Foto: Jan Ehlers
Foto: Jan Ehlers

Im September dieses Jahres hat die Darmstädter HipHop-Formation „Bessunger Hills“ um den Rapper Digga Ras ihr erstes Album „4083E“ in eigener Regie rausgebracht. Ein Grund für das P, mit Digga Ras, Kry und Crizpanic in der Shisha-Bar „Zeitlos” eine Pfeife zu rauchen und über das Projekt und HipHop aus der Heinermetropole zu sprechen.

P: Wer ist Bessunger Hills und wie habt Ihr zusammengefunden?

Crizpanic: Bessunger Hills, das sind die Rapper Poc und ich, Digga Ras, Jus Proud, die Produzenten Kry und Chumi Beats. Kry und ich kannten uns schon aus dem Studio und über Poc habe ich dann Digga kennen gelernt.

Kry: Ich habe schon immer ein bisschen mit Beats rumprobiert, aber nichts Professionelles. Dann kam der Digga mal vorbei und hat das Equipment gesehen. Und gemeint, das ist ja wie bei Jakob [Hille von den „Bösen Zungen“ Anm. d. Red.] in seiner Küche. Wir haben dann einfach mal rumgespielt und gemerkt: Da geht echt was! Und so kam das dann.

Warum das beschauliche Bessungen als Namensgeber für ein HipHop-Projekt?

K: Ursprünglich stammt der Name Bessunger Hills von Jakob, so nennt er seine Küche. Mein Homestudio liegt im achten Stock, von dort sieht man auch auf die die Hügel Bessungens. Das hat dann einfach gepasst.

Neben den jüngeren Rappern sind ja auch die Bösen Zungen wieder dabei. Die erste Veröffentlichung seit 2010 – wie kam das?

Digga Ras: Es ist zwar nur ein kleiner Beitrag der Jungs, aber mehr ging halt nicht. Wacks ist zweifacher Vater, Jakob war am Anfang stark involviert, hatte dann aber mit seinem Job viel um die Ohren. Das war nicht so einfach, die zusammenzubekommen. Aber mir war es wichtig, dass das als eine Einheit rüberkommt: die Bösen Zungen als Teil von Bessunger Hills.

Bessunger Hills als Brücke zwischen der alten Garde und der jungen Generation – kann man das so sagen?

D: Am Anfang habe ich das nicht so gesehen, aber jetzt kann man das so sagen.

Eure erste Videoauskopplung zum Album war „Hangover Süd-Rhein-Main“. Da hört und sieht man 16 Rapper, unter anderem auch Olexesh, der sich von Kranichstein aus in die deutschen Top 10 gerapt hat. „Hangover Süd-Rhein-Main“ geht über 13 Minuten – ungewöhnlich für ein HipHop-Stück. Wolltet Ihr damit ins Rap-Guinessbuch der Rekorde?

D: Nee, am Anfang wollte ich das nur zusammen mit Wacks, Criz, Poc und Jakob machen. Dann habe ich Olexesh getroffen, der auf der Suche nach einem Studio war. Ich habe ihm Jakob vermittelt. Als Gegenleistung habe ich ihn gefragt, ob er für mich einen 16er rappen kann [gemeint sind 16 Bars, eine Takteinheit]. Ich habe einen Beat angemacht, der schon zehn Jahre alt war und Olexesh war total begeistert. Das war „Hangover“. Mit Olexesh habe ich dann die ganzen anderen Leute geködert. Erst dann, im November/Dezember 2013 ging es offiziell mit Bessunger Hills als Plattform los.

Weil Digga gerade von einer Plattform gesprochen hat: Bessunger Hills soll mehr sein als ein rein musikalisches Projekt, oder?

C: Ja, das ist schon eine Art Familie. Es gibt die festen aktiven Mitglieder und darüber hinaus soll es auch eine Plattform sein für HipHop aus Darmstadt und den südlichen Rhein-Main-Kreis. Deshalb war „Hangover“ das passende Video, weil wir eben auch andere Rapper aus der Region einbinden wollen – wir sind da nicht so egoistisch. Wir wollen eine Community sein. Das war dann auch wie ein Puzzle, alles hat sich ineinandergefügt und gepasst. Wir chillen auch privat gerne mal hart, feiern und gehen zusammen Basketball spielen.

D: Meine Rolle beschränkt sich dabei nicht nur darauf, musikalisch weiterzuhelfen, ich bin da auch manchmal der Papa [alle lachen]. Mir geht es auch darum, dass es privat bei den Jungs stimmt: „Wie geht es Deiner Familie, wie läuft es mit der Freundin?“ Mir ist es auch wichtig, dass sie Arbeit haben, damit sie wissen, woher ihr Geld kommt. Außerdem sehe ich meine Aufgabe darin, die Jungs bei ihren Texten darauf zu stoßen: „Was wollt Ihr eigentlich erzählen?“

Warum gibt es Eure CD ausschließlich über den Online-Shop des Griesheimer Streetwear-Labels „My Style is Haze“?‘

D: Ich kenne Roger [Samuel, den Geschäftsführer von „My Style is Haze“] schon länger und wenn ich jemanden mag, dann unterstütze ich ihn auch. Ich fand die Idee gut, eine kleine limitierte Auflage [100 Exemplare] zu machen und die dann gratis als Bonus für einem Einkauf von über 20 Euro bei „My Style is Haze“ mitzugeben.

Musikalisch ist das Album ziemlich abwechslungsreich: vom knackigen Funksample bis zum dicken G-Funk-Bass – ist das ein Ergebnis der Vielfalt von Bessunger Hills?

K: Ich bin ja nicht der einzige Producer. Chumi hat auch einige Songs beigesteuert und wir ergänzen uns da gut. Er arbeitet viel mit Samples und ich komponiere eher. Bei mir kommt auch der orientalische Einfluss aus meiner türkischen Familie rein. Diese unterschiedlichen Ansätze haben dann zu der musikalischen Vielfalt geführt. Wir sind auch noch in der Findungsphase und wollen da verschiedene Dinge ausprobieren. Vielleicht wird das nächste Album da einheitlicher.

Eine der nächsten Veröffentlichung von Bessunger Hills soll ja von Crizpanic und Poc sein. Was erwartet uns da?

C: Es wird kompromisslos, rough und konsequent und kommt definitiv Anfang nächsten Jahres. Neben den Bessunger-Hills-Jungs wird es einige derbe Features geben: Olexesh, Born und Gregpipe aus Frankfurt. Der Rest ist noch geheim.

Ende September hattet Ihr einen Auftritt mit Snaga und Fard in Frankfurt, also „out of Bessungen“. Wie lief’s denn so?

C: Das war Bombe. Die Leute sind echt gut abgegangen. Die meisten kannten uns ja nicht, und waren wegen Snaga und Fard da, aber auch denen haben wir gut gefallen. Wir haben eine gute Performance abgegeben. Hat echt Spaß gemacht.

D: Nach dem ersten 16er kam ein Promoter auf mich zu und hat mir Auftritte bei gleich zwei Festivals angeboten, unter anderem beim „Out 4Fame“ im Juni 2015. Wir haben dem Manager von Snaga und Fard auch eine Beat-CD gegeben und er hat sich gleich drei Beats von Kry und Chumi ausgesucht. Diese CD ist auch beim Booker von Ryan Leslie gelandet, der anscheinend auch daran interessiert ist. Da sieht man, dass Bessunger Hills schon über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist.

In diesem Jahr kam mit den Veröffentlichungen von Olexesh, Döll, Mädness und Euch so viel HipHop aus Darmstadt wie schon lange nicht mehr. Wie seht Ihr die Entwicklung?

D: Definitiv gut. Das Komische ist ja, das gab es schon einmal. Vor sechs, sieben Jahren ging einiges in Darmstadt. 2006 waren Böse Zungen und Mädness im Finale der „Jam Session“ [Wettbewerb des Juice Magazins] und die Leute haben uns damals gefragt: „Was ist denn in Darmstadt los?“ So ist es jetzt auch wieder. Das ist definitiv das beste Jahr für HipHop aus unserer Stadt.

Was denkt die jüngere Generation darüber?

K: Ich sehe das nicht nur auf HipHop begrenzt. Ich komme ja aus Paderborn und habe deshalb einen Blick von außen: Darmstadt entwickelt sich in vielen Bereichen enorm. Es heißt zwar Wissenschaftsstadt, aber es gibt so viel mehr hier. Im Hinblick auf HipHop herrscht in Darmstadt weniger Konkurrenzdenken, es ist eher ein Miteinander.

Was sind Eure nächsten Schritte?

D: Drei Songs für das zweite Bessunger-Hills-Album sind schon fertig, das komplette Album wird aber noch dauern. Dann das Crizpanic- und Poc-Album. Wir haben einen Nachwuchsrapper, Petko aus der Heimstättensiedlung, da wird auch was kommen. Auftritte von uns wird es am 27. Dezember im Nachtleben in Frankfurt mit Meezy geben, voraussichtlich im April in Darmstadt bei der Jam-Session „Uff de Couch“ und dann natürlich das „Out 4 Fame“ im Sommer 2015.

www.facebook.com/bessungerhills

 

Win! Win!

Das P verlost >HIER drei „4083E“-CDs der Bessunger Hills.

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