TU_Filmkreis
Foto: Markus Kalb (filmkreis.de)

Cinemaxx, Helia, Rex, Pali, Festival – die Liste der Kinos in Darmstadt ist lang. Hier eine Nische für ein nichtkommerzielles Programm zu finden, verlangt viel Fingerspitzengefühl und ein Gespür fürs Publikum. Dem Filmkreis der Technischen Universität (TU) gelingt dies seit nunmehr 111 Semestern mit einer Mischung aus Blockbustern und raren Filmklassikern.

„Slumdog Millionär“ und „Juno“ finden dabei genauso den Weg ins Audimax der TU wie die Biographie von Che Guevara in der Originalfassung. Im Schnitt finden sich von Oktober bis Juli jeden Dienstag und Donnerstag rund 120 Zuschauer dort ein, sowie ganzjährig mittwochs im Programmkino Rex. Absoluter Kassenschlager des 111. Semesters hätte die Preview zu „13 Semester“ werden können, wären die 750 Plätze nicht mit Freikarten belegt gewesen. Möglich wurden Preview und Gratiskarten durch eine Kooperation mit den Produzenten der Komödie.

„Wir sind ein Haufen Filmverrückter“, sagt Markus Kalb über den Filmkreis der TU. Der 37-Jährige selbst ist ein alter Hase: Seit 1996 ist er aktiv daran beteiligt, den Darmstädtern abseits der kommerziellen Kinos ein ausgefallenes Programm zu bieten. Dass die anderen Mitglieder des harten Filmkreis-Kerns teilweise mehr als eine Dekade jünger sind als er, stört ihn nicht: „Je heterogener die Gruppe ist, desto abwechslungsreicher wird das Programm.“ Denn genau darauf kommt es den neun Aktiven an: „Wir zeigen nicht jede Woche einen Action-Film“, sagt Markus. Ihnen sei es wichtig, während des Semesters ein breites Spektrum abzudecken. Um die Qualität der Filme zu garantieren, muss ein Mitglied des Filmkreises ihn gesehen und positiv bewertet haben. Generell wird über das Programm ausgiebig diskutiert, manchmal auch bis tief in die Nacht. Am Ende werden die Entscheidungen immer basisdemokratisch getroffen; einen Chef, der die Marschrichtung diktiert, gibt es nicht. „Das würde auch nicht zu unserer Gruppe passen“, sagt Markus, der wie seine Kollegen ehrenamtlich arbeitet.

In Konkurrenz zu den kommerziellen Kinos tritt der Filmkreis indes nicht: „Für uns ist es ein Hobby, die Betreiber der anderen Kinos müssen davon leben.“ Deshalb kommen Blockbuster auch frühestens drei Monate nach Deutschlandstart ins Audimax. Positiver Nebeneffekt: Die Leihgebühr für die Filme sind zu diesem Zeitpunkt deutlich gesunken. Große Sprünge kann sich der gemeinnützige Verein nicht leisten. Er finanziert sich allein über den Eintritt und die Jahresmitgliedschaft, die jeder Zuschauer bei seinem ersten Besuch automatisch eingeht.

Hinzu kommen lediglich Einnahmen aus dem Getränkeverkauf bei den Veranstaltungen. Als vor ein paar Jahren die Kosten stiegen, gleichzeitig aber der Zuschauerschnitt sank und somit die schwarze Null kaum mehr zu erreichen war, entschieden sich Kalb und seine Kollegen dazu, einen Werbeclip vor den Veranstaltungen im Audimax zu zeigen. Ein Novum – aber nötig. Den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) um Geld bitten? „Das sollte immer der letzte Schritt sein, wir wollen uns selbst finanzieren“, erklärt Markus.

Auch im 112. Semester hat der Filmkreis wieder ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: Neben „Inglourious Basterds“ und Fatih Akins „Soul Kitchen“ findet sich dort auch der Schwarzweißfilm „Das weiße Band“ und die Dokumentation „Endstation der Sehnsüchte“ wieder.

Wer am Erlebnis „Kino-Machen“ teilhaben möchte, kann sich jederzeit unter der E-Mail-Adresse info@filmkreis.de an den Filmkreis wenden. Von der Kurzbeschreibung bis zum Vorführen macht der Filmkreis alles eigenständig – und freut sich über jedes neue Gesicht!

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