Grafik: Lisa Zeißler

10 Jahre P Stadtkulturmagazin. Krass, wie die Zeit vergeht. Wir blicken für Euch zurück und erzählen unsere P-Anekdoten.

(K)Ein Wunder

Wir – Cem und ich – liebten es, die Idee, Partyamt als Printmedium herauszubringen und wie es aus Kritzeleien auf ein paar Zetteln im Café blu langsam Gestalt annahm. Über ein halbes Jahr hatten wir dann daran gearbeitet, dass das Projekt von einem Traum über viele Gespräche und Skizzierungen zu einer haptischen Begegnung wurde. Das entgegengebrachten Vertrauen im Bekanntenkreis spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung und wirkte wie ein Sog in die Freiheit für das Projekt. Wir waren heiß ob des Winters. Für mich eine extrem stressige Zeit (ich stand mehrmals kurz vor dem Kollaps, erinnere ich mich), die ich nie vergessen werde und mich stolz macht. Dass das P jetzt 10 Jahre existiert, ist ebenso ein Wunder, wie es kein Wunder ist. Auch beim Partyamt wundert mich die Lebenszeit von mittlerweile 18 Jahren bzw. nicht. 😉

Martin Geelhaar, Partyamt.de, Co-Founder

 

„Wieso heißt Ihr eigentlich P?“

Eine Frage, die auch heute, nach zehn Jahren, noch gestellt wird. Martin hat sie ja praktisch schon beantwortet: P wie Partyamt Print. Vom Online-Veranstaltungskalender zum Stadtkulturmagazin. Damals im Café blu fielen uns viele gekünstelte Namen für unser Baby ein, bis Martin meinte: „Warum nicht einfach P?“ Fand ich griffig, ungewöhnlich, leicht zu merken, super. Und, wenn man das P umdreht, ist es ein kleines d – kleines d wie kleines, geliebtes darmstadt. Martin stieg dann nach einer Ausgabe P aus, weil wir, was das Redaktionelle anging, unterschiedliche Vorstellungen hatten. Was wir aber erst merkten, als die P-Redaktion enthusiastisch loslegte und immer mehr Leute mitmachen wollten. Wir lösten unsere GbR auf, das P durfte weiter P heißen, P und Partyamt blieben Freunde – so wie Martin und ich bis heute. War alles sehr emotional damals, auch ich „kurz vorm Kollaps“, aber aus heutiger Sicht ein heilsamer Schrecken mit Ende. Später stellte sich übrigens heraus, dass es in Belgien ein halbseidenes Blättchen namens „P Magazine“ gab. War uns aber egal. Wir sind halbseidener!

Cem Tevetoglu, Gründer und P-Verantwortlicher bis heute

 

Das richtige Leben im falschen

Als ich vor rund neun Jahren zum ersten Mal nach Darmstadt kam, war es für mich ein Nicht-Ort. Aber was ich vorfand, war noch schlimmer: Die Rheinstraße genannte Einflugschneise der britischen Bomber, lieblose Betonsünden der 60er, Schlaglöcher, hochgeklappte Bürgersteige … Doch das P zeigte mir, dass es ein richtiges Leben im falschen geben kann: Kunst, Kultur, Nachtleben, Menschen mit viel Liebe für diese Stadt. So lernte ich diesen Ort kennen und lieben und entschied mich zu bleiben.

Kevin Zdiara, P-Grandseigneur (und Manager von Kai Ahnung)

 

Spionage, Schiri-Schelte und Hörspiel-Love

Anekdote 1: In der Frühphase dieses grandiosen Stadtkulturmagazins hat uns Cem immer mal rumgeschickt: Wer hat die besten Croissants der Stadt? Wie groß ist die Leinwand bei dieser oder jener Fußball-WM-zeigenden Eckkneipe? Wer kann mal rumfahren und Hefte im Martinsviertel auslegen? In diesem Kontext mussten Jens Engemann und ich dann auch mal undercover beim großen P-Kiosk-Test mitmachen. Scheee am helle Mittag ‘n Sauergespritzte bestellt und dann immer, wenn grad keiner geguckt hat, dem Spionageblick aufgesetzt: „Hey Jens! Was kosten‘n die sauren Zungen? Wie ist der Fanta-Index? Gibt’s hier Soleier?“ Einer spioniert, einer schreibt möglichst unauffällig mit. Nach erfolgreichem Abschluss des Tests wurden wir beide vom BND abgeworben.

Anekdote 2. Was ja die wenigsten wissen: Das P hat auch eine grandiose Fußballmannschaft. Bei unserem ersten Turnier, in einem Street-Soccer-Käfig im Bürgerpark, wurde gleich unser hünenhafter Stürmerstar Grafik-Paddy vom Platz gestellt. Große Empörung und großes Unverständnis allerorten, denn laut eigener Aussage hatte er den Schiri nur ganz sachlich etwas gefragt. Ei, was denn, Paddy? „Ich hab ihn nur gefragt: ‚Bist Du bescheuert, oder was?’“ Ganz sachlich also. Bis heute unverständlich.

Anekdote 3: Ich hab ja von Anfang an die Hörspiele geschrieben, zumeist im Wechsel mit Gunnar, der heute das „Mint“ macht, das ihr an jedem Kiosk kriegt und das hiermit sehr empfohlen sei. Als Kitty, Daisy & Lewis in der Centralstation spielten, wurden wir dort für das P-Hörspiel vorstellig und wollten ihnen Musik vorspielen. Da es sich bei diesen jungen Engländern um absolute Vintage-Freaks handelt, die nur dampf- oder röhrenbetriebene Verstärker nutzen und ihre Musik auf Schellack-Scheiben pressen, hatten wir ausschließlich Vinyl-Singles im Gepäck, die wir auf einem eigens mitgebrachten tragbaren, batteriebetriebenen Miniplattenspieler abspielten. Wir waren mächtig stolz drauf, aber die drei Geschwister zuckten nicht mal mit der Wimper. Echte Popstars halt.

Mathias Hill, P-Schreiber und P-Sampler-Beauftragter since 2008

 

Konspirativ wie Bolle

Ich weiß es noch wie heute: wie Martin und Cem verschwörerisch auf mich zukamen wegen „eines Projektes“, das sie mit mir besprechen wollten. Es könne noch nicht öffentlich darüber gesprochen werden, man traf sich konspirativ unter sechs Augen in Cems alter Wohnung. Dort erzählten sie mir von ihrer verrückten Idee, ein neues Stadtmagazin auf die Beine zu stellen – und ich war Feuer und Flamme. Einige Monate und viele Abende am Rechner später kam das erste Heft vom Drucker und ich war stolz wie Bolle, Teil eines so großartigen Projekts zu sein – bis heute!

André Liegl, schnuffigster P-Grafiker – bis heute!

 

Bist Du nicht …?

Als ich damals begann, in Darmstadt auszugehen, passierte mir immer dasselbe: Ich traf auf jemanden, der früher oder später fragte: „Bist du nicht die Schwester vom Sven?“ Ja, bin ich. Und es ist echt hart, selbst beim Feiern nicht aus dem Schatten des großen Bruders herauszukommen. Aber eines schönen Tages, als schon einige meiner Texte veröffentlicht waren, legte eine Person meinem Bruder ein aufgeschlagenes P auf den Tisch und fragte ihn strahlend: „Bist Du nicht der Bruder von … ?“ Yes. Für diesen wunderbaren Moment der Genugtuung vielen Dank, liebes P!

Julia Mandl, unsere Dating- und Beziehungs-Expertin (Rubrik „Tresen-Love“)

 

Die Anarcho-Hipster vom P

Als ich angefangen habe, für das P zu schreiben, fand ich mein Studium nervig und so ziemlich alles andere auch. Beim P habe ich dann die Hipster-Redaktion getroffen, die einfach macht, worauf sie Bock hat, und das hat mich mitgerissen. Mittlerweile wohne ich in Frankfurt, aber zu den Treffen gehe ich trotzdem – um zu schreiben und mich inspirieren zu lassen.

Sarah Jordan, P-Nesthäkchen

 

Pleiten, Pech und Pannen

Man kann mal vergessen, Monatsname und Ausgabe-Nummer auf dem Cover zu ändern. Doof ist das trotzdem. Weil es P-Ausgabe 57 dann scheinbar gleich zweimal gibt. Auch sollte der Monatsname über dem Kalender immer genau geprüft werden. So richtig haarsträubend ist es aber, wenn man einen Artikel beim sogenannten Redigieren schlimm verschlimmbessert – und das auch beim Korrekturlesen keiner merkt. So geschehen beim „Designschnipsel“-Artikel, in dem es um Ray und Charles Eames ging. Gesucht wurde ein Synonym für die beiden Designer, da im Text zu oft „Ray und Charles Eames“ stand. Ah, nennen wir sie doch einfach „die Eames-Brüder“. Leider hat der Vorname Ray in diesem Fall absolut nix mit Ray Charles gemein. Die Eames sind ein Designer-Ehepaar: Ray weiblich, Charles männlich. Das gab zu Recht derbe Schelte aus Fachkreisen. Im darauffolgenden P brachten wir eine Doppelseiten-dicke Entschuldigung in Form einer Lebenswerk-Lobhudelei auf das geschmackvolle Ehepaar Eames. Überschrift: „Das Märchen von den Gebrüdern Eames“.

Tobi Moka + Matin Nawabi + Cem Tevetoglu, wären deshalb fast zum Frizz Mag gewechselt

 

Oh, Du schönes „Penis-Magazine!“

2008 nahm das P beim „20 Jahre Teestube Fußballturnier“ teil. Nicht nur, dass ich aufgrund meiner Leistung als Torwart gefragt wurde, ob ich mich nicht obdachlos melden wolle, um mit zur „Fußball-WM der Obdachlosen“ reisen zu dürfen, nein, unsere Spiele wurden auch die ganze Zeit von einem Jugendlichen mit den Worten „Penis-Magazine, Penis-Magazine“ kommentiert. Geschuldet dem schmucken „P“-T-Shirt welches wir als Trikot trugen, sowie der stinknormalen Fantasie eines Pennälers. Das war schön!

Gerald Wrede, P-All-Time-Kolumnist

 

Der Blitzschlag

Es gab in der zehnjährigen P-Ära einen Augenblick, an dem zwei nicht ganz unwichtige Teile der P-Redaktion mit einem Schlage fast über den Jordan gegangen wären: 8. Juni 2013 – nachmittäglicher Aufbau zu der überdimensionalen „5 Jahre P“-Party auf dem (fast) gesamten Schlossgelände. Ein Gewitter zog über die Stadt, während Cem und ich mit erheblichem Eifer das Gelände mittels großen Stahlzäunen einzäunten. Just als wir ein besonders großes Stahlteil balancierten, schlug in Spukweite (!) ein mordsgewaltiger Blitz krachend, scheppernd und zischend in das Gebäude des Schlosskellers ein und hinterließ dort Schäden an Computern und Stromleitungen. Es geht das Gerücht, dass wir beide uns mit vollgepullerter Hose und leichenstarrem Blick noch stundenlang an diesen Stahlzaun klammerten, der uns fast für die Ewigkeit zusammengeschweißt hätte. Ich bestreite das für meinen Teil vehement: Es waren maximal zwanzig Minuten und nur Cem hatte sich vollgepullert.

Tobi Moka, unter Strom

 

Auf P-atroille

Die Arbeit beim P hat mich in eine Zelle gebracht. Und zwar in die Präsenzzelle des alten Polizeireviers am Schloss. Das werde ich dem P nie vergessen – im positiven Sinne. Denn einer meiner Lieblings-P-Artikel war eine Reportage über die Wache, die 2010 geschlossen wurde. Zum Abschied durfte ich eine Nacht mit der Polizei protokollieren und Darmstadt aus einer anderen Perspektive kennenlernen. Neben dem Probesitzen in der Präsenzzelle war die Patroillenfahrt mit P-laulicht das absolute Highlight. Danke P!

Jacob Chromy, P-Aktivist von Juli 2009 bis August 2012

 

Das härteste Assessment-Center der Welt

Die Aufnahmeprüfung der Henri-Nannen-Journalistenschule gilt als härteste der Branche. Ich kann Euch sagen: Die vom P ist härter. Mein Weg in die Redaktion führte mich an die Grenzen der Belastung – ans „Bölle“. Es war mein erstes Mal überhaupt in einem Fußballstadion, als ich mich zwischen Cem, Tobi und Nouki auf der Gegengeraden wiederfand. Und wer diesen blau-weißen Trubel übersteht, wenn dich deine Kollegen im Torjubel plötzlich von hinten in den Schwitzkasten packen, du in absoluter Euphorie mit Bier übergossen wirst und das Fluchen über den Schiri dein Trommelfell flattern lässt, der braucht keinen Duden und keine Deadline mehr zu fürchten.

Matin Nawabi, Abschluss summa cum laude

 

Meine P-Geschichte in 572 Zeichen

Ab nach Berlin. Da war die Kunst, die Kultur, das gute Leben. Doch etwas hielt mich auf und fest. Menschen, die ich liebte. Kinder, die ich bekam. Geld, das ich nicht hatte. Ich blieb in diesem Nest hängen, das nicht meine Heimat war und keinen schönen Namen trug. Hadern? Gen Nordosten schmachten? Irgendwann musste das aufhören und ich lief los. Meine Schritte führten mich in die P-Redaktion. Ich traf Leute, die diese Stadt liebten, sich ihre Kultur und Menschen auf die Druckfahnen schrieben. Sie ließen mich eintauchen. Bis ich Darmstadt mein Heimatstädtchen nannte.

Antje Herden, action-liebende P-Edelfeder, erfolgreiche Kinderbuchautorin – und zum Glück immer noch hier

 

Ciao, P-Bus!

Mattschwarz. Gerollt. Schön war er schon mal nicht. Das sollte unser mobiles Heim bei Festivals sein? Der Camper, der meine Liebste und mich ans Meer bringt? Fünf Minuten Probefahrt – die erste Panne. Nee, oder? Doch die Augen des p-kloppten P-fürsten leuchteten ob des gutmütig dreinschauenden Bullis. Er faselte was von „Charakter“ und bequatschte mich, unser beider Erspartes in den T2 zu investieren. Unzuverlässig, hässlich, trinkfreudig, träge und nicht ganz dicht. Was auch immer Cem in ihm sah – er wollte ihn haben. Widerstand zwecklos. Gemeinsam erweiterten wir das Kerbholz des verheerend verbastelten und rasend rostenden Oldtimers um ein Festival und zwei Urlaube. Meer ging nicht. Aber kam der P-Bus in Sicht- und Hörweite, zauberte er vielen Heinern ein mitleidig-mildes Lächeln aufs Gesicht. Selbst als Cem damit im Porsche-Zentrum vorfuhr und um einen Kostenvoranschlag für die Restaurierung bat. Seit 2016 verlebt der P-ulli seinen dritten Frühling in Hamburg. Und lässt die Nordlichter strahlen.

Frank Unfrei, unsern Verkehrs-P-olemiker

 

Gefährliches Anzeigen-Verchecken

Obgleich ich in 10 Jahren P manch heitere Stunden bei netten Menschen verbringen durfte, kann man sich ja vorstellen, dass Anzeigen verchecken manchmal eher so der harte Job im Bereich „Stadtkulturmagazin machen“ ist. Wenn man dann auch noch bei den harten Jungs aus dem Boxclub vorstellig wird, sollte man aufpassen, dass der gerade erschienene Artikel über besagten Boxclub keine Fehler oder gar veraltete Fotos (zum Beispiel die des Champions, der gerade zur Konkurrenz gewechselt ist) enthält. Hat man nicht aufgepasst, so sollte man zumindest die Handy-Nummer des Herausgebers dabei haben und kann den Laden nach längerem Telefonat eigenständig und auf zwei Beinen wieder verlassen. Aber eigentlich waren die Jungs da eh alle ganz nett.

Jens Engemann, bester Mann, Nerven wie Drahtseile

 

Gesucht und gefunden

Kurz vor Druck der ersten Ausgabe habe ich vom P gehört und Martin eine Mail geschrieben, in der ich die Idee einer Rubrik zum Thema Street Art skizziert habe. Martins Rückmeldung: Leitet er mal an Cem weiter, aber ich würde viel zu lange Mails schreiben. In der zweiten Ausgabe war die Rubrik dann zum ersten Mal drin. Die Frage von Anfang an: Muss dazu ein Text? Cem: Ja. Ich: Nein. Okay, ist eh nur eine Seite, ein Satz sollte reichen. Cem: Müssen schon ein paar Sätze sein. Das ging ein paar Ausgaben so. Sich etwas zu einem Foto von einem Street-Art-Ding aus den Fingern zu saugen, ist gar nicht so einfach. Die Rubrik entwickelte sich weiter, die Bilder durften größer werden und André hat irgendwann endlich auf den schnörkeligen Rahmen verzichtet. Nach einigen Jahren war für mich dann Schluss und Daniel hat die Rubrik mit anderem Schwerpunkt weitergeführt. Ganz ohne Text.

Und noch eine andere Anekdote: Jens hat bei der Anzeigenakquise mal Ärger mit einem Gastronomen am Marktplatz bekommen. Auslöser war ein Satz in dem Artikel zur Sanierung des ehemaligen „Funktions-Gebäudes“ gegenüber vom Landesmuseum und dessen Umbau zum Café (dann Waben). Ich schrieb, dass da hoffentlich keine 0815-Systemgastronomie reinkommt, da es davon am Marktplatz schon genug gibt. Damals habe ich mich gewundert, wie lange das dem Herrn im Gedächtnis geblieben ist. Ich glaube zwischen dem Erscheinen des Artikels und dem Ärger lagen sechs bis acht Monate. Zumindest war das dann der Beweis: Das P liest tatsächlich jemand.

Hendrik Schaede, Pionier der wunderbaren Foto-mit-Text-Untergrundkunst-Rubrik „Suche und finde!“

 

Aktionsgruppe Karoline – Welle machen mit dem P

Redaktions-Treffen April 2009. Die wollen den Karolinenplatz-Flohmarkt an den Stadtrand verlegen, weil 7.000 Euro fehlen! Da muss man doch was machen, hab ich getönt, und zack war ich Anführerin der P-Aktionsgruppe Karoline. Gemeinsam mit engagierten Lesern wurde mobilisiert: Artikel, Flyer, Unterschriften, Spenden, Aufkleber, ein Benefizkonzert im 603 mit großartigen Bands – im nächsten Jahr hatten wir unsere Karoline wieder. Danke an alle, die mitgemacht haben. Man darf nie denken, dass man nichts tun könnte!

Petra Blank, P-Texterin seit März 2008 (!)

 

Ja zur Kolumne

Wie ich zum P kam? Tobi hat mir so lange Nachrichten geschrieben und meine Beiträge auf Facebook durchgeliket, bis ich „Ja zur Kolumne“ gesagt habe. War ja auch naheliegend, weil ich seit 2012 den Buchstaben P tätowiert habe. Das Warum ist auch sehr schnell erzählt: Ehre, Ruhm und Reichtum. Und die netten Leute natürlich.

Moppel Wehnemann, Top-Neuzugang beim P, aus Frankfurt

 

Parole P!

Dass einmal einer von 26 P-uchstaben so passabel passen könnte, war vor der ersten Publikation des P-Magazins nicht zu prognostizieren. Dass das mit einem prallen und putzigen „D“ beginnende Darmstadt endlich in seiner paradiesischen Pracht publiziert werden konnte anhand eines prüden „P“, war ein provokantes Pilotprojekt! Die mit dem Buchstaben P beginnenden Phänomene und Porträts geben unserem Provinzstädtchen viele neue Perspektiven und natürlich Partikel mit phantastischer Patina. Und zwar nicht nur Party, aber auch.

Eine Periode lang war ich mit von der Partie beim P-Magazin, war eine „P-lerin“, bekam viel Post und Protokolle, selten pingeligen Perfektionismus. Ich partizipierte phasenweise mit meinem Partner, als wir der „Baukultur auf der Spur“ waren, öffentliche Pinkelörtchen probierten oder Promis prüften, Plätze portraitierten. Ich wünschte mir immer ein kleines „P“, eine Seite für die petit Darmstädter und deren Parents, hatte ich doch damals drei kleine pausbackige Pimpfe, die mittlerweile selbst schon die Partytermine aus dem P picken oder als P-Verteiler ihr Portemonnaie pflegen. Phasenweise durfte ich auch für Pictures posen (einmal mit Perücke) oder bei Facepook etwas posten. Aufgrund meiner Programmtätigkeit für ein Kulturinstitut, welches mit „C“ beginnt, musste ich in die Post-P-Phase pilgern und kann nun nur noch lesend vom P profitieren und platzen vor Plaisir, dass es eine solch produktive und passionierte Projektgruppe samt Publikum gibt, die das Prachtstück Darmstadt pfiffig projiziert! Pitte, pitte weiter so und persönlichen Dank, dass es Dich, Cem P-evetoglu, und das ganze Redaktions-Pack gipt!

Meike Heinigk, textende P-Aktivistin von November 2008 bis Februar 2013

 

„Es müsste das Leverkusen-Spiel gewesen sein“

Das P und ich, wir fanden in den letzten zehn Jahren mehrmals zueinander. Zunächst war ich der Porträtierte, einmal als Blogger und etwas später als Buchautor. Letzten April kam dann Cem an einem Mittwochabend im Bölle auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, die Lilien-Kolumne zu übernehmen. Ich sagte, ich würde es mir überlegen und bis wann er den ersten Text denn bräuchte. Cem antwortete: „Bis Freitag.“ So isser, der Cem. Den Premierentext hat er trotzdem erst am Sonntag gekriegt. Der löste dann gleich mal einen Shitstorm aus. Ein rundum gelungener Einstieg also.

Matthias Kneifl, seit Mai 2017 Lilien-Kolumne „Unter Pappeln“

 

„Pissnelke“

Einst als Booker im verblichenen 603qm bekam ich einen Anruf aus der Presse-Abteilung der Centralstation. Ein Mitarbeiter mit seltsam-holprigem Namen „bat“ mich mit unmissverständlichem Nachdruck, den Titel einer Veranstaltung im 603qm zu ändern, weil er einem Veranstaltungstitel in der CS zu sehr ähnele. Wir hatten damals immer ein sehr gutes Verhältnis zur CS, deshalb war ich über den Nachdruck reichlich pikiert und meinte zu meinem Kollegen „Ey, was ’ne Pissnelke, dieser Töftetiglusonstwas“. Einige Wochen später erzählte mir Martin Geelhaar von Partyamt, dass er mit einem sehr guten Freund eine Art ausführliche Druckversion des Partyamt-Onlinekalenders plane und mich gern mit an Bord hätte. Als ich den Namen des „sehr guten Freundes“ vernahm, schrillten bei mir sämtliche Eieruhren. Dementsprechend mürrisch ging ich zu einem ersten Treffen in die Krone. Stunden später verließ ich diese inspiriert, euphorisiert und sturzbesoffen. Ich war so was von mit an Bord und dieser kleine Kümmeltürke Tevetoglu war/ist die geilste Socke auf Erden. Trotzdem gab ich dem Projekt eine Überlebenschance von maximal einem Jahr – jetzt sind wir im zehnten und ein Ende ist nicht absehbar. Läuft.

Tobi „The P-lagiator“ Moka, hat wieder was gelernt

 

Büttenrede aufs P

2011 kam ich zum P, ach war das schee.

Das Bolzplatzquartett durfte ich übernehmen. Der Fußball ist einfach in meinen Genen.

2012 feierte das P seinen Geburtstag in der Krone, als Engel mit Geburtstagskuchen war ich ne Ikone.

Darmstadts Typen schrieb ich auch gerne mit. Tolle Menschen kennenlernen, das war der Hit.

Soziale Projekte aufzuzeigen, das war mir wichtig. Was da Darmstädter machten, das war absolut richtig.

Das fünfte Jahr P feierten wir rund ums Schloss, als Halloweenmonster verkleidet war ich der Boss.

Fürs P Fußball spielen ist mir eine Ehre. Nur der Cem darf kein Elfer schießen, dagegen musste ich mich wehre.

Das Hörspiel mit Branko Slava Superband werde ich nie vergesse, dem Journalist ständig Vodka in die Fresse.

Und jetzt bin ich schon die dritte Saison als Kai Ahnung unterwegs. Ich hoffe, ich geh den P’lern und den Lesern nicht auf den Keks.

Genug geschrieben, ich mache mit der Reimerei nun Schluss – und gebe dem P zum 10-Jährigen nen feuchten Futzi und nen Kuss!

Kai Schuber-Seel, P-Geheimwaffe