Wilde Wälder, tollkühne Frauen

Unsere Theater-Tipps im März

Foto: Christian Schuller („Werwolfkommandos. Rechter Terror vor Gericht“ im Rahmen der 29. Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler)

Diffizile Identitäten im Staatstheater

Elektra, aber komplex: Elektra wartet, und zwar auf ihren Bruder. Der soll dafür sorgen, dass der Tod des gemeinsamen Vaters Agamemnon gerächt wird. Agamemnon wurde von Elektras Mutter und ihrem Liebhaber erschlagen. Kaputte Familien gibt es viele, doch diese scheint die Crème de la Crème derer zu sein. Als Elektras Bruder auftaucht, erreichen Hoffnung, Hass, Liebe und Obsession ihren Höhepunkt. Erschütternde musikalische Elemente und ein imposantes Bühnenbild erzählen die archaisch-düstere Geschichte Elektras und ihrer Familie. Das Werk von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal ist ein Einakter mit riesigem Orchester und dramatischer Stimmgewalt.

Wann ist ein Mann ein Mann? Der Apfelschuss ist das Motiv zahlreicher europäischer Sagen, ganz vorne mit dabei: Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“. Der Schweizer Nationalheld Tell vertraut so sehr auf seine Stärke und seine Fähigkeiten, dass er sogar das Leben seines Sohnes aufs Spiel setzt, um seinem verhassten Tyrannen zu zeigen, wer der Überlegene ist. Das Sonnen im eigenen Glanz, das genüssliche Suhlen in der eigenen unabdingbaren Männlichkeit – willkommen im Patriarchat! Doch was ist es, das einen „vollwertig“ macht, wie findet er zu sich selbst? Und was hat das Heldentum damit zu tun? Ein Blick auf Generationenkonflikte, Freiheit(-skämpfe), Sinnsuche und Männerbilder.

„Elektra“ am Fr, 1.3. + Sa, 16.3., jeweils um 19.30 Uhr im Großen Haus

„Wilhelm Tell: Im Reich des Schmerzes“ am Sa, 2.3., um 19.30 Uhr + So, 17.3., um 16 Uhr + Mo, 18.3., um 11 Uhr, jeweils in den Kammerspielen

staatstheater-darmstadt.de

 

Verhext, gehetzt, gehängt

Massachusetts im Jahre 1692: Zahlreiche Mädchen erkranken an einer mysteriösen Krankheit. Dafür kann es nur eine Erklärung geben – die Hex‘ is schuld! Doch wer ist die Hexe? Jede:r kann es sein – und so wird das Finden der schuldigen Person zum Gruppenprojekt. Es dauert nicht lange und in der einst friedlichen puritanischen Siedlung Salem gibt es neue Nachbarn: die Eifersucht, das Misstrauen, den Fremdenhass. Sie mischen sich unters Volk und setzen toxische Keime in die Köpfe der Bürger:innen. Das Theaterstück aus der Feder von Arthur Miller offenbart die Psychologie all seiner Charaktere in den schaurigsten Facetten. Besonders schaurig: Die Flucht in irrationale Verschwörungstheorien scheint auch heute noch en vogue zu sein.

„Hexenjagd“ Premiere am Fr, 1.3., + Sa, 2.3. + Fr, 8.3., weitere Termine jeweils um 19.30 Uhr

Wilhelm-Köhler-Saal (im Alten Hauptgebäude) der TU Darmstadt

tud-schauspielstudio.de

 

Junge Talente

Ausnahmeweise geht es in dieser Rubrik mal raus aus Darmstadt und an die schöne Bergstraße. Im Parktheater Bensheim betreten zum 29. Mal junge Schauspieler:innen verschiedener Ensembles die Bühne und bekommen ein so ein begehrtes Forum. Zu sehen sind Stücke mit Titeln wie „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs“, „Ach! Ein Kleist-Porträt“, „Werwolfkommandos. Rechter Terror vor Gericht“ oder „Sex und Kartoffeln“. Es wird politisch, kreativ, historisch und auch ein bisschen dirty. Hauptsache, es gibt was zum Nachdenken, was zum Schmunzeln und Platz für die schönste Nebensache der Welt. Am Ende des Festivals wird für die krasseste Schauspielerei ein Preis verliehen. Also ab an die Bergstraße und frische Kultur genießen!

„29. Woche junger Schauspielerinnen und Schauspieler“ von Di, 5.3. bis Mo, 25.3. im Parktheater Bensheim

stadtkultur-bensheim.de/wojuschau + parktheater-bensheim.reservix.de/events

 

Die unbändige Kraft von Frauen

Drei Frauen treffen sich in den Überresten einer Küche. Wo diese steht, ist nicht definiert, irgendwo an der Grenze zweier Länder – und es könnte überall sein. Die Frauen kennen sich nicht und sprechen alle ihre eigenen Sprachen. Sie kommen aus mehr als drei Ländern und haben eines gemeinsam: die ewige und unbändige Kraft von Frauen in ausweglosen Zeiten. In allen Ecken der Welt kreieren Frauen ihre Geschichten und ihr Schicksal. Sie gestalten Bilder ihrer Zukunft, so machen es auch die Drei in der Küche. Kurz vorm internationalen Frauentag (am 8. März) zeigen Künstlerinnen den Wechsel intensiver Nähe und großer Distanz. Dafür bedienen sie sich ihrer Kunstformen: dem Schauspiel, dem Choreografischen Theater und dem Butoh-Tanz.

„Garage No. 8“ Premiere am Mi, 6.3. + Do, 7.3., jeweils um 20 Uhr im Theater Moller Haus

theatertransit.de + theatermollerhaus.de

 

Galaktische royale Reisepläne

„Du musst die Zukunft nicht vorhersagen, Du musst sie zulassen.“ (Saint-Exupéry). Diese Zukunft liegt vielleicht nicht auf der Erde, sondern auf einem ganz anderen Planeten. Das diverse und inklusive Theaterlabor-Ensemble macht sich in seinem ganz frei auf der Erzählung „Der kleine Prinz“ basierenden Stück auf die Suche nach diesem Planeten. Wegweiser ist nicht das Smartphone, sondern die eigene Fantasie. Mit Spiel, Bewegung und Musik wird die Galaxie erkundet. Als Ausstattung dienen upgecycelte Materialien – gibt ja genug Müll! Was hingegen gar kein Trash ist: Freundschaft. Und vielleicht ist der kleine Prinz ein Freund, den wir uns in dieser Welt erfinden müssen, denn er lehrte uns: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

„Planet sucht Prinz“ am Sa, 9.3. um 15 und um 18 Uhr im Theater Moller Haus

theaterlabor-inc.com + theatermollerhaus.de