Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Ein irreführender Titel für einen Artikel, welcher sich mit dem Niedergang der Kultur des Zigaretten-Rauchens auseinandersetzt. Dieses Schriftstück, angestoßen durch das bundesdeutsche Tabak-Werbeverbot in Fernsehen & Kino und dem damit einhergehenden Mangel an Marken-Identifikation, liest sich in nicht einmal einer Zigarettenlänge.

Früher wurde mit Werbeträgern geworben, mit welchen sich der Bürger identifizieren konnte oder gar paktieren wollte. Und damit meine ich weder Klementine, deren Vater übrigens der Leibkoch des letzten sächsischen Königs gewesen war, noch den Persil-Mann. Ich meine Leute wie das HB-Männchen, welches bierselige Klempner ebenso wie weinselige Beamte zum Päckchen greifen ließ. Oder den Marlboro-Man und den Camel-Mann. Erbitterte Feinde! Ersterer, der Cowboy, hatte seine Anhänger unter denen, die genauso cool und frei sein wollten wie er. Die Camel-Fans wollten auch so cool sein wie ihr Idol, aber das hatte wenigstens einen Führerschein, einen Jeep – und vor allem nicht den Nachteil, dort rumlaufen zu müssen, wo der Colt das Gesetz regiert!

Ich war Camel-Raucher (ja, bei mir wirkte die Masche prima, ich hatte sogar einiges aus der korrespondierenden Kleidungs- und Schuh-Linie). Es gab typische Reval-Raucher und deren trotziges Pendant, den frankophilen, Schal-tragenden Gitanes-Raucher. Am besten Mais! Beides dem Existenzialismus nahestehende Typen. Ja, es gab sogar – für mehr als einen Wimpernschlag in der Geschichte – typische Stuyvesant-Raucher! In diesem Falle waren sogar Frauen darunter. Frauen, welche über Zigarettenspitze und Slim-Zigaretten mittlerweile auch im Reich der unwählerischen Raucher angelangt sind! Das facettenreiche Statussymbol Filterzigarette hat sich – ebenso wie die Tätowierung – selbst überlebt.

Nach der Medienoffensive von Lucky Strike und dem Siegeszug der helltabakigen Gauloises sind es nun vor allem die No-Name-Zigaretten der Discounter, welche das Stadtbild der Raucherecken dominieren. Aufgrund des Preisniveaus reduziert sich Rauchen heute auf seinen ausschließlichen Sinn und Zweck: der schlichten Zuführung von Nikotin zwecks Sucht- und Nervositätsbekämpfung. Sicher wird noch wahnsinnig viel geraucht, doch „was her machen“ tut man weder mit einer Garfield auf dem Schulhof noch in der Umkleidekabine mit einer Winchester – oder wie diese ganzen mund- und fußdesignten Amateur-Produktpiraten-Kippen heißen. Aber man soll ja sowieso nicht rauchen. Jugendliche rauchen ja heutzutage auch nicht mehr so viel(e) wie früher. Kein Wunder, wenn die Kippen scheiße schmecken! Jetzt auch noch mit diesen Zusätzen, welche die Zigarette ausgehen lassen! Was machen jetzt die ganzen Gitarristen während des Solo mit ihren Zigaretten? Nichts mehr mit lässig-zwischen-die-Seiten-Klemmen und sie danach weiter rauchen! Selbst bei Fast Eddie Clarke ist das Ding dann aus. So wie es dieser sich-keinesfalls-unaufklärerische-Zeiten-mit-Tabakwerbungen-in-Fernsehen-und-Kino-zurücksehnende Text nun auch ist.