Foto: Jan Ehlers

Seit einem Jahr taucht die Buchstabe-Zahlen-Kombi „B31“ regelmäßig im Zusammenhang mit Tech-House- und Techno-Partys im Darmstädter Nachtleben auf. Seinen Anfang nahm das Treiben der Partymacher von B31 im Wohnheim von Khaled Shafik an der Nieder-Ramstädter Straße (mehr zur Bedeutung von B31 im Verlauf des Interviews). Nach den ersten, immer größer werdenden Partys dort (zuletzt einem Open Air im Hof) reifte der Entschluss, eine Veranstaltungsreihe daraus werden zu lassen. Im Rahmen von „B31 – SmokesUnderground“ wollte man zunächst „etwas Kleines mit talentierten, lokalen DJs“ machen, um dem Publikum und den Clubbesitzern zu zeigen, dass die B31-Crew gute Partys organisieren kann. In einem Keller in der Lincoln-Siedlung, in dem es zuvor bereits Jams, Filmabende und auch Techno-Partys von Crews wie Audiovision und dem Nemesis Collective gab, wurden die ersten drei Partys der Reihe gefeiert. Danach ging es in den „Overground“, in die Clubs der Stadt also: ins Weststadtcafé, die Galerie Kurzweil, Krone und Hillstreet No. 73 (R.I.P.). Im Gespräch mit dem P erzählen uns Lilit Sargsyan, Laura Neumann, Renée Hazbon, Khaled Shafik und Fady Mirshak (nicht dabei sein konnte Ammar Al-Jamal) vom B31-Kollektiv von ihren bisherigen Erfahrungen und Eindrücken als junge Veranstalter – und von ihren künftigen Vorhaben.

 

Was ist für Euch der größte Unterschied zwischen Euren Partys in Off-Locations und denen in Clubs?

Fady: Im Keller in der Lincoln-Siedlung war das sehr anstrengend. Alles musste transportiert werden, war auf- und abzubauen, Getränke, Anlage, Licht. Da war nur ein leerer Raum. Man musste alles machen.

Khaled: In Clubs ist das viel weniger Arbeit. Den neuen Freiraum haben wir zum Anlass genommen, immer eine kleine Besonderheit zu bringen, die es sonst in dem jeweiligen Club nicht gibt. Der Mini-Weihnachtsmarkt im Weststadtcafé, ein Pool im Garten der Galerie Kurzweil und auch die Tech-House und Techno-Musik, die es so im Hillstreet No. 73 oder der Goldenen Krone bisher noch nicht oder nur selten gab.

Wie seid Ihr an die Location in der Lincoln-Siedlung gekommen?

K: Ich kenne dort Leute. Die meinten, klar, da helfen wir Euch. Am Anfang waren wir unsicher, ob wirklich jemand kommt. Es ist ja auch kein richtiger Club, sondern einfach ein Keller. Am Abend haben wir dann begeistert gedacht: „Ist das wirklich unsere Party?“ Um halb eins war es überfüllt! Schon als wir um 23 Uhr aufgemacht haben, standen Leute vor der Tür. Der DJ hat den ersten Song gespielt und sie haben angefangen zu tanzen.

F: Weil viele Leute kamen, haben wir damit weitergemacht. Und es wurden immer mehr. Beim zweiten Mal war es schon eng und beim dritten Mal war klar, dass wir das dort nicht mehr veranstalten können. Wenn kaum Platz ist, um richtig zu tanzen, macht das keinen Spaß – wie im H-Bus in der Klausurenphase kurz vor dem Mittagessen. Deshalb haben wir uns nach Clubs umgesehen.

Was motiviert Euch?

K: Das Feedback.

F: Wir haben nie etwas Besonderes angeboten, keine Lightshow, Visuals oder aufwändige Deko. Auch keine besonderen Drinks oder bekannte DJs. Aber die Leute mögen diese Partys.

K: Was unsere Partys ausmacht, ist die Musik. Das schreiben wir ja auch in den Veranstaltungstexten: Wir unterstützen junge Künstler, die einen Sound spielen, den wir auch feiern. Viele DJs schicken uns Sets und Bewerbungen. Die hören wir uns alle an und schauen, ob das gut passt oder nicht.

F: Da sind wir sehr streng. Das ist das Einzige, worauf wir wirklich Einfluss haben können. Wir haben wirklich jedes Set mehrmals angehört und Fehler gesucht, um zu sehen, ob die Musik zu B31 passt. Wir wollen niemandem, der gut auflegen kann, aber eine andere Musikrichtung spielt, unseren Stil aufzwingen. Das macht keinen Spaß und funktioniert nicht. Das ist uns wichtig, weil die Leute in ihrem Feedback oft besonders die Musik erwähnen. Nicht die Deko, das Licht oder so.

Wie seht Ihr die Darmstädter Szene?

K: Es gibt wenig Angebot an elektronischer Tanzmusik in unserem Bereich. Viele unserer Bekannten gehen nicht in Darmstadt feiern, sondern in anderen Städten, wo es entsprechende Partys gibt. In Darmstadt hat das offenbar noch keiner versucht oder die Gruppen haben wieder damit aufgehört.

Wenn man sich in Darmstadt umsieht, dann hat die Stadt ja nicht wenig elektronische Tanzmusik zu bieten. Jedes Wochenende sind Partys in der Galerie Kurzweil und dem Ponyhof, regelmäßig auch im Weststadtcafé und Schlosskeller.

F: Und trotzdem haben viele Leute mehr Spaß daran, außerhalb Darmstadts feiern zu gehen. Klar, die Clubs, die Du genannt hast, haben auch ihre eigenen Eventreihen, darunter auch viel elektronische Musik, zum Beispiel viel Deep-House und auch Melodic-Techno. Auch gibt es viele Gruppen, die zum Beispiel Hard-Techno spielen. Aber der einzige Club, der regelmäßig etwas in unserer Richtung gemacht hat, war das längst geschlossene Level 6. Der Tech-House und Techno, den wir auf unsere Partys bringen, ist hier nur wenig vertreten. Und in der letzten Zeit ist genau diese Szene aktiver geworden. Das möchten wir unterstützen und in der Wechselwirkung mit den anderen Gruppen wie „The Growing“ oder „Wir sind anders“ [beide im Ponyhof], die ähnliche Musik machen, diese Szene weiter beleben.

K: Das möchten wir nicht immer in derselben Location, sondern an wechselnden Orten der Stadt machen.

F: Wir schauen, in welchen Locations das für unsere Szene, auch im Hinblick auf die Kommunikation mit dem Besitzer oder Manager, am besten passt. Am liebsten möchten wir das in zwei, drei Locations machen, damit die Stimmung auf den Partys immer ein bisschen unterschiedlich ist.

Was dürfen wir erwarten?

F: Wir wollen eine Community aufbauen und erreichen, dass irgendwann mal Leute aus den Städten der Umgebung zu größeren Veranstaltungen von uns kommen. In Zukunft möchten wir gerne verschiedene Arten von Partys machen: In Clubs und auch kleinere Partys, ab und zu Open Airs oder auch mal einen Headliner bringen. Aber keine Party auf vier Floors mit zwölf oder 15 DJs, weil das den Wert des einzelnen DJs verringert . Da lesen viele nur noch die Namen der Headliner. Wir wollen gemeinsam mit den DJs, Promotern und unseren Freunden größer und bekannter werden. Aber die Leute müssen es sich weiterhin leisten können – es soll einfach Spaß machen.

K: Es geht Schritt für Schritt weiter. B31 ist wie unser Baby, dem wir beim Erwachsenwerden zusehen möchten.

Warum habt Ihr Euch B31 genannt? Was bedeutet der Name für Euch?

K: B31 ist der Name der Wohnheim-WG, in der wir die erste Party gemacht haben.

L: Die WG ist wie unser Wohnzimmer. Beim Aufräumen gibt’s sogar manchmal Streit. Bin ich in B31, bin ich zuhause. In meine Wohnung gehe ich nur noch zum Schlafen. Wir sind wie eine Familie geworden …

… sagt Lilit und beschreibt damit sehr treffend den Eindruck, den die sechs Party-Enthusiasten während des Interviews hinterlassen haben.

 

B31 – Die nächste Party:

„B31 – Traxxbox“: Moonwalk (Stil vor Talent).

Ponyhof | Fr, 21.04. | 23 Uhr | 10 Euro

Veranstaltungsreihen von B31:

„B31 – SmokesUnderground“: kleine Keller-Partys mit talentierten, lokalen DJs.

„B31 – SmokesOverground“: Partys in überirdischen Clubs, ebenfalls mit talentierten, lokalen DJs.

„B31 – Traxxbox“: B31 stellen junge, talentierte und weltweit erfolgreiche Produzenten vor, deren Tracks auch auf ihren Partys gespielt werden.

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B31 bei residentadvisor.net