Grafik: Rocky Beach Studio
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Eigentlich könnte alles ganz gut sein, mit dem Fußball. Das Spiel ist aufregend und bietet allerlei Kurzweil. Aber wenn nur das ganze Geschwätz davor und danach nicht wäre, die vielen Floskeln und Phrasen, Nullsätze, Pseudo- und Binsenweisheiten.

Es geht dabei nicht um Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn am EM-Ostseestrand, es geht um das alltägliche Geblubber. Und das betrifft selbstverständlich auch die „Lilien“. Denn die stehen vor einer mörderischen Saison in der Dritten Liga. Nach Lage der Dinge. Denn für Aufsteiger ist das zweite Jahr bekanntlich das schwerere. Heißt es immer wieder, wird immer wieder geschrieben, gesagt, behauptet. Auch in Darmstadt.

Nur wieso?

Weil in der kommenden Saison mit den Premium-Absteigern Hansa Rostock, Karlsruher SC und Alemannia Aachen ziemlich viel Leben in die Bude kommt?

Nee, nee, so ist das nicht gemeint. Nur, wie denn? Weil dann der Aufstiegsschwung in der Mannschaft weg sei, heißt es. Aha. Aber bei den „Lilien“ hat doch in der ersten Drittligasaison eh kaum noch ein Spieler aus dem Aufstiegskader gespielt.

Also weiter. Weil sich dann der Gegner auf die neue, unbekannte Mannschaft eingestellt hat. Aha. Haben die „Lilien“ bisher unter einer Tarnkappe gespielt? Oder war ihr System so kompliziert, dass der Gegner total verwirrt war? Wieso haben dann die Männer von Kosta Runjaic am Ende nur noch gegen den Abstieg gespielt? Weil die Gegner vor Verwirrung immer gewonnen haben?

So richtig greift nichts von allem. Und dass die besten Darmstädter weggekauft worden sind, lässt sich auch nicht behaupten. Runjaic hat sogar ein bisschen mehr Geld zur Verfügung, einen stärkeren Kader zusammen zu stellen. Und schließlich haben die „Lilien“ ein bisschen mehr Zeit, sich auf das überregionale Geschäft vorzubereiten, denn der Aufstieg kam ja damals schon mächtig überraschend für alle in der Stadt und im Verein.

Es gibt ein schönes Lied von Wiglaf Droste, „In 80 Phrasen um die Welt“ heißt es. Darin wird in fast fünf Minuten das ganze Dummsprech der Deutschen zusammengefasst mit Weisheiten wie „Ein gutes Pils dauert sieben Minuten“.

Das Lied sollte die neue Stadionhymne der „Lilien“ werden, denn die neue Drittligasaison wird wunderbar. Wer will schon in Liga Zwei spielen, mit Aalen, Sandhausen oder gar dem FSV Frankfurt? Ans Böllenfalltor kommen die Hansa-Fans und werden zeigen, wie kunstvoll sie mit Pyrotechnik umgehen können. Die Karlsruher werden den Bus ihrer Mannschaft umwerfen, nachdem diese hier 0:2 verloren hat, mit dem neuen A-Jugendtrainer Richard Hasa ist der freundlichste „Lilien“-Spieler der Neuzeit zurück am Böllenfalltor, es wird einen neuen Zuschauerschnittrekord geben, und die Darmstädter werden um den Aufstieg mitspielen.

Die zweite Saison wird wunderbar.