Illustration: Anne-Sophie Engelhardt (Winterhart Studios)

Die Corona-Pandemie ist nun schon seit weit mehr als einem Jahr Teil unseres Lebens. Doch mit am schwersten war sicherlich die Zeit, als alles begann, Anfang 2020. Ich war damals achtzehn und kurz davor, mit der Schule fertig zu werden.

An meinem offiziell letzten normalen Schultag – es war Freitag, der 13. März 2020 – wurde die bundesweite Schließung aller Schulen und Kitas verkündet. Eine Woche vor meiner ersten Abiturprüfung. Bis dahin hatte sich wahrscheinlich niemand vorstellen können, welche Ausmaße die Pandemie noch annehmen sollte.

Natürlich hatte ich schon vorher in den Nachrichten über dieses neuartige Virus aus China gehört. Doch selbst, als dessen Gefährlichkeit bekannt wurde, habe ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, ob Covid-19 tatsächlich Einfluss auf mein eigenes Leben nehmen würde. Wie wohl die meisten anderen habe ich Anfang des Jahres angenommen, dass Corona – ähnlich wie Ebola – ein Virus ist, über das man ein paar Monate lang Nachrichten aus anderen Teilen der Welt hört und dass es danach größtenteils wieder verschwindet.

Wer hätte damals schon vorhersagen können, dass Corona zu einer globalen Pandemie führt, die unser gesamtes soziales Leben auf Eis legt. Sämtliche Geschäfte bis auf Weiteres geschlossen, alle Veranstaltungen abgesagt, monatelanger Lockdown. Glücklicherweise hat sich niemand mir Bekanntes mit dem Virus infiziert. Aber die Nachrichten über überfüllte Krankenhäuser und Tausende Tote haben mir schon gereicht.

Der erste Lockdown war für mich, wie wohl für die meisten anderen Abiturient:innen, anfangs von nicht allzu großer Bedeutung, da wir so oder so jeden Tag zu Hause lernen mussten. Aber nachdem die letzte Abiprüfung geschafft war und keine Abifeier oder dergleichen stattfinden konnte, waren natürlich alle sehr enttäuscht. Für kurze Zeit habe ich mir auch Sorgen gemacht, ob Corona die eigene (auch berufliche) Zukunft bedrohen könnte. Aber zum Glück war relativ schnell klar, dass Schulen und Universitäten zumindest online weiterlaufen würden.

Was mich persönlich aber am meisten an der Pandemie betroffen hat, war die Ungewissheit. Wann wird man wieder ohne Maske aus dem Haus gehen können? Wann wieder ins Böllenfalltorstadion oder in die Centralstation? Wann werden die Geschäfte und Restaurants öffnen? Werden das Schlossgrabenfest und das Heinerfest stattfinden? Selbst das Abitur stand in Hessen auf der Kippe. Diskutiert wurde eine Verschiebung von Ende März auf Mai oder Juni.

Sinnlose Petitionen gegen die Ungewissheit

Nebenbei wurden sinnlose Petitionen, das Abitur aufgrund von ungerechten Voraussetzungen komplett abzusagen, tausendfach unterzeichnet. Für eine so wichtige Prüfung lernen zu müssen, in dem Wissen, dass diese womöglich gar nicht stattfindet, war eine Erfahrung, die ich nicht noch einmal durchmachen möchte. Wenige Tage vor meiner ersten Prüfung war immer noch nicht klar, ob die Klausuren nun verschoben werden oder nicht. Ich für meinen Teil habe versucht, alles, was von außen kommt, auszublenden und einfach anzunehmen, dass die Prüfungen allen Widrigkeiten zum Trotz irgendwie stattfinden können. So ist es zum Glück dann auch gekommen.

Mir ist natürlich bewusst, dass das alles unbedeutend ist im Vergleich zu dem, was andere Menschen aufgrund von Corona durchmachen mussten. Auch in Darmstadt sind einige Lokale und Betriebe der Pandemie zum Opfer gefallen. Ich war beispielsweise früher ab und zu im Chaplin’s am Messplatz, mittlerweile ist das Bowlingcenter allerdings pleite und musste schließen. Für Inhaber als auch Angestellte können notwendige Sicherheitsmaßnahmen somit im schlimmsten Fall zur Existenzbedrohung führen. Aber mein größtes Beileid geht natürlich an all diejenigen, die sich selbst oder deren Familie oder Freund:innen sich ernsthaft mit dem Virus infiziert haben.

Wird das Leben je wieder wie vor Corona sein?

Dennoch stelle ich mir auch heute noch die Frage, wann wohl alles wieder so wie vor der Pandemie sein wird. Wird es überhaupt je wieder so sein? Oder hat Corona unser Leben tatsächlich für immer verändert? Ich halte es für wahrscheinlich, dass – umfassende Impfungen vorausgesetzt – unser Leben spätestens in ein paar Jahren größtenteils wieder coronafrei sein wird, auch wenn es vielleicht noch viel länger dauern wird, bis das Virus ganz von der Bildfläche verschwindet.

Covid-19 wurde zu einem historisch bedeutenden Ereignis. Sich bewusst zu werden, Teil dessen geworden zu sein, ist interessant. Wer 2019 eine weltweite Pandemie vorausgesagt hätte, wäre vermutlich für verrückt erklärt worden. Die letzte Pandemie vergleichbaren Ausmaßes war die Spanische Grippe, sie fand gegen Ende des Ersten Weltkrieges von 1918 bis 1920 statt. Über das Virus namens Corona, das 2020 die ganze Welt in Atem gehalten hat, wird noch in hunderten, wenn nicht tausenden von Jahren in Klassenzimmern gesprochen und in Hörsälen diskutiert werden.

Nebenbei kann man meiner Meinung nach auch etwas Positives zwischen all dem Leid und der Frustration, die Covid-19 mit sich gebracht hat, sehen. Denn durch die Pandemie und den alles verändernden Lockdown haben wir gelernt, Dinge, die vorher als gegeben angesehen wurden, wieder mehr wertzuschätzen. Und dass wir dankbar sein sollten für das Leben, das wir führen können. Denn wie heißt es so schön: Man weiß erst, was man hatte, wenn man es – zumindest temporär – verloren hat.