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Dass Darmstadt nicht gerade als Mekka für junge, aufstrebende In-Bands gilt, dürfte hinlänglich bekannt sein. Umso erfreulicher die Tatsache, dass es ab und an dann doch musikalische Lichtblicke wie die Beatshots gibt. Wir sprachen mit Sängerin und Gitarristin Emma McLellan sowie Gitarrist Benny Mugler über musikalisches Selbstbewusstsein, Darmstadt und seine Heiner, gewonnene Wettbewerbe und den Vorteil, als Musiker auch DJ zu sein (und umgekehrt).


P: Auf Eurer Website steht zu lesen: „Wären die Beatshots nicht aus Darmstadt sondern einer coolen Metropole im Königreich wäre ‚We Will Save Your Souls‘ eine Top-10-Single im UK und Liebling des NME.“ Das klingt ziemlich selbstbewusst. Woher kommt dieses Selbstvertrauen?

Emma: Oh, das haben wir gar nicht selbst geschrieben, sondern die Leute vom „Phono Pop“-Festival in Rüsselsheim. Wir haben dort im letzten Jahr gespielt und da wir keine schriftliche Bio hatten, haben die Leute halt was geschrieben. Allerdings sehr schmeichelhaft, daher haben wir das Zitat auch weiterhin verwendet.

Wie hat es Euch eigentlich nach Darmstadt verschlagen? Ihr kommt teilweise aus England und der Schweiz…

Benny: Ich bin in Pfungstadt aufgewachsen. Unser Bassist Ferry ist zur Hälfte Schweizer und mit seinen Eltern hierher gezogen – und unsere Schlagzeugerin Sandra studiert in Frankfurt.

Emma: Ich bin ursprünglich für ein Gastsemester aus Portsmouth/England nach Darmstadt gekommen und war erstmal positiv überrascht, dass hier die Wohnung und das Bier so billig waren (lacht). Meine erste Begegnung mit Darmstadt war übrigens sehr weird. Ich kam nämlich während der Faschingszeit hier an und überall sind nur Clowns rumgelaufen. Ich wusste überhaupt nicht, dass es hier so etwas wie Karneval gibt und war ziemlich irritiert. Selbst die Kassiererinnen im Supermarkt hatten alle lilafarbene Haare, überall wurde Party gemacht und amtlich getrunken… Ich dachte, dass die das hier vielleicht am Wochenende immer so machen.

Euer Sound orientiert sich sehr an Bands der späten 70er und frühen 80er, wie „Blondie“, „Talking Heads“ und anderen. Damit seid Ihr ähnlich wie beispielsweise „Bloc Party“ oder die brasilianischen „CSS“ sehr auf der Höhe der Zeit, lauft allerdings auch Gefahr, dass der aktuelle 80s-Retro-Hype abebbt und dieser Sound passé sein könnte. Ist Euch das egal, oder treibt Euch sogar eher noch an?

Benny: Also dieses „Auf-der-Höhe-der-Zeit“-Ding hängt damit zusammen, dass wir einfach auch immer an aktueller Musik interessiert sind. Momentan höre ich beispielsweise mehr Elektro und das spiegelt sich über kurz oder lang auch im Sound der Beatshots wieder. Unsere Musik wird also wohl immer auf der Höhe der Zeit bleiben, denke ich.

Emma: Wir haben schon einen klaren Sound, der absolut Beatshots ist. Benny und ich haben beide Schlagzeug studiert, daher ist die Art, wie wir Gitarre spielen, ziemlich perkussiv. Wir haben uns schon kurz nach Gründung der Band klar darauf geeinigt, dass tanzbare Beats, das Rhythmische, bei den Beatshots ganz vorne stehen sollen. Die Songs sollen uptempo, tanzbar und sexy sein. Allerdings ist das für einen studierten Musiker nicht unbedingt einfach, weil wir ziemlich oft einfacher spielen und umdenken müssen … es muss halt „catchy“ sein – und nicht „clever“.

Emma, Du hast ja noch ein weiteres musikalisches Steckenpferd, das DJane-Duo „DontCanDJ“, das vornehmlich Elektro auflegt. In wie weit unterscheidet sich Dein Job als DJane von Deiner Rolle als Sängerin und Gitarristin?

Emma: Ich hatte eigentlich immer gedacht, dass da ein großer Unterschied bestehen würde aber der ist gar nicht mal so groß. Wenn man auflegt, ist es sicher von Vorteil, Musiker zu sein, wegen des Rhythmusgefühls und so weiter. Aber es kann auch von großem Vorteil für einen Musiker sein, als DJ zu arbeiten. Durch die Clubabende habe ich zum Beispiel inzwischen ein ziemlich genaues Gespür dafür, auf was die Leute abgehen – und dieses Gespür hilft mir auch beim Songwriting für die Beatshots. Ich will nämlich nicht nur für mich oder die Band, sondern vor allem auch für das Publikum schreiben. Und das Auflegen eröffnet neue Möglichkeiten: Ich arbeite seit einiger Zeit an Mash-ups (eine Art Remix, bei der primär die vorhandenen Beats und Sounds eines bekannten Songs mit den Vocals eines anderen Stückes kombiniert werden, Anm. d. Verf.). Beispielsweise habe ich einen Song des Berliner Producers Magnum38 mit Vocals von den Beatshots kombiniert und das ging perfekt zusammen. Mittlerweile lege ich diese Mash-ups auch bei unseren DontCanDJ-Events auf, eine sehr gute Möglichkeit zum Austesten neuer Songs!

Dass die Beatshots vor allem als Liveband sehr gut funktionieren, haben nicht nur zahlreiche Konzerte, sondern auch der Gewinn des „Entega Neukommer“-Wettbewerbs in der Centralstation im vergangenen Dezember eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Nun spielt Ihr im Sommer erste Festivals, darunter auch das Schlossgrabenfest. Freut Ihr Euch schon auf die großen Bühnen?

Emma: Ich versuche da gar nicht groß dran zu denken, denn ich werde ziemlich oft vor Gigs sehr nervös. Vor dem Neukommer-Auftritt war es zum Beispiel ganz furchtbar! Aber natürlich freuen wir uns auf die größen Bühnen und sind ziemlich aufgeregt!

Benny: Festivalgigs sind eh klasse. Die Leute sind einfach sehr offen für Neues. Und natürlich ist es super, vor so einem großen Publikum zu spielen. Für diesen Sommer war übrigens auch eine erste größere Tour geplant. Da wir aber lieber erstmal auf Festivals spielen wollen, haben wir das in den Herbst verlegt, wenn das neue Album raus ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

www.beatshots.de