Starke Herzen

Unsere Theater-Tipps im März

Foto: Demirel Pašalić („Screenagers Vol. 2“ in der Centralstation)

Romantische Wege im Staatstheater Darmstadt

Kein grüner Zweig: Romantische Verklärung, gute Absichten oder egomaner Größenwahn – die Grenzen im deutschen Wald sind da fließend. Und genau dort wird der Film „Beyond“ mit den Hollywoodstars Celeste Cipollini und Bradley Everett gedreht, für beide ein Herzensprojekt über Klimawandel, Nachhaltigkeit und Spiritualität; konkret: über den „heiligen Wald der Lakota Sioux“ und den „Genozid an allen indigenen Lebensformen“. Celeste schlüpft in die Rolle einer Tanne, Brad in die einer Douglasie. Schwierig wird’s bei der Finanzierung – und der Dreh wird in den Frankenwald verlegt. Das Laub wird umgefärbt, sogar vegan, trotzdem hat das Umweltamt Bedenken … und es wird noch komplizierter. Autor und Regisseur Michel Decar befragt in dem turbulenten Stück die vielen Triggerpunkte der Gegenwart, ohne abschließende Antworten zu geben.

„Interviews mit Bäumen“ am Do, 6.3. + Do, 13.3., jeweils um 19.30 Uhr + So, 30.3., um 18 Uhr in den Kammerspielen

Love Island:  Die Zauberin Alcina hat ihre ganz eigene Art und Weise, mit verbrauchten Liebhabern umzugehen. Mithilfe ihrer magischen Kräfte verführt sie ihre Auserwählten. Doch Alcina besitzt eine Insel – und die muss nun mal dekoriert werden. Was eignet sich da besser, als die aussortierten Liebhaber in Pflanzen, Tiere und Felsen zu verwandeln? Dramatisch wird es, als die Verlobte ihres aktuellen Liebhabers Ruggiero die Insel erreicht und ihren Mann zurück möchte. Sicherlich wäre Ruggiero ein hübscher Strauch, aber leider hat sich Alcina zum ersten Mal wirklich verliebt: Ihre Zauberkraft schwindet. „Alcina“ ist eine der erfolgreichen Opern Georg Friedrich Händels und zeigt die menschliche Gefühlswelt, wie sie ist: bunt, hoffnungsvoll, wütend, freudig und schön.

„Alcina“ am Sa, 22.3., um 19.30 Uhr im Großen Haus

 

Kein Herz aus Stein

Nur mit den Händen ganze Geschichten zu erzählen, ist eine Kunst, die einzig das Handschattentheater hervorbringt. Im Stück „Der Sternenstein“ erzählen Carola Kärchers Hände vom Abenteuer zweier Hasen im großen Wald. Nichtsahnend hoppeln die Tiere zwischen den Bäumen herum und entdecken einen besonderen Stein. Dieser kommt von weit her. Er ist vom Himmel gefallen und hat Heimweh. Für die Hasen steht fest: Dem kleinen Stein muss geholfen werden und so machen sie sich gemeinsam auf den Weg, ihre Mission zu erfüllen. Allein durch Licht und Schatten entstehen berührende Bilder, die Magie, Freundschaft und Fantasie lebendig werden lassen. Künstlerin Carola Kärcher war bereits öfter bei Agora zu Gast und präsentiert auch diesmal wieder ein witziges Stück für Kinder (ab 4 Jahren) – und für Erwachsene.

„Der Sternenstein“

am So, 2.3., um 15 Uhr bei Agora (Kultur am Ostbahnhof)

 

Heimat ist für alle da

Mehr als acht Milliarden Menschen leben auf dieser Erde und vermutlich gibt es auch genauso viele Bedeutungen des Wortes Heimat. Für manche ist sie das Meer, für andere die Berge, für einige ein Plattenbau, für wieder andere ein besonderer Personenkreis. Für die Ergründung des Wortes machen sich zwölf Spieler:innen mit und ohne Einschränkungen zwischen 18 und 83 Jahren aus unterschiedlichen Ländern auf die Reise. Zusammen gehen die Aktiven des Theaterlabors INC. der Frage auf den Grund, wie Heimat aussieht, in der man sich wohlfühlt: Was diesen Ort so speziell macht, ob dies an bestimmten Bildern liegt, an den Gerüchen oder dem Lieblingsessen? In Europa gibt es einen Rechtsruck und die Debatte um „Heimat“ ist brandaktuell.

„Inklusive Deutsch // Ein Heimatenabend“

am So, 2.3., um 15 und 18 Uhr + weitere Termine im März im Theater Moller Haus 

 

Starke Themen, starke Kunst

An gesellschaftlichen und persönlichen Herausforderungen mangelt es aktuell wirklich nicht: die Suche nach der eigenen Identität, Diskriminierung, Erfahrungen mit Flucht und Krieg, der Klimawandel. Diese und noch mehr Themen kommen beim internationalen Theaterfestival „Starke Stücke“ im März auf diverse Bühnen des Rhein-Main-Gebiets. An 38 Spielorten gibt es 111 Veranstaltungen mit Inszenierungen aus elf Ländern. Auf dem Programm stehen Akrobatik, Erzähl- und Objekttheater, Tanz, Installationen, multimediale Performances, ein Live-Zeichentrickfilm und eine Audiotour. Nice: Bei vielen Stücken braucht es keine Sprachkenntnisse, da visuelle und sensorische Aspekte in den Vordergrund rücken. Für Kinder und Erwachsene.

„Starke Stücke Festival“

vom 6. bis 17. März auf verschiedenen Bühnen im Rhein-Main-Gebiet, alle Infos: starke-stuecke.net

 

Doomscrolling mit Soundeffekt

Eines der „Starken Stücke“ ist das interaktive Musical „Screenagers“. Nach der Schule: wird gescrollt. Nach der Arbeit: auch. Und währenddessen sowieso. „Screenagers“ hinterfragt, was das digitale Zeitalter mit uns macht, was es bedeutet, alles aufzunehmen und immer weiter zu swipen und zu scrollen. Im Stück zeigt eine Künstlerin mit Liedern in englischer Lautsprache ihre innersten Emotionen. Die Mission: ihre Dämonen, Schmerzen, Freude, Schwingungen und Triebe nach außen zu tragen. All das ähnelt auf eigenartige Weise der Onlinewelt. Auf der Bühne materialisiert sich diese Welt in Form von QR-Codes, prophetischen Chatbots und trügerischen Greenscreens, mit denen das Publikum übers Smartphone interagieren kann.

„Screenagers Vol. 2“

am Di, 11.3. + Mi, 12.3., jeweils um 10 Uhr + Mi, 12.3., um 18 Uhr in der Centralstation