Am Tannenbaum die Euros hängen
Unsere Theater-Tipps im Dezember + Januar
Grüne Bäume und grüne Träume im Staatstheater
Heilischer Bimbam: „Bezahle, wann mer Geld hat, des is kah Kunst: awwer bezahle, wann mer kahns hat, des is e Kunst …“ Der Datterich macht’s möglich und scheint auch überall hereinzukommen, sogar beim Herrgott. Zur Weihnachtszeit inszeniert die Hessische Spielgemeinschaft die Bühnenfassung von Marga Hargefeld und Heinz Neumann „wie de Datterich in de Himmel kumme is“. Begleitet wird sie dabei von bekannten Arien aus Werken von Mozart, Linke und Humperdinck, interpretiert von Sänger:innen und Musiker:innen des Staatstheaters. Der Datterich, Schnorrer und Lebenskünstler, witzig und charmant, betritt den Wartesaal des Himmels. Es wird besinnlich, lustig, erkenntnisreich.
Kein grüner Zweig: Romantische Verklärung, gute Absichten oder egomaner Größenwahn – die Grenzen im deutschen Wald sind da fließend. Und in genau diesem wird der Film „Beyond“ mit den Hollywoodstars Celeste Cipollini und Bradley Everett gedreht, für beide ein Herzensprojekt über Klimawandel, Nachhaltigkeit und Spiritualität; konkret: über den „heiligen Wald der Lakota Sioux“ und den „Genozid an allen indigenen Lebensformen“. Celeste schlüpft in die Rolle einer Tanne, Brad in die einer Douglasie. Schwierig wird’s bei der Finanzierung – und der Dreh wird in den Frankenwald verlegt. Das Laub wird umgefärbt, sogar in vegan, trotzdem hat das Umweltamt Bedenken und es wird noch komplizierter. Autor und Regisseur Michel Decar befragt in dem Stück die vielen Triggerpunkte der Gegenwart, ohne abschließende Antworten zu geben.
„Weihnachts-Datterich: Wie de Datterich in de Himmel kumme is“ am Fr, 6.12., um 19.30 Uhr + Sa, 7.12., um 18 Uhr und 20 Uhr + weitere Termine jeweils in den Kammerspielen
„Interviews mit Bäumen“ Premiere am Fr, 20.12., um 19.30 Uhr + Fr, 27.12., um 18 Uhr jeweils in den Kammerspielen
Money, Money, Money
„Geld riecht gut“ ist das Motto der Y Company und deswegen möchte diese Obergunzhausen privatisieren. Der Bürgermeister ist ziemlich beeinflussbar und somit leichte Beute für die Führungsebene der Y Company, die den Kapitalismus in seiner Reinform kultiviert. Aus allem wird Profit gemacht, alles ist ein Geschäft, sogar der Tod. Autor und Regisseur Constantin Sporleder zeigt in seiner Satire die absurden Auswüchse des Kapitalismus und die tricky Hand des Marktes. Die moralischen Hüllen fallen und sogar das Ende wird verscherbelt. Der Eintritt ist durch die Förderung des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ frei. Nett für die Zuschauer:innen, aber dennoch skandalös … wer macht da noch Gewinn?
„Es lebe die Freiheit * des Marktes“ am So, 1.2., um 18 Uhr + Di, 3.12. + Do, 5.12. + Fr, 6.12., jeweils um 20 Uhr im Wilhelm-Köhler-Saal der TU Darmstadt
Kafkas Verwandlung in den Weihnachtsmann
Franz Kafka – die Weihnachtsedition. Klingt ungewohnt? Das würden vermutlich auch Kenner:innen des tschechischen Schriftstellers sagen. Doch in „Weihnachten mit Kafka“ gibt es die Möglichkeit, eines Besseren belehrt zu werden. Und das nicht nur wegen der Musik Johannes Pittons am Klavier, des Glühweins oder Punsches. Die Werke Kafkas sind Grundlage für einen Abend voller Überraschungen und Tiefgang, mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Absurdität und Tradition. Mit dabei: bekannte Kafka-in-a-suitcase-Geschichten und brandneue, teils winterliche Überraschungen. Obendrauf gibt es Ausschnitte aus Klassikern wie „Amerika“, „Der Bau“ oder „Die Verwandlung“. Hoffentlich verfängt sich das Ungeziefer nicht im Adventskranz oder gar im Nikolausschuh.
„Weihnachten mit Kafka“ am Fr, 6.12., um 20 Uhr im Theater Moller Haus
Singende, klingende Seifenblasen
Rainer Bauer und Marvin Heppenheimer laden ein zur Premiere der „Mollerkoller Weihnachtsshow“. Zum ersten Mal moderieren die beiden gemeinsam durch das Programm mit internationalen Künstler:innen. Es gibt vorweihnachtliches Anti-Agressionstraining, Live-Plätzchenbacken und sogar einen echten Schneesturm. Gabriela Schwab-Veloso verzaubert mit Akrobatik, Prof. Bubbles hypnotisiert mit Seifenblasen und Komiker Fraser Hooper trainiert bei einem Boxkampf die Lachmuskeln der Zuschauer:innen. Musikalische Begleitung gibt es von den Christmas Sweaters mit einem intimen Akustik-Set. Obendrauf kommen Glühwein und Plätzchen – und wer weiß, vielleicht kommen Franz Kafka und Herbert Faulhaber als Überraschungsgäste vorbei.
„Die Mollerkoller Weihnachtsshow“ am Sa, 14.12., um 20.30 Uhr im Theater Moller Haus
Heimat ist für alle da
Mehr als acht Milliarden Menschen leben auf dieser Erde und vermutlich gibt es auch genauso viele Bedeutungen des Wortes Heimat. Für manche ist sie das Meer, für andere die Berge, für einige ein Plattenbau, für wieder andere ein besonderer Personenkreis. Für die Ergründung des Wortes machen sich zwölf Spieler:innen mit und ohne Behinderung zwischen 18 und 83 Jahren aus unterschiedlichen Ländern auf die Reise. Zusammen geht die Truppe der Frage auf den Grund, wie Heimat aussieht, in der man sich wohlfühlt. Was diesen Ort so speziell macht, ob dies an bestimmten Bildern liegt, an den Gerüchen oder dem Lieblingsessen? In Europa gibt es einen Rechtsruck und die Debatte um „Heimat“ ist brandaktuell.
„Inklusive Deutsch // Ein Heimatenabend“ Premiere am Fr, 10.1., um 20 Uhr + So, 12.1., um 15 Uhr + Fr, 17.1., um 20 Uhr + weitere Termine im Theater Moller Haus