Foto: Uli Gasper

Ort: Spitzbunker auf dem ehemaligen Bundesbahn-Ausbesserungswerk „Knell“

Fotograf: Uli Gasper

Aufgenommen am: 13.06.2017

Hintergrund: 1934 meldete der Duisburger Konstrukteur Leo Winkel (1885-1981) einen freistehenden, spitzkegelförmigen Luftschutzturm zum Patent an: den „Hochbunker der Bauart Winkel“. Abgeworfene Bomben sollten abgelenkt werden und erst am Boden explodieren. Der Spitzbunker selbst war durch eine massive Grundplatte im Boden verankert und besaß zwei versetzt angeordnete Eingänge in unterschiedlicher Höhe, damit den Insassen auch Fluchtmöglichkeiten blieben, sollte der Turm umstürzen oder ein Eingang blockiert sein.

Der Darmstädter Turm ist außergewöhnlich groß, er besitzt 15 Geschosse und am Boden eine Wandstärke von zirka drei Metern. Laut EAD-Website konnten hier um die 500 Personen Platz finden. Welche Zustände in einem Turm herrschen, in dem 500 Menschen angsterfüllt zusammengepfercht sind, kann man sich kaum vorstellen. Tests mit Ziegen hatten ergeben, dass diese auch Angriffe auf den Turm mit schweren Bomben überstanden, allerdings danach taub waren. Deshalb wurde ein Sitz- oder Steh-Abstand von 30 bis 50 Zentimeter zu den Wänden empfohlen.

Der Darmstädter Turm war unseren Recherchen nach nie in Benutzung und stand nach Schließung des Bundesbahn-Ausbesserungswerks „Knell“ leer und offen zugänglich. Wie der wohnsitzlose Darmstädter Blogger Benjamin Nover, der zu jener Zeit auch sein Quartier auf dem Gelände hatte, berichtet, bewohnten damals Punks den Turm. Wer auch immer dort wohnte, er hinterließ einige interessante Graffitis.

Der Turm und sein Zwilling stehen immer noch auf dem Gelände am Carl-Schenk-Ring, dort sitzt mittlerweile jedoch der Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD). Ein Turm ist – nach Absprache mit dem EAD – begehbar, der zweite längst versiegelt. Zwei weitere Spitzbunker befinden sich auf dem Gelände der Starkenburg-Kaserne im Dornheimer Weg.

Foto: Uli Gasper
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