Foto: Jan Ehlers

Manchmal sind die einfachsten Ideen die besten. Martin Geelhaar hatte im Jahr der Jahrtausendwende eine solche: kurz und knapp alle Partys auf einer Webseite auflisten, die ihm per Flyer oder Mundpropaganda zuflogen. Schnell wurde daraus Darmstadts wohl beste und aktuellste kalendarische Übersicht für Veranstaltungen aller Art. Eine kleine Hommage.

Manche unserer Leser*innen waren damals nicht mal geboren, aber Ihr könnt uns glauben: Vor 20 Jahren wurde auch schon wild gefeiert. Manchmal fand man nach einem Abend in der Krone ein Dutzend zerknitterter Flyer in seiner Hosentasche. Der Überblick ging schnell verloren. Dies nahm Martin Geelhaar zum Anlass, solche Termine für seine Freunde zu sammeln und übersichtlich zu sortieren. Auf einer Webseite … das war damals nahezu revolutionär. Es gab noch keine Smartphones, kaum internet-taugliche Handys und nur Computer im Schneckentempo. Trotzdem glaubte Martin an seine Idee. Und der Erfolg gab ihm recht. Schon kurze Zeit später war in Darmstadt folgender Dialog weit verbreitet: „Was geht heut‘ Abend?“ – „Schau auf Partyamt!“

Attribute für den Erfolg: anwenderfreundlich, keine Kosten, keine Registrierung, kein Sammeln von Daten. Und vor allem kein Schnickschnack, der unnötig ablenkt, sondern Konzentration auf das Wesentliche: die Information. Was, wann, wo und zu welchem Preis. Als Veranstalter muss man damit rechnen, dass eingereichte Texte kräftig gekürzt werden. Superlative oder Specials wie „Happy Hour“ fliegen konsequent raus. Bestens so (diesen Superlativ hätte er garantiert gelöscht). Ein weiterer Trumpf: Aktualität. Bei Martin reicht eine kurze Nachricht und – schwupps – ist die Information aktualisiert. Man bekommt eher einen Rüffel, wenn ihn eine veränderte Information nicht erreicht. Das entspricht nicht seinem Anspruch. Die Informationen auf seiner Webseite sollen bis zur letzten Sekunde stimmen.

Peu à peu generierte er einige neue Features, ohne die Seite zu überfrachten. Vor allem die Möglichkeit, Tickets für die jeweiligen Veranstaltungen zu erwerben – neben vier Online-Werbebannern die einzige Einnahmequelle, die Kosten und Aufwand einigermaßen deckt. Die Rubrik „Szene“ pflegt er nicht ganz so konsequent wie den Kalender. Da führen manche Links ins Leere und die Ansammlung von Darmstädter Künstlern, DJs und Bands wirkt etwas unvollständig. Aber das macht nichts: Dafür sind wir ja da!

Zwischenzeitlich entwickelte Martin zusätzlich die Seite Theateramt. Diese Webseite wurde aber von hochkulturellen Veranstaltern und Besuchern nicht ausreichend gefüttert und frequentiert, also stampfte er sie wieder ein. Halbe Sachen sind nicht sein Ding. Ein paar Mal dachte er auch ans Aufhören, wollte das Projekt verkaufen, fand aber keine adäquaten Abnehmer, die es in seinem Sinne weitergeführt hätten und einen entsprechenden Preis zu zahlen bereit gewesen wären. Unter Wert wollte er sein Projekt nicht verkaufen. Also machte er weiter.

Er blieb dabei seiner Linie immer treu. Auch als er 2008 mit Cem Tevetoglu die Idee entwickelte, eine Art Partyamt im Printformat zu veröffentlichen. Daraus entstand das P Stadtkulturmagazin, das Ihr jetzt hier knapp dreizehn Jahre später in Händen haltet – und klärt die oft gestellte Frage, was es in Herrgottsnamen mit diesem Buchstaben P auf sich hat: P wie Partyamt Print. Schnell gab es aber unterschiedliche Ansichten über das Konzept. Martin wollte sich auf Veranstaltungen in knapper Form (ähnlich unserer Favoriten-Rubrik) beschränken, Cem dagegen ein redaktionell erarbeitetes und weit gefasstes Stadtkulturmagazin herausbringen. Nach nur einer Ausgabe stieg Martin aus dem Projekt P und der eigens gegründeten GbR wieder aus, blieb aber fortwährend als verlässlicher Kooperationspartner an unserer Seite: Der kalendarische Innenteil jeder P-Ausgabe basiert auf der Partyamt-Webseite des jeweiligen Monats. Er ging also nicht im Streit, sondern blieb nur seiner Linie treu.

Einen schönen Seitenhieb gab es dagegen ab und an Richtung Ordnungsamt und Gema, da diese irgendwann auf den Trichter kamen, seine Seite nach Veranstaltungen zu durchforsten, die nicht ordnungsgemäß angemeldet waren, um diese dann – mit Verweis auf den Eintrag bei Partyamt – zur Kasse zu bitten. Der Grund übrigens, warum „illegale“ Partys und Off-Locations leider nicht im Kalender auftauchen können. Martin kehrte den Spieß um und erfand kurzerhand einen Klub samt abstruser Veranstaltungen, die es gar nicht gab, um die Behörden ins Leere laufen zu lassen. Wir sprangen zeitweise auf den Zug auf und berichteten über diesen mysteriösen Klub und seinen „legendären“ Betreiber. Das stiftete reichlich Verwirrung bei unseren Leser*innen. Manche fahren wohl heute noch durch die Stadt und suchen verzweifelt nach … um welchen Klub es sich handelt, schreiben wir jetzt mal nicht. Vielleicht findet demnächst dort ja mal wieder was statt. Zum Beispiel die Partyamt-Party zum Jubiläum. Wir wären trotz Corona definitiv am Start.

Wir verneigen uns vor 20 Jahren Partyamt. Und vor Martin (sowie Olaf, dem wachsamen Auge über alle Kalendereinträge). Party on.

partyamt.de