung, uns hineinzulocken, auf dass wir unsere Lieben und weniger Lieben, uns aber irgendwie nahe Stehenden reichlich beschenken mit ihren Produkten. Klar, verleiht es der Stadt einen gewissen Glanz. Eine weihnachtliche Stimmung kommt auf, unterstützt nicht nur durch Lebkuchen und Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.

Foto: Paul Gruen
Foto: Paul Gruen

In diesem Zusammenhang wird ausgesprochen gerne die Frage vergessen, die neben der ausklingenden Wirtschaftskrise und der Integration die politische Diskussion beherrschte: Wie war das mit Kopenhagen und dem Energiekonzept? Dem schönen Wort Klimaschutz, hinter dem so viel mehr steckt, als man meint.

Natürlich retten wir, wenn wir die Weihnachtsbeleuchtung (wie in Darmstadt) hauptsächlich mit regenerativ erzeugtem Strom versorgen oder sie effizienter machen, nicht unser Klima – und der Atommüll wird auch nur marginal weniger. Darum geht es auch nicht primär, es geht vielmehr um die Differenz zwischen Reden und Handeln. Dinge werden hingenommen, da sie schon immer da waren und immer noch sind. Ob das Konzept dahinter den aktuellen Rahmenbedingungen entspricht oder eben nicht mehr, wird kaum hinterfragt.

Ich als einzelner Verbraucher kann das ja ohnehin mal wieder nicht ändern. Also freue ich mich über die schöne weihnachtliche Atmosphäre, die wie jedes Jahr meinen Lebensraum durchzieht, und kurbel die Binnennachfrage an. Außerdem ist Kaufen in der Stadt (statt in Weiterstadt) ja inzwischen auch eher eine soziale Handlung als Konsum.

Im November rollten fast unbemerkt die Castor-Behälter durch Darmstadt, auf dem direkten Weg nach Gorleben. Dort ist das Thema Endlagerung, anders als in unserem sauberen Städtchen, kein Aprilscherz.