Da isser wieder. Anderthalb Jahre nach seinem Abgang soll Dirk Schuster die Lilien vor dem Abstieg in die 3. Liga bewahren. Viele Fans reagierten positiv auf die Rückkehr des Erfolgstrainers. Klar, es gab diesen bitteren Beigeschmack, als Schuster im Sommer 2016 von jetzt auf gleich dem Augsburger Werben erlag. Aber die Erinnerungen an die guten Zeiten überwiegen eben doch. Ist Schuster also der richtige Mann am richtigen Ort?
Nun, seine Wahl ist naheliegend, sonderlich mutig ist sie allerdings nicht. Die Rückholaktion passt in die Schublade „sichere Bank“. Beide Seiten wissen, was sie bekommen. Zumindest in der Zusammenarbeit. Gute Ergebnisse garantiert das aber noch lange nicht. Der Kader und die Spielidee dahinter tragen die Handschrift von Torsten Frings. Kein Wunder, dass sich die Spieler darin überboten, ihrem Ex-Coach via Facebook, Twitter und Instagram nachzutrauern. Da fragte man sich doch glatt, warum sie sich nicht für ihn zerrissen hatten! Das von Schuster bevorzugte und in der 2. Liga gefragte schnelle Umschaltspiel mit flinken Außenspielern suchte man in der Hinrunde jedenfalls vergebens. Folglich warf Schuster in der Winterpause das Personalkarussell an. Der neue alte Trainer und das Team müssen sich nun schnell finden und funktionieren. Was es jetzt braucht, sind schleunigst Dreier. Schuster ist als Psychologe, Motivator und Ideengeber gefragt. Eine Aufgabe, die ihm durchaus zuzutrauen ist.
Lucky Lilien?
„Lucky Lilien“ also? Nun, vielleicht sogar noch mehr „dankbarer Dirk“! Seine Zeit in Augsburg dauerte nur 14 Spieltage. Um seine Entlassung rankten sich zahlreiche Gerüchte, die teilweise unter der Gürtellinie verliefen. Tabellarisch erschien seine Freistellung wenig notwendig. Was auch immer vorgefallen war, Schuster fiel fürs Erste hinten runter. 2017 zog ihn – den kicker-Mann des Jahres 2015 – kein Erstligist ernsthaft als neuen Coach in Betracht. Dabei hätte es mehr als genug offene Trainerstellen gegeben. In der Eliteklasse traute man dem Arbeiter aber wohl nicht so recht über den Weg. In Darmstadt, ja da hatte er Erfolg – da, wo er sich selbst etwas aufgebaut hatte. Sein Intermezzo in Augsburg schien etwaige Vorbehalte ihm gegenüber zu bestärken. Hinzu kommt: Derzeit sind Trainer gefragt, die kaum älter als ihre Spieler sind. Julian Nagelsmann, Domenico Tedesco, Hannes Wolff, Alexander Nouri und dessen Nachfolger Florian Kohfeldt zeigen das. Noch nicht einmal beim designierten Absteiger aus Köln, für den Schuster selbst gespielt hatte, war er ein Thema. Das ließ Schuster durchblicken, als er gegenüber der FAZ nur Zweitliga- und Auslandskontakte erwähnte. Und das, wo Köln unter Peter Stöger für einen Fußball stand, der auf Spieldisziplin und nicht auf Offensivfeuerwerk ausgerichtet war. Mithin ein Stil, der Schuster alles andere als fremd ist.
Auch wenn der 50-Jährige von Anfragen anderer Zweitligisten sprach, zu einem Engagement kam es letztlich nicht. Das könnte daran liegen, dass die Zweitligavereine inzwischen reichlich unorthodoxe Trainerverpflichtungen bevorzugen. Vor allem aus dem eigenen Unterbau, dem Ausland oder von unterklassigen Klubs. Beispiele gibt es zuhauf: Ingolstadts Stefan Leitl trainierte die eigene Zweitvertretung. Nürnbergs Michael Köllner ebenfalls. Bielefeld holte Jeff Saibene aus der Schweiz, Kaiserslautern Jeff Strasser aus Luxemburg und Greuther Fürth Damir Buric aus Österreich. Aue verpflichtete Hannes Drews von Holstein Kiels U19! Holstein Kiel wiederum bediente sich mit Markus Anfang bei einem Nachwuchscoach von Bayer Leverkusen. Sandhausen holte Kenan Kocak von Viertligist Waldhof Mannheim, Bochum Ismail Atalan von Drittligist Lotte, bevor sie mit Jens Rasiejewski den Trainer der eigenen U19 beförderten. In diese Beuteschemen passte Schuster nicht.
Gestandene Trainer auf Jobsuche
Es ist also überhaupt nicht mehr selbstverständlich, dass ein gestandener Trainer automatisch binnen Jahresfrist irgendwo anders unterkommt. Es grüßt stattdessen das Abstellgleis. Siehe Mike Büskens. Bei Schalke 04 interimsweise gestartet, fand er in Fürth sein Glück und führte die Franken in die 1. Liga. Danach ging es für ihn nach Düsseldorf, wo er nach ähnlich kurzer Amtszeit wie Schuster in Augsburg geschasst wurde. Anschließend zog es ihn nochmals zurück an die alte Erfolgsstätte nach Fürth, wo er den Klub entgegen aller Erwartungen noch tiefer in den Tabellenkeller der 2. Liga führte. Ein Jahr später lockte Rapid Wien, wo noch in der Vorrunde Schluss war. Seit Ende 2016 wartet er auf ein neues Engagement.
Dirk Schuster war also gut beraten, nicht mehr allzu wählerisch zu sein und das Lilien-Angebot anzunehmen. Sonst hätte er sich an Kosta Runjaic orientieren müssen. Dieser wurde nach der Entlassung von Norbert Meier noch als möglicher Nachfolger bei den Lilien gehandelt. Ein Jahr ohne Job später verschlug es ihn zum polnischen Erstligisten Pogon Stettin. Tatsächlich wurden Schuster schon konkrete Kontake zu Omonia Nikosia nachgesagt, bevor Rüdiger Fritsch zum Telefon griff.
Man darf bei der Rückholaktion also durchaus von einem „dankbaren Dirk“ sprechen. Wenn er nun noch dafür sorgt, dass wir Mitte Mai von den „lucky Lilien“ sprechen, dann soll uns das recht sein!
Nie mehr 3. Liga! Bitte.
So, 04.02., 13.30 Uhr: SVD – MSV Duisburg
Fr, 09.02., 18.30 Uhr: VfL Bochum – SVD
Sa, 17.02., 13.00 Uhr: Arminia Bielefeld – SVD
So, 25.02., 13.30 Uhr: SVD – 1. FC Heidenheim
Fr, 02.03., 18.30 Uhr: Dynamo Dresden – SVD
www.sv98.de