Foto: Jan Nouki Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Inmitten des darmstädtischen Verkehrschaos am Nachmittag, inmitten der innerstädtischen Ver ödung und inmitten des politischen Chaos zerstrittener Parteien hat sich das P Hausmeister-Krause-mäßig auf die Suche gemacht. Wo herrscht noch Ordnung, wo ist man in Darmstadt bemüht, ordentlich zu sein, dem Ordnungssinn zu frönen oder einfach nur damit beschäftigt, etwas ordentlich zu Ende zu bringen? Kurzum: Gibt es hier eine Kultur der Ordnung – und wenn ja, wie sieht diese aus? In den folgenden Ausgaben stellen wir sie vor: die Ordnungsliebenden und -hütenden unserer Stadt. Muss Ordnung sein? Lest es selbst mal ganz ordentlich nach!

Der EAD und seine orangefarbenen Helden „Wir spülen den Müll, wir spülen den Müll, weil das der  Grüne Punkt so wüll!“ So brachte es die Darmstädter  Liedermacherin Ilse Sturmfels mit einem Song auf den („grünen“) Punkt. Das Thema Müll ist so vielfältig wie die Inhalte unserer Mülltonnen und die Menge der Entsorgungsmöglichkeiten.

In Darmstadt wird das Thema Abfall und Entsorgung  durch den städtischen Eigenbetrieb „Abfallwirtschaft und Stadtreinigung der Stadt Darmstadt (EAD)“ koordiniert. Seit Erfindung des dualen Systems wandelte sich die Müllabfuhr in Darmstadt vom Amt in ein wettbewerbsfähiges, städtisches Unternehmen. Neben der hoheitlichen Abfallentsorgung hat sie viele Dienstleistungen in ihr Angebot übernommen: Containerdienst, Straßenreinigung, Winterdienst, Gebäudereinigung, Entsorgung von Speiseabfällen sowie den Schulbusbetrieb – und seit Januar sogar die Verwaltung des Vivariums. 500 Mitarbeiter und ein Fuhrpark mit 200 Spezialfahrzeugen kümmern sich um Ordnung und Sauberkeit in Darmstadt. Orangefarben sind die „sichtbaren“ Dienstleister des EAD, derzeit 157 Mann, die sich allmorgendlich zwischen 6 und 7 Uhr in ihre Fahrzeuge schwingen und die Mülltonnen vor den Haustüren Darmstadts entleeren

Die Herren in Orange wissen mehr über uns Darmstädter, als wir vermuten. Frei nach dem Motto: „Zeige mir Deine Mülltonne und ich sage Dir, wer Du bist“ sagt der Zustand der Mülltonne vieles über Lebensstandard und Umweltbewusstsein ihres Befüllers aus. Unter der EAD-Hotline wird dem Kunden direkt ausgerechnet, wie groß seine Mülltonne zu sein hat und in welchem Rhythmus sie geleert werden sollte, wenn man dem freundlichen Müllberater kurz berichtet, ob man Wickel kinder besitzt, auswärts arbeitet oder derzeit das Haus renoviert. Ob die EAD-Mitarbeiter selbst auch manchmal vergäßen, den Müll rauszustellen, beantwortet die Sachgebietsleiterin der Abfallwirtschaft, Siglinde Frisch, nur schmunzelnd: „Nie! Denn wir nutzen ja alle den Infomail-Service, der per E-Mail die kommenden Leerungen ankündigt.“

Dass die Deutschen Weltmeister im Mülltrennen sind, wie oft behauptet wird, würde die EAD-Abteilungsleiterin durchaus bestätigen. Einzig der Gelbe Sack werde oft missbraucht, sei es aus Unwissenheit oder aber, um die Restmüllmenge und damit die Kosten zu reduzieren. Entdeckt die Müllabfuhr beim Leeren eine fehlerhafte Befüllung der Tonne, wird dies ihrem Besitzer per Aufkleber mitgeteilt. Beim Sperrmüll verhält es sich so, dass der EAD hier durch den Erhalt von recyclebaren Sekundärstoffen sogar Erlöse gene rieren kann, die dem Gebührenzahler letztendlich wieder zugute kämen, so Siglinde Frisch. Dass sich Leute beim Sperrmüll eine nette Lampe oder ähnliches mitnehmen, sei weniger das Problem, wohl aber, dass der EAD nur 50 Prozent der angemeldeten Waschmaschinen bei der Sperrmüllfahrt vorfindet, weil der Rest schon durch Schrotthändler (oder Privatpersonen) vorab „abtransportiert“ wurde.

Ordentlich bürgerliche Eigeninitiative ist beim Sondermüll gefragt: Kleinmengen können direkt vor Ort in der Niersteiner Straße abgegeben werden. Hier erkundigte sich einst ein Darmstädter telefonisch, ob er dort Alkohol entsorgen dürfe. Er kam dann vorbei, um nicht etwa Methanol, sondern 20 Flaschen Asbach Uralt zum allgemeinen Amüsement des EAD abzuliefern. Diese Art des Alkohols hätte er auch getrost in den Ausguss „abkippen“ können, witzelten die Ordnungshüter.

Weitere Müll-Anekdoten: In einem Altkleider-Container vernahm man jüngst das Miauen einer Katze, die sich nach einer Rettungsaktion als batteriebetriebenes Spielzeug entpuppte. Vor einigen Jahren fand man bei einer Sperrmüllsammlung in der Innenstadt in eine ausrangierten Schrank eine Handgranate. Der Kampfmittelräumdienst musste mobilisiert und die Spermüll-Zone überwacht werden. Doch zum Glück war die Granate noch gesichert. Ob sie damit recyclefähig ge wesen wäre, ist unklar.

Klar ist aber, dass der EAD für die Stadt ordentliche Arbeit leistet, und alle dies bezüglichen Regelungen in der Abfallsatzung vom 12. Mai 2000 nach zulesen sind. Hier erfährt der Müllmachende von seinen Getrennthaltungs-, Anzeige- und Abgabepflichten – und lernt per definitionem den Abfallbehälter in all seinen Varianten kennen. Ordnung kennt hier keine Grenzen!