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Foto: Jan Ehlers

Fünf nette Kerle, die rüde Musik machen. Ihre Band gibt es seit Juni 2010. Jetzt haben sie ihr erstes Album am Start: „Hopes, Doubts & Inbetween“. Nach der Release-Party am 1. Oktober im 603qm geht es direkt auf zweiwöchige Tour quer durch Deutschland. Live erlebt man einen Sänger, dem die Adern am Hals fast platzen, und eine wilde Horde vor der Bühne – springend, schreiend, schwitzend. Das P traf sich mit drei Fünfteln der Band zum Grillen.

 

Ihr sagt, eigentlich macht Ihr positiven Metalcore. Ihr wollt also die netten Jungs sein, obwohl Ihr böse Musik macht?

Paddy: Das ist halt unser Naturell. Die meisten Bands, die fiese Musik machen, wollen auch die fiesen Jungs raushängen lassen.

Tanne: Wir lachen und haben Spaß auf der Bühne.

P: Und das trauen sich viele nicht: offen zu zeigen, dass man Spaß hat. Und ein netter Junge ist.

Und woran seht Ihr, dass das Publikum Spaß hat?

P: Na, dass sie genauso aus sich rausgehen wie wir auf der Bühne. Und ihnen egal ist, was der Typ oder die Tussi neben ihnen denkt.

Es ist grober Körperkontakt, der da zu beobachten ist.

P: Ja.

T: Ja.

Kris: Ja.

T: Aber das ist nur der äußere Eindruck. Im Grunde sind alle nett und lieb und helfen sich.

P: Es gibt leider auch Ausnahmen. Aber wenn da einer zu krass abfährt, dann würde ich abbrechen und dafür sorgen, dass der rausfliegt.

Nach dem Schlossgrabenfest wurde gepostet: „Yeah, die Jungs waren cool, hab’ um den Drumstick gekämpft, mein Handy ist kaputt gegangen, hab’ mir ’ne Rippe gebrochen und ein bisschen Blut ist auch geflossen, aber ansonsten war’s geil.“ Wenn Ihr so was lest, macht Euch das stolz?

[Alle nicken.]

T: Das ist der Dank für die jahrelange Arbeit, die da drin steckt.

P: Lieber spiele ich vor 20 Leuten, die richtig abgehen, als vor 2.000, die einfach nur zugucken. Definitiv.

Auf dem Schlossgrabenfest ging schon vom ersten Ton an eine Fan-Crew vor der Bühne steil. Sind das immer die gleichen?

P: Haha, nee. War ja unser erster Auftritt in Darmstadt. Und bei unserem allerersten Auftritt, im Februar in Weinheim, da war es auch schon so. Da standen die Leute von Anfang an press an der Bühne und sind sofort abgegangen. Keine Ahnung. Völlig surreal. Als gäb’s uns seit fünf Jahren und jeder wüsste, was jetzt kommt.

Frage an Kris und Tanne: Paddy schreibt die Texte – findet Ihr Euch auch wieder in seinen Storys?

P: Jetzt bin ich gespannt!

K: Doch, ich würde die Frage schon mit „ja“ beantworten. Die Texte sind ja auch so angelegt, das sind Geschichten, in denen man sich wiederfindet. [Krempelt seinen Ärmel hoch und zeigt sein Tattoo:] „The things I left behind / will be kept in my heart / until the day I die“ – eine Textzeile aus „Back To Zero“. Das Tattoo hat unser Schlagzeuger übrigens auch.

Gibt’s zu den Texten auch Rückmeldung vom Publikum?

K: Live konzentriert man sich ja eher auf andere Aspekte. Mal sehen, was kommt, wenn die CD draußen ist und die Leute zu Hause auf der Couch liegen, sich das in Ruhe anhören und das Booklet durchblättern.

P: Es gibt einen Song, der schreit nach Feedback: „Copy Of The Copy“. Da lästere ich über die Szene ab, über das ganze „Ich-bin-ja-so-evil-und-übe-zuhause-fiese-Gesichtszüge“. Bei diesem Stück erhoffe ich mir Reaktionen.

T: Einige werden Dich hassen dafür.

P: Ja.

15 Tage seid Ihr auf Tour, elf Abende spielt Ihr Konzerte, seid also gebucht. Wie habt Ihr das geschafft?

T: Weil Kris und Paddy sich den Arsch aufgerissen und bei 8.000 Clubs angefragt haben.

P: Das Gute ist, dass wir die Tour mit zwei Bands machen. Dazu kommen Leute, die uns helfen mit ihren Kontakten. Wir sind also nicht ganz auf uns allein gestellt. Aber du musst halt schon viele Klinken putzen. Wir haben oft gehört: „Wer seid Ihr überhaupt?“

Wie viel Geld habt Ihr in die Hand genommen?

K: Viel.

T: Jeder, der nicht Musik macht, wird uns für bescheuert halten.

K: Ja. Es ist ein schöner fünf-stelliger Betrag, den wir bis jetzt investiert haben.

P: Es kommt halt auch drauf an, wo man hin will.

Und wo wollt Ihr hin?

K: Einen Namen haben, um Gigs spielen zu können. Und Aufnahmen zu machen. Für mich wäre es ein Riesenerfolg, im Jahr ein bis zwei Touren zu fahren, bei denen man weiß, dass die Leute auf einen warten.

P: Am schönsten wäre es, wenn man dann noch ’ne Handvoll Leute hätte, die sich um die Drumrum-Arbeit kümmern. Damit wir uns ganz der Musik widmen können.

T: Im Moment geht 80 Prozent unserer Zeit für dieses Drumherum drauf.

P: Mein größter Wunsch wäre, einmal im Leben im Ausland zu spielen. Ich möchte meine Mutter oder meine Freundin anrufen und sagen: „Ich muss jetzt auflegen, es wird zu teuer.“

Kommen Eure Eltern, Eure Familien zu den Konzerten?

T: Sie sagen es immer, aber bis jetzt haben sie es noch nicht gemacht.

P: Meine Mutter schon, die war auch beim Schlossgrabenfest dabei. Sie hat sogar unseren Sticker als Profilbild bei Facebook. Aber sie meint, die Musik wäre ja echt toll, nur das Geschrei wäre nervig.

T: Sagt mein Vater auch. Ist halt eine andere Generation.

Wieso diese total metal-untypischen Shirts an Eurem Merchandise-Stand: in hellen Farben und mit einem Manga-Bunny als Motiv?

P: Damit wollen wir den Leuten zeigen, dass wir machen, worauf wir Lust haben und – worüber wir bis jetzt noch gar nicht gesprochen haben: Wir wollen auch polarisieren. Die sollen es saugut finden oder extrem scheiße. Dann wissen wir, dass es wirklich was Eigenes ist, was wir da machen.

T: Das gelbe Shirt mit Bunny ist übrigens der totale Renner.

P: Wir haben auch ein normal düsteres Design dabei, aber der Hase kommt besser an.

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