Jolly Goods
Foto: Jan Ehlers

Der Prophet im eigenen Land gilt ja bekanntlich nichts, und so machten sich die Schwestern Tanja (19) und Angy (16) Pippi auf, die 8.000-Seelen-Gemeinde Rimbach im Odenwald hinter sich zu lassen und die Welt mit ihrem „LoFi-Garage-Beat-Punk-Trash“ zu erobern. Nachdem das Duo als Support von Adam Green zahlreiche Jünger (unter anderem Mr. Green himself) hinzugewonnen hat, soll das aktuelle Album „her.barium“ der ganz große Wurf werden. Ein Gespräch mit Frontfrau Tanja Pippi über Odenwälder Eigenarten, das neue Umfeld in Berlin und den mangelnden Respekt vor den Hives.

 

P: Ihr habt vor einigen Tagen Eure erste Tour in Darmstadt beendet. Heimweh?
Tanja Pippi: Heimweh? Auf keinen Fall! Darmstadt als Finale hat sich einfach so ergeben.

Ihr seid glühende Grunge-Fans und Euer Name „Jolly Goods“ ist eine Anspielung auf ein Zitat aus der White-Stripes-Nummer „Well it’s true that we love one another“. Klingt nicht unbedingt Feuerwehrfest-kompatibel. Ich könnte mir vorstellen, dass Ihr mit Euren ersten Auftritten im Odenwälder Raum auf Unverständnis gestoßen seid.
Wir haben Bands wie Hole und The White Stripes gehört, waren wütend und wollten Musik machen, das musste einfach raus! Klar, dass es in Rimbach und Umgebung kaum Leute gab, die wirklich verstanden haben, was wir da machen. Es hieß nur, dass wir nicht spielen können und einen Bass brauchen. Wir empfinden keine wirkliche Liebe zum Odenwald.

Ihr habt mit einer ganzen Reihe von Etiketten zu kämpfen: Neo-Grunge, Riot Girls, White Stripes-Doubles, auch Eure „dörfliche Herkunft“ wird in wirklich jedem Artikel zitiert. Sind das Etiketten, die ihr Euch selbst verpasst habt, denn manche sind ja für Euer Image durchaus förderlich – oder nervt das einfach nur?
Natürlich haben wir das Rimbach-Ding bewusst in die Welt gesetzt und natürlich fängt es an, auch schrecklich zu nerven. Aber es war von vorn herein klar, dass sich das verselbstständigt, die Leute schreiben ja alle voneinander ab.

Wäre Euer Karrierestart ähnlich gut verlaufen, wenn ihr beispielsweise aus Berlin oder Hamburg kommen würdet?
Glaube ich nicht wirklich. Ich hätte dort wohl die gleichen Ideen gehabt und die gleichen Songs geschrieben. Außerdem hatten wir überhaupt keinen guten Start, wir mussten erst nach Berlin fahren und dort auf uns aufmerksam machen, damit die Dinge sich für uns bewegten.

Scheint funktioniert zu haben, denn Euer Umfeld ist bestens strukturiert. Fast wie masterplanmäßig ausgesucht. Euer Label Louisville Records wird von Ex-Surrogat-Mann Patrick Wagner geleitet, der Euch auch entdeckt hat. Bertold Seliger ist einer der Top-Konzertagenten hierzulande und kümmert sich höchstpersönlich um Eure Tourneegeschäfte und Beatsteaks-/Tocotronic-Produzent Moses Schneider hat Euer Album gemischt. Wie kam es dazu?
Ein Freund von uns hat den Louisville-Leuten eine Demo-CD von uns gegeben. Durch Louisville kamen wir dann zu all den anderen Leuten. Wir freuen uns riesig über die Unterstützung und wir sind sehr zufrieden mit deren Arbeit.

Ihr spielt noch diverse Konzerte dieses Jahr. Unter anderem am 29. März 2008 bei der WDR Rocknacht im Kölner Palladium mit The Hives, Velvet Revolver und Good Charlotte. Schon Bammel oder nehmt Ihr das ganz locker?
Wenn das jetzt zum Beispiel Patti Smith wäre, dann wären wir sicher aufgeregt. Aber vor den Bands beim Rockpalast haben wir eigentlich relativ wenig Respekt. Wir sind eher gespannt, wie es an sich ist, dort zu spielen und nicht mit wem.

Wie bekommen Angy und Du eigentlich Eure weitere Zusammenarbeit hin? Deine Schwester geht ja laut Pressemeldungen weiterhin in Rimbach zur Schule, während Du vor einiger Zeit nach Berlin-Neukölln gezogen bist.
Ich hatte erst große Sorgen, dass das alles auch weiter so gut klappen wird. Aber es funktioniert bestens. Das passt schon, auch wenn wir natürlich weniger Zeit miteinander verbringen als früher.

Den Song „Girl move away from here“ hattest Du als Aufforderung an Dich selbst geschrieben, Rimbach endlich zu verlassen. Wird Angy diesem Ruf ebenfalls folgen?
Angy wird auch nicht für immer in Rimbach wohnen, da bin ich mir sehr, sehr sicher!

Dein Name „Tanja Pippi“ soll ja offensichtlich an Pippi Langstrumpf erinnern. Woher kommt eigentlich das Interesse einer 19-Jährigen wie Dir für „alte“ Themen wie Grunge und Astrid-Lindgren-Geschichten?
Ich bin einfach nur an guten Sachen interessiert.

Vielen Dank für das Gespräch.

www.jollygoods.net

 

Video ansehen